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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Vampir zu sein.
     
    Ich wartete auf ein Anzeichen, dass sie sich mir näherten. Ich spürte einen kalten Luftzug im Gesicht. Der kam nicht von ihren Bewegungen. War ich der Felsöffnung nahe, die tiefer in die Höhle führte? Könnte ich einfach entwischen? Bei völliger Dunkelheit, ohne Kenntnis von Gruben oder Wasserlöchern, die zum Ertrinken reichten? Klang nicht nach einem guten Einfall. Vielleicht könnte ich sie stattdessen alle hier umbringen. Tolle Aussichten.
     
    Außer den Echos von Alejandros Schreien war noch etwas zu hören, ein hohes Zischen wie von einer großen Schlange. Die Lamia verwandelte sich. Ich musste zusehen, dass ich fortkam, ehe sie damit fertig war. Über mir hörte ich platschendes Wasser, ich blickte auf und sah nichts als undurchdringliche Dunkelheit.
     
    Ich konnte nichts spüren, aber wieder hörte ich von oben etwas im Wasser. Ich zielte nach oben und schoss. Der Feuerblitz enthüllte Ronalds Gesicht. Die Sonnenbrille fehlte. Seine Augen waren gelb, hatten ovale Pupillen. All das sah ich im Licht des Mündungsfeuers. Ich feuerte noch zweimal in das schlitzäugige Gesicht. Er schrie auf und unter den Zähnen zeigten sich Reißzähne. Lieber Gott. Was war das für einer?
     
    Was auch immer, Ronald stürzte rücklings. Er landete klatschend im Wasser, aber so laut, das konnte nicht der flache Tümpel gewesen sein. Ich hörte keine Bewegung mehr von ihm. War er tot?
     
    Alejandros Schreie waren verstummt. War er ebenfalls tot? Oder kroch er auf mich zu? War er vielleicht schon fast bei mir? Ich hielt die Waffe vor mich und versuchte, etwas zu spüren, irgendetwas.
     
    Etwas Schweres zog sich über den Fels. Mein Magen krampfte sich zusammen. Die Lamia. Scheiße.
     
    Das war es. Ich schob eine Schulter um die Ecke in die Öffnung. Ich kroch auf Knien und auf einer Hand. Ich wollte nicht rennen, solange ich nicht musste. Sonst würde ich mich an einem der Stalaktiten aufspießen oder in ein bodenloses Loch stürzten. Na gut, vielleicht in kein bodenloses, aber wenn ich zehn Meter tief fiel, war das auch nicht nötig. Tot ist tot.
     
    Eisiges Wasser drang durch meine Jeans und in die Schuhe. Der Fels fühlte sich glitschig an. Ich kroch, so schnell ich konnte, immer mit einer Hand nach dem Abgrund tastend, nach einer Gefahr, die meine Augen nicht sehen würden.
     
    Das schwere gleitende Geräusch füllte die Schwärze. Das war die Lamia. Sie hatte die Verwandlung vollzogen. Würden ihre Schuppen auf dem glitschigen Stein schneller sein? Oder würde ich die Schnellere sein? Ich wollte mich aufrichten und rennen. Rennen, so schnell und so weit ich konnte. Meine Schultern verkrampften sich unter dem verzweifelten Wunsch, fortzukommen.
     
    Ein lautes Klatschen verkündete, dass sie ins Wasser gesprungen war. Sie konnte schneller schwimmen, als ich kriechen; darauf mochte ich wetten. Und wenn ich nun rannte ... und stürzte und bewusstlos liegen blieb? Also, besser es versucht zu haben, als wie eine Maus geschnappt zu werden.
     
    Ich richtete mich auf und begann zu rennen. Ich streckte die linke Hand nach vorne aus, um mein Gesicht zu schützen, aber alles andere überließ ich dem Zufall. Ich konnte nicht das Geringste sehen. Ich rannte aus voller Kraft, blind wie eine Fledermaus, mit zusammengeballtem Magen in der Erwartung, dass unter mir der Boden wegstürzte.
     
    Das Gleiten der Schuppen wurde leiser. Ich war schneller als sie. Prima.
     
    Ein Fels rammte mich an der rechten Schulter. Der Aufprall warf mich an die andere Wand. Mein Arm war taub bis in die Fingerspitzen. Ich hatte die Pistole fallen lassen. Drei Schuss waren noch übrig, aber das war besser als nichts. Ich lehnte mich an die Wand, hielt mir den Arm, wartete, dass das Gefühl zurückkehrte, überlegte, ob ich im Dunkeln die Waffe fände, überlegte, ob mir die Zeit zum Suchen blieb.
     
    Ein Licht sprang in meinen Tunnel. Blondie war auf dem Weg zu mir, hätte dabei sein Leben riskiert, wenn ich jetzt die Pistole gehabt hätte. Ich hatte sie aber nicht. Bei dem Aufprall hätte ich mir den Arm brechen können. Das Gefühl kehrte langsam zurück, zusammen mit einem schmerzhaften Prickeln und einem Stechen an der Stelle, wo der Fels aufgeprallt war. Ich brauchte eine Taschenlampe. Wenn ich mich nun versteckte und Blondie die Lampe abnahm? Ich hatte zwei Messer. Soweit ich wusste, war Blondie nicht bewaffnet. Das barg Möglichkeiten.
     
    Das Licht näherte sich langsam, schwenkte hin und her. Ich hatte Zeit.

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