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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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es sich klettern ließ, und Gott sei Dank, ein weiterer Tunnel. Ein trockener.
     
    Ich zog mich auf den Sims, aber der Wind traf mich wie eine warme Hand. Sie gab mir ein gutes und sicheres Gefühl, und das war eine Lüge.
     
    Ich drehte mich um. Die schwarzen Flammen schwebten über mir wie dämonische Glühwürmchen. »Anita, wehre dich nicht.« »Fahr zur Hölle!« Ich drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand, umgeben von dem warmen tropischen Wind. »Bitte, tun Sie das nicht«, aber es war nur ein Flüstern.
     
    Die Flammen sanken langsam herab. Ich schlug danach. Sie gingen durch meine Hände wie Geister. Der Blumenduft war erstickend süß. Die Flammen traten in meine Augen, und einen Moment lang konnte ich die Welt durch kleine bunte Flammen und eine leuchtende Schwärze sehen.
     
    Dann nichts mehr. Was ich sah, war wirklich. Der warme Wind erstarb. Der Blumenduft klebte an mir wie teures Parfüm.
     
    Etwas Großes bewegte sich durch die Dunkelheit. Ich hob langsam den Lichtstrahl und leuchtete in das dunkelhäutige Gesicht eines Albtraums.
     
    Kurze schwarze Haare lagen glatt um ein hageres Gesicht. Goldene Augen mit schmalen Pupillen starrten mich ohne Blinzeln an. Der schmale Oberkörper zog seinen nutzlosen Unterleib näher an mich heran.
     
    Von der Taille abwärts war die Haut durchscheinend. Man konnte seine Beine und die Genitalien sehen, aber darüber lag die Haut, die den rauen Schlangenleib formte. Wo sollten auch die kleinen Lamias herkommen, wenn es keine männlichen gab? Ich starrte auf das Wesen, das einst ein Mensch gewesen war, und schrie.
     
    Der Schlangenmann öffnete den Mund, und zwei Reißzähne schnellten hervor. Er zischte, und Spucke lief ihm übers Kinn. In diesen Augen war nichts Menschliches mehr. Melanie hatte noch mehr von einem Menschen als er, aber wenn ich mich in eine Schlange verwandeln müsste, würde ich vielleicht auch wahnsinnig werden. Der Wahnsinn war vielleicht eine Gnade.
     
    Ich zog die Browning und schoss ihm aus nächster Nähe in den Mund. Das riss ihn zurück, er schrie, aber er blutete nicht und starb nicht. Verdammter Mist.
     
    Aus der Ferne ertönte ein Schrei und hallte bis in unseren Gang. »Raju!« Die Lamia schrie nach ihrem Gefährten oder wollte ihn warnen. »Anita, tu ihm nichts.« Das kam von Alejandro. Wenigstens musste er brüllen. Er konnte mir nicht mehr in den Kopf flüstern.
     
    Das Wesen schob sich mit aufgerissenem Maul auf mich zu. »Befehlen Sie ihm, mir nichts zu tun!«, schrie ich zurück.
     
    Die Browning steckte sicher in ihrem Holster, und ich hatte sowieso keine Munition mehr. Die Taschenlampe in der einen, das Messer in der anderen Hand, wartete ich ab. Wenn sie rechtzeitig kämen, um ihn zurückzupfeifen, schön. Ich hatte nicht viel Zutrauen zu dem silbernen Messer, wenn schon Silberkugeln nichts ausrichteten, aber ich würde nicht kampflos aufgeben.
     
    Seine Hände waren blutig vom Kriechen. Ich hätte nie geglaubt, dass es etwas Schlimmeres geben könnte, als ein Vampir zu werden, aber da lag es vor mir und kroch auf mich zu.
     
    Es befand sich zwischen mir und dem trockenen Tunnel, aber es kam nur quälend langsam vorwärts. Ich drückte mich mit dem Rücken an die Wand und stand auf. Er - es - bewegte sich schneller, eindeutig in meine Richtung. Ich rannte daran vorbei, aber eine Hand schloss sich um mein Fußgelenk und riss mich zu Boden.
     
    Das Schlangenwesen packte meine Beine und begann, mich zu sich heranzuziehen. Ich setzte mich auf und stieß ihm das Messer in die Schulter. Es schrie auf, das Blut lief ihm den Arm hinab. Das Messer steckte im Knochen fest, und das Monster riss es mir aus der Hand.
     
    Dann bäumte es sich auf und biss mich in die Wade. Ich spürte die Zähne eindringen. Schreiend zückte ich das zweite Messer. Das Monster hob den Kopf, aus dem Mund tropfte Blut, und schwere gelbe Tropfen hingen an den Reißzähnen.
     
    Ich stieß ihm das Messer ins Auge. Es kreischte, ertränkte uns im Widerhall seiner Schreie, rollte sich auf den Rücken, schlug mit dem Unterleib und griff wild um sich. Ich rollte mit ihm herum und stach mit aller Kraft zu.
     
    Die Messerspitze kratzte über den Schädelknochen. Das Monster schlug weiter um sich und kämpfte, aber es bekam so viele Wunden, wie ich ihm zufügen konnte. Ich ließ das Messer im Auge stecken und riss das andere aus der Schulter.
     
    »Raju, nein!«
     
    Ich richtete die Lampe auf die Lamia. Ihr blasser Oberkörper schimmerte nass.

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