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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Körper zu gelüsten, aber das war zweitrangig. Ich hätte damit umgehen können, wenn seine Wünsche nur das Physische beträfen, doch er hatte es außerdem auf meine Seele abgesehen. Die er nicht haben durfte.
     
    Es war mir zwei Monate lang gelungen, ihm aus dem Weg zu gehen. Jetzt begab ich mich freiwillig in seine Reichweite. Dumm. Aber ich dachte an das weiche Haar des unbekannten Toten, wie es sich mit dem noch grünen Gras vermischte. An die Beißmale, die papierweiße Haut, die Verletzlichkeit seines nackten, taubedeckten Körpers. Es würde mehr solcher Leichen geben, wenn wir nicht schnell waren. Und schnell bedeutete: Jean-Claude.
     
    Bilder von Vampiropfern tanzten mir im Kopf herum. Und jedes einzelne war meine Schuld, weil ich zu viel Schiss gehabt hatte, um zum Meister zu gehen. Wenn ich das Morden jetzt beenden könnte, wo erst einer tot war, ich würde meine Seele jeden Tag dafür riskieren. Schuld ist eine wunderbare Triebfeder.
     
    4
     
    Ich schwamm in schwarzem Wasser, mit kräftigen, gleichmäßigen Stößen. Der Mond hing riesig und leuchtend da und malte einen silbernen Weg auf den See. Da war ein schwarzer Saum von Bäumen. Ich war fast am Ufer. Das Wasser war so warm, warm wie Blut. In diesem Moment wusste ich, warum das Gewässer schwarz war. Es war Blut. Ich schwamm in einem See aus frischem, warmem Blut.
     
    Ich wachte augenblicklich auf und rang nach Luft. Spähte in die Dunkelheit nach ... wonach? Kurz bevor ich wach geworden war, hatte etwas mein Bein gestreichelt. Etwas, das in Blut und Dunkelheit lebt.
     
    Das Telefon klingelte, und ich musste einen Schrei hinunterschlucken. Normalerweise war ich nicht so nervös. Es war nur ein Albtraum, verflucht noch mal. Nur ein Traum.
     
    Ich tastete nach dem Hörer und bekam ihn zu fassen. »Ja.« »Anita?« Die Stimme klang zögerlich, als wollte ihr Besitzer lieber wieder auflegen. »Wer ist da?«
     
    »Hier ist Willie, Willie McCoy.« Als er den Namen nannte, kam mir die Sprachmelodie bekannt vor. Durch das Knistern im Telefon klang er weit weg, aber ich erkannte ihn.
     
    »Willie, wie geht es Ihnen?« Sowie ich gefragt hatte, wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Willie war zum Vampir geworden; wie gut konnte es einem toten Mann gehen? »Es geht mir wirklich gut.« Seine Stimme hatte einen glücklichen Beiklang. Er freute sich über meine Frage.
     
    Ich seufzte. Die Wahrheit war, dass ich Willie mochte. Ich sollte keine Vampire mögen. Überhaupt keine, nicht einmal, wenn ich sie noch als Menschen gekannt hatte. »Wie geht's Ihnen denn?«
     
    »Gut. Was gibt's?« »Jean-Claude hat Ihre Nachricht gekriegt. Er sagt, er will Sie heute um acht im Zirkus der Verdammten treffen.« »Im Zirkus? Was will er denn da?« »Er gehört ihm jetzt. Haben Sie's nicht gewusst?«
     
    Ich schüttelte den Kopf, merkte, dass er das nicht sehen konnte, und sagte: »Nein.« »Sie sollen ihn bei einer Show treffen, die um acht anfängt.« »Was für eine Show?« »Er meint, Sie wissen schon, welche.« »Nein, wie geheimnisvoll«, sagte ich.
     
    »He, Anita, ich tue nur, was mir gesagt wurde. Sie wissen doch, wie das ist, oder?« Allerdings. Willie gehörte Jean-Claude mit Haut, Haaren und Seele. »Schon gut, Willie, Sie können nichts dafür.« »Danke, Anita.« Er klang fröhlich wie ein Welpe, der einen Tritt erwartet hat und stattdessen getätschelt wird.
     
    Warum war ich ihm entgegengekommen? Warum kümmerte mich, ob ich die Gefühle eines Vampirs verletzte? Antwort: Ich empfand ihn nicht als toten Mann. Für mich war er noch immer Willie McCoy mit seiner Vorliebe für Anzüge in Primärfarben mit unpassenden Krawatten und seinen kleinen, unruhigen Händen. Der Tod hatte ihn nicht sehr verändert. Anders wäre es mir lieber gewesen.
     
    »Sagen Sie Jean-Claude, ich werde da sein.« »Mach ich.« Für einen Moment war er still, atmete leise in den Hörer. »Passen Sie heute Nacht auf sich auf, Anita.« »Wissen Sie etwas, das ich auch wissen sollte?« »Nein, aber ... ich weiß nicht.« »Was ist los, Willie?«
     
    »Nix, gar nix.« Die Antwort kam plötzlich schrill. »Laufe ich in eine Falle, Willie?« »Nein, nein, das nicht.« Ich sah fast vor mir, wie seine kleinen Hände durch die Luft fuhren. »Ich schwöre, Anita, keiner hat's auf Sie abgesehen.«
     
    Ich beließ es dabei. Keiner, von dem er wusste, mehr konnte er kaum beschwören. »Wovor haben Sie dann Angst, Willie?« »Es ist nur so, dass jetzt mehr Vampire hier sind als sonst.

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