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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Manche fragen nicht viel danach, wem sie was tun. Das ist alles.« »Warum sind mehr Vampire da, Willie? Woher kommen sie?«
     
    »Ich weiß es nicht und ich will es nicht wissen, verstehen Sie? Ich muss jetzt Schluss machen, Anita.« Er hängte ein, ehe ich noch etwas fragen konnte. Das war echte Angst gewesen. Angst um mich oder um sich selbst? Vielleicht beides.
     
    Ich warf einen Blick auf den Radiowecker auf meinem Nachttisch: 6:35 p.m. Ich musste mich beeilen, wenn ich es zur Verabredung schaffen wollte. Die Bettdecke umgab meine Beine lieblich warm. Ich wollte nichts weiter, als mich wieder unter die Decke schmiegen, vielleicht mit einem gewissen, mir bekannten Stoffpinguin. Ja, verstecken klang gut.
     
    Ich warf die Decke zurück und ging ins Bad. Ich drückte auf den Lichtschalter, und strahlend weißes Licht füllte den kleinen Raum. Meine Haare standen in alle Richtungen ab, ein Wust dichter schwarzer Locken. Das sollte mich lehren, nicht mit nassen Haaren einzuschlafen. Ich zog eine Bürste durch die krausen Strähnen, und sie lockerten sich ein wenig auf, worauf sie aussahen wie schäumende Wellen. Nun hatte ich Locken überall, und dagegen war überhaupt nichts zu machen, außer wenn ich sie von neuem wusch. Dafür war keine Zeit.
     
    Durch das schwarze Haar sah meine blasse Haut wie tot aus. Vielleicht lag es aber auch an dem Deckenlicht. Meine Augen waren so dunkelbraun, dass sie ebenfalls schwarz wirkten. Zwei glänzende Löcher in einem käsigen Gesicht. Ich sah aus, wie ich mich fühlte. Großartig.
     
    Was zieht man an, wenn man sich mit dem Meister der Stadt trifft? Ich entschied mich für schwarze Jeans, einen schwarzen Pullover mit hellen, geometrischen Mustern, schwarze Nikes mit blauem Logo und eine schwarz-blaue Gürteltasche. Eine wirklich gelungene Farbabstimmung.
     
    Die Browning kam ins Schulterholster. In die Gürteltasche packte ich einen zusätzlichen Munistreifen sowie die Kreditkarten, den Führerschein, Geld und eine kleine Bürste. Ich zog mir die kurze Lederjacke über, die ich voriges Jahr gekauft hatte. Es war die erste, in der ich beim Anprobieren nicht wie ein Rausschmeißer aussah. Die meisten Lederjacken hatten viel zu lange Ärmel. Diese war schwarz, sodass Bert mir nicht erlauben würde, sie bei der Arbeit zu tragen.
     
    Ich zog den Reißverschluss nur halb zu, damit Platz blieb, um nach der Waffe zu greifen, wenn es nötig war. Das Silberkreuz baumelte an seiner langen Kette, ein warmes, schweres Gewicht zwischen meinen Brüsten. Gegen Vampire war es wirkungsvoller als die Pistole, selbst mit versilberten Kugeln.
     
    An der Tür zögerte ich. Ich hatte Jean-Claude seit Monaten nicht gesehen. Ich wollte ihn auch jetzt nicht sehen. Der Traum kam mir wieder in den Sinn. Etwas, das in Blut und Dunkelheit lebte. Warum dieser Albtraum? War es Jean-Claude, der wieder meine Träume störte? Er hatte versprochen, draußen zu bleiben. Aber war ein Versprechen von ihm etwas wert? Keine Ahnung.
     
    Ich schaltete die Lampen aus und zog die Tür hinter mir zu. Ich rüttelte daran, um sicher zu sein, dass sie verschlossen war, und damit blieb mir nichts mehr übrig, als zum Zirkus der Verdammten zu fahren. Keine Ausflüchte mehr. Kein Hinauszögern. Mein Magen wurde hart und schmerzte. Ich hatte also Angst. Na und? Ich musste nun mal hingehen, und je eher ich losfuhr, desto eher wäre ich wieder zu Hause. Wenn ich nur glauben könnte, dass es mit Jean-Claude so einfach war. Aber nichts war einfach, wo er im Spiel war. Wenn ich heute Nacht etwas über die Mörder erfahren sollte, würde ich dafür bezahlen müssen, aber nicht mit Geld. Davon schien Jean-Claude genug zu besitzen. Nein, seine Münze war schmerzvoller, intimer, blutiger.
     
    Und ich hatte mich freiwillig gemeldet, zu ihm zu gehen. Dumm, Anita, sehr dumm.
     
    Auf der Spitze des Zirkus prangte eine Traube Scheinwerfer. Wie Schwerter zerschnitten die Strahler die Dunkelheit. Die bunten Lichter, die den Namen buchstabierten, wirkten gedämpft gegen die weißen Lichtstrahlen, die darüber kreisten. Dämonische Clowns tanzten in erstarrter Pantomime um den Namenszug.
     
    Ich ging an den riesigen Transparenten vorbei, die die Mauern verdeckten. Auf einem war ein Mann ohne Haut dargestellt: »Sehen Sie den Gehäuteten.« Auf einem anderen Plakat war eine kinofilmhafte Voodoo-Zeremonie zu sehen. Zombies krochen aus offenen Gräbern. Das Zombie-Transparent hatte sich geändert, seit ich zuletzt hier gewesen war. Ich

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