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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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zurück.
     
    Stephen ging zuversichtlich an allen vorbei, ohne sich aufzuhalten. Wir ernteten ein paar böse Blicke, aber die Kartenabreißerin nickte uns zu. Und wir gingen hinein. Die Sitzreihen reichten bis an das Zeltdach. Es war riesig. Fast alle Plätze waren besetzt. Eine ausverkaufte Show. Klasse.
     
    Ein blaues Geländer bildete den Rand der kreisrunden Manege.
     
    Stephen flitzte an den Knien von einem Dutzend Menschen entlang zu einer Reihe Stufen. Wir standen ganz unten und konnten nur bergauf. Ich folgte Stephen über die Betontreppe. Man hatte zwar ein Zirkuszelt über dem Kopf, die Tribüne war aber fest gebaut. Ein Minikolosseum.
     
    Meine Knie sind schlecht, und das heißt, ich kann auf ebener Strecke rennen, aber stellen Sie mich auf einen Abhang oder eine Treppe, und sie schmerzen. Darum versuchte ich gar nicht, mit Stephens geschmeidigem Laufschritt mitzuhalten. Stattdessen sah ich zu, wie sich die Jeans um seine handliche Hinterseite spannte. Der allzeit aufmerksame Ermittler.
     
    Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jacke, behielt sie aber an. Man würde meine Waffe sehen. Der Schweiß lief mir den Rücken runter. Ich würde langsam zerfließen.
     
    Stephen schaute über die Schulter, um zu sehen, ob ich ihm folgte, oder zur Ermunterung. Er lächelte, zog nur ein wenig die Lippen über die Zähne, fast als ob er mich anknurrte.
     
    Auf halber Höhe blieb ich stehen und beobachtete seinen geschmeidigen Körper beim Hinaufsteigen. Er strahlte eine Energie aus, als müsse die Luft um ihn her sieden. Ein Gestaltwandler. Manche Lykanthropen können besser verbergen, was sie sind. So gut war Stephen nicht. Oder vielleicht war ihm egal, ob ich es wusste. Möglich.
     
    Lykanthropie ist eine Krankheit, so wie Aids. Nur Vorurteile führen dazu, jemandem wegen eines Unglücksfalls zu misstrauen. Die meisten Menschen überleben einen Angriff und werden ebenfalls Gestaltwandler. Das haben sie sich nicht ausgesucht. Warum also war mir Stephen nicht mehr genauso sympathisch wie vorher? Vorurteile, ich?
     
    Er wartete am Ende der Treppe, noch immer bildhübsch, aber seine Energie, die durch zu engen Raum gebändigt war, als liefe sein Motor hochtourig im Leerlauf, bildete eine schimmernde Aura. Was tat Jean-Claude mit einem Gestaltwandler auf der Lohnliste? Vielleicht könnte ich ihn das fragen.
     
    Ich kam neben Stephen an. Er musste mir etwas angesehen haben, denn er fragte: »Was haben Sie?« »Nichts«, antwortete ich kopfschüttelnd.
     
    Ich glaube nicht, dass er mir das abnahm. Aber er lächelte und führte mich in eine Kabine aus Glas mit schweren Vorhängen an den Innenseiten, die verbargen, was immer dahinter lag. Sie sah genau aus wie eine Übertragungskabine in Klein.
     
    Stephen ging auf die verhängte Tür zu und öffnete sie. Er hielt sie mir auf, ich sollte vorgehen. »Nein, nach Ihnen«, sagte ich. »Darin bin ich ein Gentleman«, erwiderte er. »Ich brauche es nicht, dass man mir die Tür öffnet. Ich kann das ganz gut selbst, danke.« »Eine Feministin, Mannomann.«
     
    In Wahrheit wollte ich den guten Stephen nicht im Rücken haben. Aber wenn er glauben wollte, ich sei eine eingefleischte Feministin, dann sollte er. Es kam der Wahrheit näher als manches andere.
     
    Er ging hinein. Ich drehte mich noch einmal nach der Manege um, wo inzwischen etwas passierte. Muskelmänner in glitzernden Lendentüchern zogen an ihren nackten Schultern einen Karren herein. Darauf befanden sich zwei Dinge: ein enorm großer geflochtener Korb und eine dunkelhäutige Frau. Sie war wie eine Revuetänzerin nach Hollywood-Manier zurechtgemacht. Ihr dickes schwarzes Haar fiel wie ein Mantel an ihr herab und streifte ihre Fußknöchel. Mit schlanken Armen und kleinen, braunen Händen beschrieb sie anmutige Kurven in der Luft. Sie tanzte vor dem Karren. Das Kostüm war billig, sie nicht. Sie wusste, was sie tat. Sie tanzte nicht, um zu verführen, obwohl es verführerisch war, sondern um Macht zu gewinnen. Der Tanz diente ursprünglich der Anrufung eines Gottes, kaum jemand weiß das noch.
     
    Mir stellten sich die Nackenhaare auf, Kribbeln zog meine Kopfhaut hinauf. Mich schauderte, während ich dastand, und ich schwitzte in der Wärme. Was war in dem Korb? Der Ausrufer draußen hatte eine Riesenkobra angekündigt, aber keine Schlange der Welt brauchte einen so großen Korb. Nicht einmal die Anakonda, die schwerste von allen, brauchte einen Behälter von drei Metern Höhe und sechs Metern

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