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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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blutend und bewusstlos vor meinen Füßen liegen. Ich kannte mich mit erster Hilfe aus, aber bei Gott, hier konnte man keine Aderpresse anlegen. Ich konnte den Arm nicht schienen. Er war nicht einfach gebrochen, er war zerrissen.
     
    Ein Windhauch strich durch das Zelt. Ich spürte ein Ziehen im Bauch. Ich blickte keuchend auf. Jean-Claude stand bei der Schlange. Sämtliche Vampire zerrten an ihr, und noch immer war sie am Leben. Ein Wind fuhr durch die Spitze seines Kragens, durch die schwarzen Wellen seiner Haare. Der Wind flüsterte vor meinem Gesicht, zog mir das Herz in die Kehle hinauf. Der einzige Laut, den ich hörte, war das Hämmern meines Pulsschlags in den Ohren.
     
    Jean-Claude bewegte sich sacht vorwärts. Und ich merkte, wie sich in mir etwas mit ihm bewegte. Es war fast so, als hielte er mein Inneres an unsichtbaren Fäden. Mein Puls raste, dass mir der Atem stockte. Was geschah hier?
     
    Dann saß er auf der Schlange, griff mit den Händen unterhalb ihrer Schnauze ins Fleisch hinein. Ich fühlte, wie meine Hände sich hineingruben. Wie meine Hände Knochen umfassten, zerbrachen, wie die Arme sich bis zu den Ellbogen hineinschoben. Es fühlte sich glitschig und nass an, aber nicht warm. Unsere Hände schoben sich vorwärts, dann zogen sie, bis unsere Schultern unter der Anstrengung ächzten.
     
    Der Kopf riss ab und landete auf der anderen Seite der Manege. Er plumpste auf den Boden, während das Maul in die Luft biss. Der Leib wand sich noch, aber er starb langsam.
     
    Ich war neben der Schwerverwundeten zu Boden gesunken. Die Browning hielt ich noch in der Hand, aber sie hätte mir nichts mehr genützt. Ich konnte wieder hören, wieder fühlen. Meine Hände waren nicht voller Blut. Sie hatten Jean-Claude gehört, nicht mir. Lieber Gott, was passierte mit mir?
     
    Ich meinte noch immer, Blut an den Händen zu spüren. Die Erinnerung war von übermächtiger Eindringlichkeit. Gott!
     
    Jemand fasste mich an der Schulter. Ich fuhr herum und stieß die Pistole dem Mann fast ins Gesicht. Es war der Mann in dem grauen Trainingsanzug. Er kniete vor mir mit erhobenen Händen und starrte auf die Waffe in meiner Hand.
     
    »Ich bin auf Ihrer Seite«, sagte er.
     
    Mir schlug noch immer das Herz im Hals. Ich traute mir noch keinen Satz zu, darum nickte ich und senkte den Lauf.
     
    Er zog sich die Jacke aus. »Vielleicht können wir damit die Blutung stoppen.« Er knüllte sie zusammen und drückte sie auf die Wunde. »Sie steht wahrscheinlich unter Schock«, sagte ich schließlich. Es klang fremd und hohl. »Sie sehen selbst nicht besonders gut aus.«
     
    Ich fühlte mich auch nicht so. Jean-Claude war in meinen Geist eingedrungen, in meinen Körper. Als wären wir eine Person, so hatte es sich angefühlt. Ich fing an zu zittern und konnte nicht mehr aufhören. Vielleicht war es der Schock.
     
    »Ich habe die Polizei gerufen und einen Krankenwagen«, sagte er.
     
    Ich sah ihn an. Sein Gesicht wirkte stark, hohe Wangenknochen, kantiges Kinn, aber seine Lippen waren weich geschwungen, machten das Gesicht sehr sympathisch. Sein welliges braunes Haar fiel nach vorn wie ein Vorhang. Ich erinnerte mich an einen anderen Mann mit langen braunen Haaren. Auch er war an die Vampire gebunden gewesen. Er war auf schlimme Weise gestorben, und ich hatte ihn nicht retten können.
     
    Auf der anderen Seite der Manege sah ich Marguerite dem Ganzen zuschauen. Ihre Augen waren geweitet, die Lippen leicht geöffnet. Mein Gott, sie genoss es.
     
    Der Werwolf zog sich von dem Schlangenkörper zurück. Der Gestaltwandler sah aus wie der klassischste Wolfsmensch, der je die Straßen Londons unsicher gemacht hat, außer dass er nackt war und Geschlechtsteile zwischen den Beinen hatte. Die Wolfsmänner im Film haben nie ein Geschlecht, so wenig wie Barbiepuppen.
     
    Sein Fell hatte die Farbe von dunklem Honig. Ein blonder Werwolf? War es Stephen? Wenn nicht, so war er verschwunden, und ich glaubte nicht, dass Jean-Claude das erlaubt hätte.
     
    »Keiner rührt sich!«, brüllte jemand. Auf der anderen Seite der Manege standen zwei Streifenpolizisten. »Gütiger Himmel!«, entfuhr es einem.
     
    Ich steckte meine Pistole weg, solange sie auf die tote Schlange starrten. Der Körper zuckte noch, aber sie war tot. Ein Reptilienkörper braucht länger als der eines Säugetiers, bis er weiß, dass er tot ist.
     
    Ich fühlte mich so leicht und leer wie Luft. Alles hatte einen leicht irrealen Anstrich. Das lag nicht an der

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