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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ich bei dem Anblick mein Mittagessen von mir geben, aber jetzt nicht mehr. War das ein schlechtes Zeichen, dass ich mich bei den Leichen nicht mehr übergab? Vielleicht.
     
    »Verteilt euch, sucht nach der Waffe«, sagte Dolph.
     
    Die vier Uniformierten schwärmten aus. Der Blonde sah wächsern aus und schluckte krampfhaft, aber er hielt sich gut. Gut für ihn. Es war der Große mit dem vorstehenden Adamsapfel, der als Erster zusammenbrach. Er rutschte auf einem Fleischstück aus und landete in einer Blutlache hart auf dem Hinterteil. Er drehte sich auf die Knie und erbrach sich vor der Wand.
     
    Ich atmete flach und schnell. Der Anblick des Gemetzels hatte nicht gereicht, aber zu hören, wie jemand kotzte, mochte endlich genügen.
     
    Ich drückte die Schultern an die Wand und rückte zur nächsten Ecke vor. Ich will nicht kotzen. Ich will nicht kotzen. Oh Gott, bitte lass mich nicht kotzen. Haben Sie schon einmal versucht zu zielen, während Ihnen alles hochkommt? Es ist so gut wie unmöglich. Man ist hilflos, bis man fertig ist. Nachdem ich die Wächter gesehen hatte, wollte ich nicht hilflos sein.
     
    Der Blonde stützte sich gegen die Wand. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Er sah mich an, und ich konnte es in seinen Augen lesen. »Nein«, flüsterte ich, »bitte nicht.«
     
    Der Anfänger brach in die Knie, und das war's. Ich gab alles wieder her, was ich im Laufe des Tages gegessen hatte. Wenigstens erbrach ich nicht auf die Leiche. Das war mir einmal passiert, und Zerbrowski hat mich das nie vergessen lassen. In jenem besonderen Fall warf man mir vor, dass ich Beweismittel verfälscht hatte.
     
    Wäre ich der Vampir gewesen, ich wäre genau dann gekommen, als die Hälfte von uns den Magen umstülpte. Aber niemand glitt um die Ecke. Nichts kam schreiend aus der Dunkelheit gestürzt. Wir Glücklichen.
     
    »Wenn ihr alle fertig seid«, sagte Dolph, »müssen wir ihre Waffe und den Täter finden.«
     
    Ich wischte mir den Mund am Ärmel des Overalls ab. Ich schwitzte, hatte aber keine Zeit gehabt, ihn auszuziehen. Meine Nikes klebten am Boden und machten nasse Geräusche. Ich hatte Blut an den Sohlen. Vielleicht war der Overall doch keine so schlechte Idee.
     
    Was ich wollte, war leichtere Kleidung. Was ich bekam, war ein Gang durch den grünen Korridor, bei dem ich rote Fußabdrücke hinterließ. Ich suchte den Fußboden ab, und da waren sie. Schwache Fußspuren, die von der Leiche weg und den Gang hinunter zu dem zweiten Wachmann führten.
     
    »Dolph?« »Ich sehe sie«, sagte er.
     
    Die Spur ging durch das Blutbad hindurch und von uns weg um die Ecke. Von uns weg klang gut, aber es half nichts. Wir waren hier, um möglichst nah heranzukommen. Verdammter Mist.
     
    Dolph ging bei dem größten Körperteil in die Hocke. »Anita.« Ich trat zu ihm, die blutigen Fußabdrücke hübsch vermeidend. Treten Sie niemals auf Spuren. Die Polizei schätzt das nicht.
     
    Dolph zeigte auf ein geschwärztes Stück Stoff. Ich kniete mich vorsichtig hin, froh, noch den Overall anzuhaben. Ich konnte mich in jede Blutlache knien, ohne mir die Kleider zu verderben. Immer vorbereitet, wie ein guter Pfadfinder.
     
    Die Bluse war an einer Stelle verkohlt. Dolph berührte den Stoff mit der Bleistiftspitze. Er blätterte in dicken Schichten ab, knackte wie trockenes Brot. Dolph stocherte ein Loch in die Schichten. Sie zerfielen zu Asche, und ein beißender Geruch stieg davon auf.
     
    »Was zum Teufel ist mit ihr passiert?«, fragte Dolph. Ich schluckte, schmeckte noch das Erbrochene im Rachen. Es half nichts. »Das ist kein Stoff.« »Was ist es denn?« »Fleisch.«
     
    Dolph sah mich an. Er hielt seinen Stift, als könnte er zerbrechen. »Das ist Ihr Ernst.« »Verbrennung dritten Grades«, sagte ich. »Was hat die hervorgerufen?« »Kann ich mal Ihren Stift ausleihen?«
     
    Er gab ihn mir wortlos.
     
    Ich stocherte damit in der offenen Brust. Das Fleisch war so schlimm verbrannt, dass die Bluse mit der Haut verschmolzen war. Ich schob die Schichten zur Seite und drang mit dem Stift tiefer ein. Der Körper fühlte sich entsetzlich leicht an und knusprig wie ein verbranntes Hähnchen. Als ich den Stift bis zur Hälfte hineingeschoben hatte, stieß ich auf etwas Hartes. Sobald ich es ein Stück herausgefischt hatte, griff ich mit den Fingern in das Loch und zog ein verformtes Metallstück heraus.
     
    »Was ist das?«, fragte Dolph. »Was von ihrem Kreuz übrig ist.« »Nein«, sagte er.
     
    Das Silber glänzte

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