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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Geistern überquellen mochte, aber ich persönlich hatte noch keinen gesehen. Und solange nicht einer seine kalten Arme um mich schlang, würde ich es nicht glauben.
     
    Aber es gibt noch eine andere Sorte Geister. Psychische Eindrücke, starke Emotionen, die die Wände und Böden eines Hauses getränkt haben. Sie sind wie eine Bandaufnahme von Emotionen. Manchmal mit Videobildern, manchmal nur mit Geräuschen, oder es jagt einem einen Schauder über den Rücken, wenn man an einer bestimmten Stelle vorbeigeht.
     
    Das alte Gebäude war voll von solchen Schauderstellen. Ich selbst hatte hier nie etwas gesehen oder gehört, aber wenn man den Flur entlanglief, wusste man, dass irgendwo in der Nähe etwas war. Etwas wartete, wo man es nicht sah, nicht hörte, nicht spürte. Heute Nacht war es vermutlich ein Vampir.
     
    Das einzige Geräusch war das Scharren unserer Füße, das Scheuern der Kleidung, unsere Bewegungen. Etwas anderes war nicht zu hören. Wenn es wirklich still ist, fängt man an alles Mögliche zu hören, und sei es nur das Pochen des Pulsschlags in den eigenen Ohren.
     
    Vor mir drohte die erste Ecke. Ich war vorn. Ich war freiwillig vorn. Ich würde als Erste um die Ecke biegen müssen. Was immer hinter der Biegung lag, war für mich bestimmt. Ich hasste es, wenn ich den Helden spielte.
     
    Ich ließ mich auf ein Knie nieder, hielt die Pistole in beiden Händen und zielte nach oben. Es war sinnlos, zuerst den Lauf um die Ecke zu schieben. Ich konnte nicht erschießen, was ich nicht sehen konnte. Es gibt verschiedene Methoden, um eine uneinsehbare Ecke zu biegen; keine ist narrensicher. Am meisten zählt, ob man sich mehr davor fürchtet, erschossen oder gepackt zu werden. Weil es sich hier um einen Vampir handelte, sorgte ich mich mehr darum, gepackt zu werden und die Kehle herausgerissen zu kriegen.
     
    Ich drückte mich mit der rechten Schulter gegen die Wand, holte tief Luft und warf mich vorwärts. Ich brachte keine ordentliche Schulterrolle zustande. Ich fiel einfach irgendwie auf die rechte Seite, während ich die Waffe beidhändig vor mich hielt. Glauben Sie mir, das ist die schnellste Art, um die Ecke zu zielen. Ich würde aber nicht unbedingt dazu raten, wenn die Monster zurückschießen könnten.
     
    Ich lag auf dem Flur und der Puls dröhnte mir in den Ohren. Die gute Nachricht war: Da stand kein Vampir. Die schlechte Nachricht war: Da lag eine Leiche.
     
    Ich kam auf ein Knie, während ich den dunklen Flur weiter auf die Andeutung einer Bewegung belauerte. Manchmal sieht man von einem Vampir gar nichts, man hört ihn nicht einmal, man spürt ihn nur im Rücken, in den feinen Härchen im Nacken. Der Körper reagiert auf Pulsschläge, die älter sind, als man sich denken kann. Zu denken anstatt zu handeln, kann einen tatsächlich das Leben kosten.
     
    »Der Weg ist frei«, sagte ich und kniete noch mit gezogener Waffe und zielbereit in der Mitte des Ganges. »Sind Sie fertig mit den Purzelbäumen?«, fragte Dolph. Ich sah ihn an, dann wieder den Flur hinunter. Da war nichts. Alles in Ordnung. Wirklich.
     
    Der Tote trug eine hellblaue Uniform. Auf dem schwarzgoldenen Aufnäher stand »Security«. Seine Haare waren weiß. Schwere Wangen, eine dicke Nase, die Wimpern wie graue Spitze auf bleicher Haut. Sein Hals war nur noch rohes Fleisch. Die Wirbelsäule glänzte nass im Deckenlicht. Das Blut war über die Wände verspritzt.
     
    In der rechten Hand hielt er eine Pistole. Ich schob mich mit dem Rücken an die linke Wand und spähte nach beiden Seiten bis zur nächsten Ecke. Sollte die Polizei den Toten untersuchen. Meine Aufgabe war es, uns am Leben zu erhalten.
     
    Dolph kauerte sich neben die Leiche, beugte sich nieder und machte eine Art Liegestütz, um die Nase an die Waffe zu halten. »Sie wurde abgefeuert.« »Ich rieche neben der Leiche kein Pulver«, sagte ich. Ich sah Dolph nicht dabei an. Ich war zu sehr damit beschäftigt, den Flur im Auge zu behalten.
     
    »Aus der Waffe wurde geschossen«, sagte er. Er klang heiser, zugeschnürt. Ich sah zu ihm hinunter. Seine Schultern wirkten steif, sein ganzer Körper starr vor Schmerz. »Sie kennen ihn, stimmt's?«, sagte ich.
     
    Dolph nickte. »Jimmy Dugan. Er ist für ein paar Monate mein Partner gewesen, als ich noch jünger war als Sie jetzt. Er ging in Pension und konnte davon nicht leben, darum hat er hier gearbeitet.« Dolph schüttelte den Kopf. »Scheiße.«
     
    Was hätte ich sagen können? »Es tut mir Leid« brachte

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