Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
nichts. »Es tut mir verdammt Leid« war ein bisschen besser, aber nicht genug. Nichts, was mir einfiel, wäre angemessen gewesen. Nichts, was ich hätte tun können, machte die Sache besser. Also stand ich da auf dem blutbespritzten Flur und tat nichts und sagte nichts.
     
    Zerbrowski kniete sich neben Dolph. Er legte ihm eine Hand auf den Arm. Dolph schaute auf. In seinen Augen war kurz eine starke Gefühlsregung zu sehen, Angst, Schmerz, Trauer. Alles und nichts davon. Ich blickte auf den toten Mann, der seine Waffe fest gepackt hielt, und überlegte, was ich Hilfreiches sagen könnte.
     
    »Geben sie den Wächtern Silberkugeln?« Dolph sah mich an. Diesmal gab es nichts zu raten, diesmal war es Ärger. »Warum?« »Die Wachen sollten welche haben. Einer von Ihnen könnte diese Waffe nehmen, dann wären wir zwei mit Silberkugeln.«
     
    Dolph starrte die Waffe an. »Zerbrowski.«
     
    Zerbrowski nahm sie sachte an sich, als wollte er den Mann nicht aufwecken. Aber dieses Vampiropfer würde nicht wieder aufstehen. Sein Kopf rollte zur Seite, Muskeln und Sehnen waren durchtrennt.
     
    Zerbrowski überprüfte die Trommel. »Silber.« Er rollte sie wieder in den Revolver und stand auf. Er hielt ihn in der rechten Hand, die Schrotflinte locker in der linken.
     
    »Ersatzmunition?«, fragte ich.
     
    Zerbrowski wollte sich wieder hinknien, aber Dolph schüttelte den Kopf. Er durchsuchte den Toten. Als er fertig war, sahen seine Hände aus wie in Blut getaucht. Er versuchte, es an einem Taschentuch abzuwischen, aber es blieb in den Hautfalten haften und klebte rings um die Fingernägel. Nur mit ordentlichem Schrubben würde er es abkriegen.
     
    »Tut mir Leid, Jimmy«, sagte er leise. Noch immer weinte er nicht. Ich hätte geweint. Aber andererseits haben Frauen mehr Kampfstoff im Tränenkanal. Wir können leichter in Tränen ausbrechen als Männer. Ehrlich.
     
    »Keine Ersatzmunition. Schätze, Jimmy hielt fünf für ausreichend bei so einem blöden Wachdienst.« Er klang geradezu hitzig. Wütend sein war besser als weinen. Wenn man es hinkriegte.
     
    Ich beobachtete weiter den Korridor, doch meine Augen wanderten immer wieder zu dem toten Mann. Er war tot, weil ich meine Arbeit nicht gemacht hatte. Hätte ich den Fahrern der Ambulanz nicht gesagt, der Tote sei ungefährlich, sie hätten ihn ins Gewölbe gesperrt, und Jimmy Dugan wäre nicht gestorben.
     
    Ich hasse es, wenn ich an etwas schuld bin. »Weiter«, sagte Dolph.
     
    Ich ging voraus. Es gab eine weitere Biegung. Ich brachte wieder meine Überrollnummer, lag halb auf der Seite und zielte in den Gang. In dem langen grünen Flur rührte sich nichts. Aber da lag etwas. Den Unterkörper sah ich zuerst. Beine in hellblauen, blutgetränkten Hosen. Ein Kopf mit einem langen braunen Pferdeschwanz lag daneben wie ein fallen gelassenes Stück Fleisch.
     
    Ich kam auf die Füße und suchte noch immer nach einem Ziel, worauf ich feuern konnte. Nichts bewegte sich außer dem Blut, das von den Wänden lief. Es rann langsam daran herab wie Wassertropfen nach dem Ende des Regens und erstarrte.
     
    »Grundgütiger!« Ich war mir nicht sicher, wer das gesagt hatte, aber ich war seiner Meinung.
     
    Der Oberkörper war auseinander gerissen, als hätte der Vampir mit beiden Händen hineingegriffen und gezerrt. Das Rückgrat lag in Stücken wie ein Spielzeugbausatz. Fleisch- und Knochenstücke lagen verstreut wie grausige Blütenblätter.
     
    Ich schmeckte Galle. Ich atmete in tiefen, gleichmäßigen Zügen durch den Mund. Ein Fehler. Die Luft schmeckte nach Blut - dick und warm und schwach salzig. Darunter mischte sich der saure Geruch von dem geöffneten Magen. Diese Art Tod stank immer nach Schlachthaus und Abort gleichzeitig. Nach Scheiße und Blut, so riecht der Tod.
     
    Zerbrowski blickte suchend den Flur entlang, mit der geborgten Waffe in der Hand. Er hatte vier Kugeln. Ich hatte dreizehn, plus die Ersatzmunition in meiner Gürteltasche. Wo war die Waffe des zweiten Wächters?
     
    »Wo ist ihre Waffe?«, fragte ich.
     
    Zerbrowskis Blick huschte zu mir, dann zu der Leiche, dann wieder durch den Flur. »Ich sehe sie nicht.« Ich war noch nie einem Vampir begegnet, der eine Schusswaffe benutzte, aber es gab für alles ein erstes Mal. »Dolph, wo ist ihre Kanone?«
     
    Dolph kniete sich in die Blutlache und durchsuchte die sterblichen Überreste. Er drehte und wendete Körperteile und Kleidungsstücke, als stocherte er mit einem Löffel herum. Früher hätte

Weitere Kostenlose Bücher