Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Geplänkel.«
Er schwieg einen Herzschlag lang, dann zuckte er graziös mit den Schultern. »Also gut. Eure Leitwölfin hat mich eingeladen, in einem schmutzigen Film mitzuspielen. Mir wurde eine Hauptrolle angeboten.«
Ich wusste, er hatte sie abgewiesen. Er war ein Exhibitionist, aber ihm gefielen gewisse Anstandsformen. Ein schmutziger Film wäre für ihn jenseits des Erlaubten.
»Hast du es genossen, mit ihr Sex vor der Kamera zu haben?«, fragte Richard mit tiefer Stimme und verströmte seine Energie in den Raum.
In Jean-Claudes Augen tanzte der Ärger. »Sie prahlt mit dir, mein pelziger Freund. Sagt, du seist fantastisch.«
»Eine billige Retourkutsche, Jean-Claude«, sagte ich. »Sie glauben mir nicht. Sind Sie sich seiner so sicher?« »Dass er mit Raina keinen Sex haben würde, ja.«
Ein seltsamer Ausdruck zog über Richards Gesicht. Ich starrte ihn an. »Etwa doch?« Jean-Claude lachte. »Ich war neunzehn. Sie war meine Leitwölfin. Ich glaube nicht, dass ich eine Wahl hatte.« »Ja, klar.«
»Sie kann unter den neuen Männern frei wählen. Das ist eines der Dinge, die ich abschaffen will.«
»Schläfst du noch mit ihr?«, fragte ich. »Nein, nicht seit ich die Wahl habe«, antwortete Richard.
»Raina redet so zärtlich von dir, Richard. So liebevoll ausführlich. Es kann nicht so lange her sein.« »Es sind sieben Jahre.«
»Wirklich?« In diesem Wort lag ein Universum von Zweifeln.
»Ich belüge dich nicht, Anita«, erwiderte Richard.
Er trat einen Schritt auf mich zu. Jean-Claude näherte sich ihm. Das Testosteron überstieg die übernatürlichen Kräfte. Wir würden in beidem ersaufen.
Ich trat zwischen sie, leibhaftig, setzte beiden die Hand auf die Brust. In dem Augenblick, wo ich Richards nackte Brust berührte, floss die Kraft meinen Arm entlang wie eine kalte, elektrische Flüssigkeit. Jean-Claudes Brust berührte ich eine Sekunde später. Durch Zufall oder durch einen Trick traf ich auch hier nackte Haut. Sie war kühl und glatt, und ich fühlte Richards Macht durch meinen Körper strömen und in diese makellose Haut einschlagen.
Im Augenblick des Aufpralls ergoss sich eine Woge der Macht aus dem Vampir. Die beiden Kräfte bekämpften einander nicht, sie vermengten sich in mir und flossen wieder zurück. Jean-Claudes Macht glich einem kalten, brausenden Wind. Richards war ganz warm und elektrisierend. Die eine nährte die andere wie das Holz die Flamme. Und zugleich spürte ich in mir die Macht, e mir erlaubt, die Toten zu rufen. Meine Magie, in Ermangelung eines treffenderen Begriffs. Diese drei Kräfte vermischten sich zu einem Sturm, der mir unter die Haut ging mein Herz rasen ließ und mir den Magen zusammenzog.
Meine Knie gaben nach, und ich fand mich keuchend und auf allen vieren auf dem Boden wieder. Meine Haut fühlte sich an, als wollte sie sich vom Körper lösen. Ich konnte mein Herz auf der Zunge schmecken nicht daran vorbeiatmen. Alles, was ich ansah, hatte einen goldenen Glanz an den Rändern, und Lichtflecke tanzten mir vor den Augen. Fast wurde ich ohnmächtig.
»Was zum Teufel war das?« Das kam von Richard. Seine Stimme schien von weiter her zu kommen als sie sollte. Ich hatte ihn bisher noch nie fluchen hören.
Jean-Claude kniete bei mir. Er fasste mich nicht an. Ich sah aus nächster Nähe in seine Augen. Die Pupillen waren nicht mehr da, nur noch dieses schöne Mitternachtsblau war geblieben. So sahen seine Augen aus, wenn er mir ganz als Vampir kam. Ich glaubte nicht, dass er es diesmal mit Absicht tat.
Richard kniete auf der anderen Seite. Er streckte zaghaft eine Hand nach mir aus. Kurz bevor er mich berührte, sprang eine Kraft über wie ein elektrischer Funke. Er riss die Hand zurück. »Was ist das?« Er klang ein bisschen besorgt. Mir ging es nicht anders.
»Ma petite, können Sie sprechen?«
Ich nickte. Ich nahm alles überdeutlich wahr, wie man die Welt sieht, wenn das Adrenalin hoch steht. Die Schatten auf Jean-Claudes Brust, wo das Hemd sie umfloss, sahen fest und anfassbar aus. Der Stoff wirkte fast metallisch schwarz wie der Rücken eines Käfers.
»Sagen Sie etwas, ma petite.« »Anita, geht es dir gut?«
Wie in Zeitlupe drehte ich mich zu Richard hin. Die Haare hingen ihm über ein Auge, jede Strähne dick und scharf gezeichnet. Ich sah jede einzelne Wimper um das braune Auge in erschreckendem Kontrast.
»Es geht mir gut.« Aber stimmte das?
»Was ist passiert?«, fragte Richard. Ich war nicht sicher, wen er fragte. Ich hoffte, nicht
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