Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Dolph träfe, wäre er genauso tot, wie der Leopard ihn machen konnte.
Ich kniete mich neben sie und stieß den Lauf in den armen, pelzigen Leib. Krallen rissen mir den Arm auf, er ich drückte zweimal ab. Das Tier brach zusammenzuckte und starb.
Dolph blinzelte mich an. Auf seiner Wange war ein blutender Schnitt. Aber er war am Leben. Ich stand auf. Mein linker Arm war taub, was hieß, dass ich wirklich verletzt war. Wenn die Taubheit verging, hätte ich gern ein paar Ärzte um mich.
Zerbrowski lag auf dem Rücken. Da war viel Blut. Ich fiel neben ihm auf die Knie. Ich legte die Browning auf den Boden und tastete nach seiner Halsschlagader. Der Puls war da, schwach, aber da. Ich wollte weinen vor Erleichterung, aber dafür war keine Zeit. Da war ein schwarzer Blutfleck nahe der unteren Leibesmitte. Ich zog den Mantel zur Seite und hätte mich fast auf ihn übergeben. Hätte Zerbrowski darüber gelacht? Die Katze hätte ihn beinahe ausgeweidet. Seine Gedärme quollen hervor.
Ich versuchte, mir die Jacke auszuziehen, um sie auf die Wunde zu halten, aber mein linker Arm wollte sich nicht bewegen. »Jemand muss mir helfen.« Keiner tat es.
Officer Kirlin hatte Ms Drew Handschellen angelegt. Ihr grünes Kleid hatte sich geöffnet, und es war klar, dass sie nichts darunter anhatte. Sie weinte, weinte um ihre toten Kameraden.
Dolph fragte: »Lebt er?« »Ja.« »Ich habe einen Krankenwagen gerufen«, sagte Kirlins Partner.
»Kommen Sie her und helfen Sie mir, die Blutung zu stillen.«
Er sah mich nur an, ein bisschen betreten, aber keiner rührte sich, weder er noch Kirlin.
»Was ist denn mit Ihnen los? Helfen Sie den beiden gefälligst.« »Wir wollen es nicht kriegen.« »Was nicht kriegen?« »Die Krankheit«, antwortete der Mann.
Ich kroch zu dem Leoparden. Sogar tot sah er noch riesig aus. Fast dreimal so groß wie ein gewöhnlicher. Ich fummelte an seinem Bauch und fand den Haken. Keinen Knopf, keinen Gürtel, sondern einen Haken, wo das Fell sich abschälen ließ. Darin befand sich eine nackte Frau. Ich zog das Fell beiseite, sodass sie zu sehen war. »Das sind Gestaltwandler, keine Lykanthropen. Das war ein Zauber. Es ist nicht ansteckend, Sie schissiger Feigling.«
»Anita, hacken Sie nicht auf ihnen rum«, sagte Dolph. Seine Stimme klang so fremd, so weit weg, dass ich mich nach ihm umdrehte.
Der Polizist zog sich die Jacke aus und legte sie auf Zerbrowski. Er drückte sie auf seinen Bauch, aber so zögerlich, als ob er dem Blut nicht traute.
»Gehen Sie zur Seite.« Ich neigte mich über die Jacke, um mit meinem Gewicht Zerbrowskis Gedärme drinnen zu halten. Sie bewegten sich unter meinen Händen wie etwas Lebendiges, fühlten sich glitschig und sehr warm an.
»Wann kriegen Sie endlich ein paar Silberkugeln für Ihre Einheit?«, fragte ich.
»Bald, hoffe ich«, sagte Dolph beinahe lachend. Vielleicht sollte ich ihnen welche zu Weihnachten schenken. Bitte, lieber Gott, lass uns alle dieses Weihnachten leben. Ich starrte in Zerbrowskis bleiches Gesicht. Er hatte bei dem Kampf seine Brille verloren. Ich sah mich um, konnte sie aber nirgends entdecken. Es war mir unendlich wichtig, diese Brille zu finden. Ich kniete in seinem Blut und weinte, weil ich sie verdammt noch ma nicht finden konnte.
37
Zerbrowski wurde wieder zusammengeflickt. Keiner von den Ärzten sagte uns etwas. Stabil. Sein Zustand sei stabil. Dolph lag auch im Krankenhaus. War nicht so schlimm dran, aber schlimm genug, dass er einen oder zwei Tage bleiben musste. Zerbrowski hatte das Bewusstsein nicht wiedererlangt, bevor sie ihn wegbrachten. Ich wartete. Katie, seine Frau, kam irgendwann während der ganzen Warterei.
Es war erst das zweite Mal, dass wir uns begegneten. Sie war eine kleine Frau mit einer Mähne dunkler Haare, die zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden waren. Sie war hübsch ohne einen Klecks Make-up. Wie Zerbrowski es geschafft hatte, sie zu ergattern, war mir ein Rätsel.
Sie kam auf mich zu, mit großen, dunklen Augen. Sie hielt ihre Handtasche wie einen Schild, die Finger drückten sich in das Leder. »Wo ist er?«Sie klang schrill und atemlos, hörte sich an wie ein kleines Mädchen. So klang sie immer. Ehe ich etwas sagen konnte, kam der Arzt aus der Schwingtür am Ende des Flurs. Katie starrte ihn an. Ihr war das Blut aus dem Gesicht gewichen.
Ich stand auf und stellte mich neben sie. Sie starrte den Arzt an, als nahte da ein Ungeheuer aus ihrem schlimmsten Albtraum. Wahrscheinlich zutreffender, als
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