Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton

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Ausbund an Sarkasmus gewesen.
    »Kommen Sie, Dolph. Wir können kaum weniger wissen als jetzt.« »Wenn Titus hier das Sagen hat, dann doch.« »Wollen Sie, dass ich ihn frage, oder nicht?« »Fragen Sie.«
    Ich rief zu den wartenden Männern hinauf. »Sheriff Titus.«
    Er sah zu mir herab. Er hatte sich eine Zigarette genommen, sie aber noch nicht angezündet. Das Feuerzeug hielt auf halber Strecke zum Mund inne. »Sie wünschen etwas, Ms Blake?« Die Zigarette hüpfte ihm beim Sprechen im Mundwinkel.
    »Warum glauben Sie, es war der Angriff eines Bären?«
    Er schnippte den Feuerzeugdeckel zurück und nahm mit derselben Hand die unangezündete Zigarette aus dem Mund. »Warum wollen Sie das wissen?«
    Ich wollte sagen: »Antworten Sie einfach auf die verdammte Frage«, aber ich ließ es. Sonderpunkt für mich. »Reine Neugier.«
    »Es war kein Berglöwe. Eine Katze hätte ihre Krallen mehr gebraucht. Ihn mehr aufgekratzt.« »Warum kein Wolf?« »Rudeltiere. Sieht mir nach einem Einzelgänger aus.«
    All dem musste ich zustimmen. »Ich glaube, Sie haben uns etwas vorenthalten, Sheriff. Sie scheinen eine Menge über Tiere zu wissen, die in dieser Gegend nicht heimisch sind.« »Ich gehe hin und wieder auf die Jagd, Ms Blake. Man muss die Gewohnheiten seiner Beute kennen, wenn man sie zur Strecke bringen will.«
    »Also ein Bär aufgrund eines Ausschlussverfahrens?«, fragte ich.
    »So könnte man sagen.« Er steckte sich die Kippe wieder zwischen die Lippen. Die Flamme flackerte vor seinem Gesicht. Nachdem er das Feuerzeug zugeklappt hatte, wirkte die Dunkelheit dichter.
    »Was glauben Sie denn, was es war, verehrte Expertin?« Der Zigarettenrauch zog durch die kalte Luft. »Ein Gestaltwandler.« Selbst durch die Dunkelheit spürte ich die Last seines Blickes. Er blies eine gespenstische Rauchwolke dem Mond entgegen. »Das vermuten Sie.«
    »Das weiß ich«, korrigierte ich. Er gab einen scharfen Grunzlaut von sich. »Schrecklich von sich überzeugt, wie?« »Möchten Sie nicht herunterkommen, Sheriff? Ich zeige Ihnen, was ich gefunden habe.«
    Er zögerte, dann zuckte er die Achseln. »Warum nicht?« Er kam den Hang herab wie ein Bulldozer, die schweren Stiefel warfen hinter ihm den Schnee auf. »Na gut, verehrte Expertin, verblüffen Sie mich.« »Sie sind eine Nervensäge, Titus.«
    Dolph stieß eine weiße Wolke aus.
    Titus fand das wahrlich komisch, er lachte los, bog sich und schlug sich auf die Schenkel. »Sie bringen einen Witz nach dem andern, Ms Blake. Jetzt sagen Sie mir, was Sie da haben.« Ich tat es.
    Er zog heftig an der Zigarette. Die Glut leuchtete hell auf. »Dann war es wohl doch kein Bär.«
    Er wollte nicht widersprechen. 0 Wonne. »Wohl nicht.« »Ein Puma?«, fragte er gewissermaßen hoffnungsvoll. Ich blieb vorsichtig. »Sie wissen, dass es keiner war.« »Ein Gestaltwandler«, sagte er. »Ja,«
    »In diesem Bezirk ist seit zehn Jahren kein bösartiger Gestaltwandler mehr vorgekommen.« »Wie viele hat er damals umgebracht?«, fragte ich. Er saugte die Lunge voll Rauch und blies ihn langsam aus. »Fünf.«
    Ich nickte. »Der Fall ist mir entgangen. Das war vor meiner Zeit.« »Da waren Sie noch in der Junior High?« »Genau.« Er warf die Zigarette in den Schnee und trat sie mit dem Stiefel aus. »Ich wollte, es wäre ein Bär.« »Ich auch«, sagte ich.

9

    Die Nacht war unerbittlich kalt und finster. Zwei Uhr nachts ist eine gottverlassene Zeit, egal zu welcher Jahreszeit. Im Dezember ist sie das steif gefrorene Herz ewiger Finsternis. Aber vielleicht war ich auch einfach nur entmutigt. Die Lampe über der Treppe zu meiner Wohnung schien wie ein eingefangener Mond. Alle Lampen gaben ein überfrorenes, diffuses Licht. Ein wenig unwirklich. In der Luft hing ein Schleier wie von aufkommendem Nebel.
    Titus hatte mich gebeten, in der Nähe zu bleiben, für den Fall dass sie jemanden aufstöberten. Wenn sie beurteilen wollten, ob es sich um einen Lykanthropen oder einen unschuldigen Schwachkopf handelte, war ich ihr bester Mann. Mich zu fragen war um vieles besser, als dem Verdächtigen eine Hand abzuhacken und nachzusehen, ob an der Innenseite Fell wuchs. Was sollte man tun, wenn man sich geirrt hatte? Sich entschuldigen?
    Es hatte doch ein paar Tierspuren gegeben, die zur Leiche führten. Gipsabgüsse wurden gemacht und auf meinen Vorschlag Duplikate an die Biologische Abteilung der Washington University geschickt. Beinahe hätte ich sie an Dr. Louis Fane adressiert. Er lehrte Biologie an