Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Richard mir das nicht gesagt?« »Richard will nicht, dass Sie hineingezogen werden.« »Warum?« Irving gab mir auf alle Fragen Antwort, das machte mich aber nicht schlauer.
Er zuckte die Achseln. »Richard kommt Marcus keinen Zentimeter entgegen. Wenn Marcus schwarz sagt, sagt Richard weiß.«
»Warum will Marcus mich sprechen?« »Ich weiß es nicht.« »Ja, klar.« »Ehrlich, Blake, ich weiß nicht, was da läuft. Eine große Sache jedenfalls, aber keiner redet mit mir.«
»Warum nicht, Sie sind ein Gestaltwandler.«
»Ich bin aber auch Reporter. Ich habe vor ein paar Jahren den Fehler gemacht, einen Artikel rauszubringen. Der Lykanthrop, mit dem ich damals sprach, log später und behauptete, mir die Wiedergabe nie erlaubt zu haben. Er verlor seine Stelle. Darauf wollten mich einige verraten, damit ich auch meinen Job verliere.« Er schmiegte sich an den Kaffeebecher, sein Blick wanderte in die Ferne. »Marcus sagte nein, meinte, ich sei als Reporter wertvoller für sie. Seitdem traut mir niemand mehr so richtig.«
»Ein nachtragender Haufen«, befand ich. Ich trank von meinem Kaffee und stellte fest, dass er nicht mehr ganz heiß war. Wenn ich jetzt schnell genug trank, würde er noch genießbar sein. Gerade noch.
»Sie vergeben und vergessen nichts«, sagte Irving.
Klingt nach einem schlechten Charakterzug, aber das war auch eines meiner grundlegenden Prinzipien, ich konnte mich also kaum beschweren. »Also hat Marcus Sie zu mir geschickt. Weswegen?«
»Er will sich mit Ihnen treffen. Über irgendeine Angelegenheit sprechen.«
Ich stand auf und goss mir eine neue Tasse ein. Diesmal mit etwas weniger Zucker. Allein die Frustration machte mich langsam munter. »Soll er einen Termin vereinbaren und in mein Büro kommen.«
Irving schüttelte den Kopf. »Marcus ist irgend so ein Spitzenchirurg. Wissen Sie, was passiert, wenn auch nur andeutungsweise durchsickert, was er ist?«
Das konnte ich verstehen. In manchen Berufen mochte man als Gestaltwandler geduldet werden. Der Arztberuf gehörte nicht dazu. Da war zum Beispiel der Zahnarzt in Texas, der von einer Patientin verklagt wurde. Sie behauptete, sich bei ihm angesteckt zu haben. Blödsinn. Man bekam es nicht davon, dass einem jemand seine Finger in den 1V1und steckte. Aber der Fall war damit längst nicht abgeschlossen. Die Leute konnten es nicht gut leiden, wenn die strahlenden Zähne ihrer Kinder von einem Fellträger behandelt wurden.
»Schön, soll er jemand anderen in mein Büro schicken.
Er wird sicher jemanden haben, dem er vertraut.« »Richard hat allen verboten, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.« Ich starrte ihn an. »Verboten?« Irving nickte. »Wenn es einer wagt, dann auf eigene Gefahr.«
Ich fing an zu grinsen, dann hielt ich inne. Er meinte das ernst. »Im Ernst?« Er streckte drei Finger in die Höhe. »Pfadfinderehrenwort.« »Wie kommt es dann, dass Sie hier sind? Wollen Sie im Rudel aufsteigen?« Er wurde blass. Wahrhaftig blass. »Ich? Mit Richard kämpfen? Teufel, nein!«
»Dann hat Richard nichts dagegen, dass Sie mit mir reden?« »Und ob.« Ich runzelte die Stirn. »Wird Marcus Sie denn beschützen?« »Richard hat einen bestimmten Befehl gegeben. Marcus kann nicht dazwischentreten.« »Aber er hat Ihnen befohlen, zu mir zu gehen«, sagte ich.
»Ja,« »Was soll Richard davon abhalten, Ihnen deswegen an die Gurgel zu fahren?« Irving grinste. »Ich dachte, Sie würden mich beschützen.« Ich lachte. »Sie Mistkerl.«
»Ja, vielleicht, aber ich kenne Sie, Blake. Es gefällt ihnen nicht, dass Richard Ihnen etwas verschweigt. Und ganz sicher wollen Sie nicht von ihm beschützt werden. Außerdem kennen wir uns schon seit Jahren. Ich glaube nicht, dass Sie ruhig dabeistehen, wenn Ihr Verehrer mich weich prügelt. «
Irving kannte mich besser als Richard. Kein tröstlicher Gedanke. Hatte ich mich von einem hübschen Gesicht und einem angenehmen Sinn für Humor täuschen lassen? Hatte ich den echten Richard gar nicht gesehen? Ich schüttelte den Kopf. Konnte ich mich so völlig getäuscht haben? Hoffentlich nicht.
»Gewähren Sie mir Schutz?« Er lächelte noch, aber in seinen Augen sah ich etwas anderes. Angst vielleicht.
»Muss ich es eigens aussprechen, damit es offiziell wird?« »Ja,« »Eine Regel in der Lykanthropenszene?« »Eine von vielen«, sagte er. »Sie haben meinen Schutz, aber dafür will ich Informationen.« »Ich habe schon gesagt, dass ich nichts weiß, Blake.«
»Erzählen Sie mir, wie es ist, ein
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