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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Pullover reichte mir bis auf die Oberschenkel. Die Waffe bliebe unbemerkt, außer man filzte mich. Sie steckte vorn, wo ich sie mit der Linken ziehen konnte. Würde wahrscheinlich nicht nötig sein. Wahrscheinlich.
    Der Pullover bauschte sich um die Riemen des Schulterholsters. Ich hatte schon gesehen, dass Leute ihre Waffe unter Pullis oder Sweatshirts trugen, aber es kostete sie ein paar Sekunden, bis sie sie darunter hervorgefummelt hatten. Ich sah lieber nicht so modisch perfekt aus, wenn ich dafür am Leben blieb.
    Der Pullover war zu lang für meine Lederjacke, darum kam ich auf meinen schwarzen Trenchcoat zurück. Ich und Philip Marlowe. Ich steckte keine Ersatzmunition ein. Ich meinte, einundzwanzig Schuss wären genug für eine Nacht. Ich ließ sogar die Messer zu Hause. Fast hätte ich mir auch die Firestar ausgeredet. Gewöhnlich ging ich nicht mit zwei Pistolen, ehe jemand versucht hatte, mich umzubringen. Ich zuckte die Achseln. Warum so lange warten? Wenn ich sie nicht brauchte, würde ich mir morgen albern vorkommen. Wenn doch, würde ich's gar nicht mehr albern finden.
    Irving wartete auf mich. Saß auf der Couch wie ein braver kleiner Junge. Er sah aus wie ein Schulkind, dem der Lehrer befohlen hatte, in der Ecke zu stehen.
    »Was haben Sie?«
    »Marcus wollte, dass ich Ihnen nur den Weg beschreibe. Er will mich nicht dabeihaben. Ich habe gesagt, dass Sie ohne mich nicht kommen. Dass Sie ihm nicht trauen.« Er blickte auf. »Er ist ziemlich sauer.«
    »Aber Sie haben sich durchgesetzt«, sagte ich. »Ja.« »Warum klingen Sie dann nicht fröhlicher?« Er zuckte die Achseln. »Es ist keine angenehme Erfahrung, wenn Marcus schlechte Laune hat, Blake.«
    »Ich fahre, Sie sagen mir, wohin.« »Marcus hat gesagt, wir sollen getrennt fahren. Ich soll nach dem Treffen dableiben, zu einer kleinen Unterredung.« »Kommen Sie, Irving, ich fahre, Sie nennen mir den Weg, und wenn ich wieder gehe, gehen Sie mit mir.«
    »Ich danke für das Angebot, Blake, aber es ist besser, Sie machen Marcus nicht auf sich wütend.« »Wenn ich Sie vor Richard beschütze, kann ich das ebenso gut auf Marcus ausweiten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Sie folgen mir mit Ihrem Wagen.« Er hob eine Hand. »Keine Widerrede, Blake. Ich bin ein Werwolf. Ich muss in der Gemeinschaft leben. Ich kann es mir nicht leisten, mich Marcus entgegenzustellen, nicht wegen einer kleinen Unterredung.«
    Ich wollte noch etwas einwenden, ließ es aber dann. Irving kannte seine Situation besser als ich. Wenn Auflehnung die Sache verschlimmerte, sollte ich es dabei bewenden lassen. Aber es gefiel mir nicht.
    Das Lunatic Cafe befand sich im Universitätsviertel. Die Leuchtreklame war ein Halbmond mit dem Namenszug in sanftem Neonblau. Bis auf den Namen und das fesche Schild unterschied sich das Lokal kaum von den übrigen des Studentenviertels.
    Es war Freitagabend, also gab es keinen freien Parkplatz. Ich dachte soeben, Marcus würde nach draußen zu meinem Wagen kommen müssen, als ein weinroter Impala zurücksetzte und die zwei Parklücken freigab, in denen er gestanden hatte. Mein Jeep glitt hinein und ließ noch Platz für einen anderen.
    Irving wartete vor dem Lokal. Er hatte die Hände tief in die Taschen versenkt. Der alberne Schal schleifte fast über den Boden. Er sah beunruhigt aus und nicht im Geringsten fröhlich.
    Ich ging mit offenem Mantel, er flatterte wie ein Umhang. Selbst so würde die Pistole den meisten Leuten nicht auffallen. Sie sahen eine kleine Frau mit einem fröhlichen Weihnachtspullover. Die Leute sehen meistens was sie zu sehen erwarten. Die allerdings, deretwegen ich die Waffe trug, würden sie bemerken.
    Irving drückte wortlos die Tür auf. Irving und wortlos? Es gefiel mir nicht, ihn so niedergeschlagen zu sehen, beinahe kraftlos war er, wie ein geprügelter Hund. Das machte mir Marcus nicht sympathisch, und dabei war ich ihm noch gar nicht begegnet.
    Gleich hinter der Tür umfing uns der Lärm. Das Stimmengemurmel war so dumpf wie das Rauschen des Ozeans. Besteck klirrte, jemand lachte hell auf, als recke sich eine Hand aus dem Wasser, um gleich wieder unterzugehen. Entlang einer Wand verlief eine Bar aus glänzendem, dunklem Holz, die alt und gut gepflegt wirkte. Im übrigen Raum standen kleine, runde Tische, an denen man bequem zu viert saß. Alle Plätze waren besetzt und einige mussten stehen. Es gab drei Durchgänge, einen neben der Bar, einen rechts, einen in der Mitte. Dahinter standen weitere Tische.
    Das

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