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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Lokal war ursprünglich eine Wohnung gewesen. Wir standen gerade im Wohnzimmer. Zu den anderen Zimmern kam man durch offene Türen, nur dass die Türen ausgehängt waren. Aber auch so wirkten die Räume klaustrophobisch. Die Leute standen in Dreierreihen an der Bar und warteten auf einen freien Tisch. Das Lokal war randvoll mit fröhlich lächelnden Leuten. Eine der Frauen, die hinter der Bar bedienten, kam zu uns herum und wischte sich die Hände an dem Handtuch, das in ihrem Schürzenband steckte. Sie schenkte uns ein breites, entgegenkommendes Lächeln. In einer Hand trug sie zwei Speisekarten.
    Ich wollte sagen, dass wir keine brauchten, als Irving mich am Arm fasste. Seine Hand zitterte vor Anspannung. Er hielt meinen rechten Arm gepackt. Ich wandte mich ihm zu, um ihn zu bitten, das nicht zu tun, aber seine Miene hielt mich zurück. Er starrte die lächelnde Frau an, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen. Ich wandte mich der Frau zu und sah sie an. Sah sie aufmerksam an.
    Sie war groß und schlank, hatte langes, glattes Haar in einem satten Rotbraun, das im Lichtschein glänzte. Ihr Gesicht war ein weiches Dreieck, das Kinn vielleicht ein wenig zu spitz, aber im Ganzen war sie hübsch. Ihre Augen hatten ein seltsames Bernsteinbraun, das perfekt zu ihren Haaren passte.
    Ihr Lächeln wurde noch breiter, nur durch ein Heben der Mundwinkel. Ich wusste, was ich sah. Eine Lykanthropin. Eine, die als Mensch durchgehen konnte. Wie Richard.
    Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen und begriff, warum ich mich so beengt fühlte. Ich stand nicht in einer gewöhnlichen Menge. Die Mehrheit der glücklich strahlenden Leute waren Gestaltwandler. Ihre Energie lastete in der Luft wie ein Gewittersturm. Ich hatte gemeint, die Leute seien nur ausgelassen, einfach zu laut, aber es war die Lykanthropie. Eine wogende Energie füllte den Raum und gab sich als die Bewegung einer gewöhnlichen Menschenansammlung aus. Während ich so an der Tür stand, hob sich hier und da ein Kopf. Menschliche Augen blickten mich an, aber ihr Ausdruck war nicht menschlich.
    Die Blicke erwogen, prüften. Wie hart war ich? Wie gut würde ich schmecken? Es erinnerte mich an die Art, wie Richard die Leute im Fox beobachtet hatte. Ich fühlte mich wie ein Huhn beim Kojotenkongress. Plötzlich ich froh über die zweite Pistole.
    »Willkommen im Lunatic Cafe, Ms Blake«, sagte die Frau. »Ich bin Raina Wallis, die Besitzerin. Wenn Sie wir bitte folgen wollen. Sie werden bereits erwartet.« Das sagte sie alles lächelnd und mit einem warmen Blick. Irvings Griff um meinen Arm wurde langsam schmerzhaft.
    Ich neigte mich zu ihm und flüsterte: »Das ist mein rechter Arm.« Er sah mich verständnislos an, dann huschte sein Blick zu meiner Browning, und er ließ mich los. »'tschuldigung.«
    Raina drehte sich zu Irving um. Er zuckte zusammen. »Ich beiße nicht, Irving. Noch nicht.« Sie gab ein leises Lachen von sich, das vollmundig und perlend klang. Die Art Lachen, die für Schlafzimmer und vertrauliche Witze gedacht ist. Es verschaffte ihrem Blick und ihrer Haltung eine andere Wirkung. Sie erschien plötzlich wollüstig und fleischlicher als noch vor einem Augenblick. Ganz schön unheimlich.
    »Man darf Marcus nicht warten lassen.« Sie wandte sich ab und führte uns zwischen den Tischen hindurch.
    Ich sah Irving von der Seite an. »Etwas, das Sie mir noch sagen möchten?« »Raina ist unsere Leitwölfin. Wenn eine Bestrafung richtig schlimm sein soll, dann macht sie das. Sie ist viel erfinderischer als Marcus.«
    Raina winkte uns zu dem Durchgang neben der Bar. Sie zog ihre hübsche Stirn in Falten und sah gleich weniger hübsch, dafür umso gemeiner aus.
    Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Ich lasse nicht zu, dass sie Ihnen etwas tut.« »Das können Sie nicht verhindern.« »Wir werden sehen«, sagte ich.
    Er nickte, aber nicht, als ob er mir glaubte. Er folgte ihr schließlich zu dem Durchgang und ich ebenfalls. Im Vorbeigehen fasste ihn eine Frau an der Hand und bedachte ihn mit einem Lächeln. Sie war zierlich, hatte glattes, kurz geschnittenes schwarzes Haar, das ihr Gesicht zart umrahmte. Irving drückte ihre Finger, ohne stehen zu bleiben. Ihre großen dunklen Augen begegneten meinem Blick. Sie teilten mir nichts mit. Das Lächeln hatte Irving gegolten. Mir gegenüber war sie neutral. So neutral wie der Wolf, dem ich einmal in Kalifornien begegnet bin. Ich ging um einen Baum herum und da stand er. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht

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