Anita Blake 04 - Giergige Schatten
noch nicht umgebracht hat.«
Raina stand mit blutigem Kinn von der Beute auf. »Ms Blake hat Marcus' Schutz abgelehnt. Sie ist dominant. Soll sie herausfinden, was es heißt, unsere Hilfe auszuschlagen.«
Jason klammerte sich weiterhin an mich, die Arme fest um mich geschlossen, das Gesicht an meinen Bauch gepresst. Ich spürte seinen Atem durch den Rockstoff, er war heiß und zu schwer für das, was vorging.
»Sie haben mich hergebeten, damit ich Ihnen helfe, Marcus. Ihre Gastfreundschaft stinkt.«
Er sah mich drohend an. Aber selbst vom anderen Ende des Saales sah ich das nervöse Zucken in seinem Gesicht. Ein Zucken, als wollte etwas Lebendiges herausspringen.
»Fürs Geschäftliche ist es jetzt zu spät, Ms Blake. Die Dinge sind außer Kontrolle.« »Jetzt mal im Ernst. Holen Sie ihn von mir weg, Marcus. Ein Toter pro Nacht ist genug.«
Raina trat zu ihm und reckte ihre blutige Hand zu ihm hinauf. »Sie soll deine Macht anerkennen. Soll zugeben, dass sie deine Hilfe braucht.«
Marcus starrte mich an. »Erkennen Sie meine Macht an, dann werde ich Jason zurückrufen.« »Wenn er anfängt, sich zu verwandeln, bringe ich ihn um. Sie wissen, dass ich's tue, Marcus. Rufen Sie ihn zurück.« »Wenn ich Sie schützen soll, müssen Sie mich anerkennen.«
»Sie können mich mal. Ich bitte Sie nicht, mich zu retten. Ihn sollen Sie retten. Oder kümmern Sie sich nicht um Ihre Rudelmitglieder?«
»Rafael ist ein König«, sagte Raina, »lassen Sie sich doch von ihm retten.«
Jason erfasste ein Schaudern. Sein Griff verstärkte sich schmerzhaft. Er stand auf, ohne die Arme zu lockern. Noch ein bisschen fester, und ich wäre auf der anderen Seite wieder herausgekommen. Er war etwa so groß wie ich, was unsere Gesichter sehr nahe zueinander brachte. Sein Blick war voller Hunger, voller Verlangen. Er beugte den Kopf, wie um mich zu küssen, aber ein zweiter Schauder durchlief ihn. Er schob das Gesicht in meine Haare, seine Lippen berührten meinen Hals.
Ich drückte ihm den Lauf der Browning an die Brust. Wenn er anfing zu beißen, war er tot. Doch wo Alfred brutal gewesen war, schien Jason unfähig, sich zu bedienen, es war wie ein Zwang. Wenn ich zu lange wartete, wäre ich selbst tot. Aber solange er mir nichts tat, wollte ich ihm auch nichts tun. Außerdem kam ich mir wegen Alfred ein kleines bisschen schießwütig vor. Nicht sehr, aber ein bisschen. Das verschaffte Jason etwas Spielraum.
Seine Zähne rieben über meinen Hals, zogen ein bisschen Haut ein. Damit hatte er meine Geduld ausgereizt, selbst wenn ihm gerade kein Fell wuchs.
Ein tiefes Knurren vibrierte an meiner Haut. Mir schlug das Herz im Hals. Ich spannte den Finger um den Abzug. Ich konnte nicht warten, bis er mir die Kehle zerfleischte.
»Rafael, nein!«, hörte ich Gunderson sagen.
Jasons Kopf ruckte zurück, er riss die Augen auf. Rafael stand bei uns, hielt Jason seinen Arm vors Gesicht. Er blutete aus tiefen Kratzern.
»Frisches Blut, mein Wolf«, sagte Rafael.
Jason riss sich so heftig von mir los, dass es mich an die Wand schleuderte. Ich schlug zuerst mit den Schultern, dann mit dem Kopf dagegen, was mich vor der Bewusstlosigkeit bewahrte. Ich landete mit dem Hintern auf dem Boden, aus reinem Instinkt hielt ich die Pistole noch in der Hand. Die Kraft dieses einen Moments jagte mir die Angst in die Eingeweide. Ich hatte ihn meinen Hals beschnuppern lassen, als wäre er ein Mensch. Selbst mit seinen menschlichen Händen hätte er mich zerfleischen können. Möglich, dass ich ihn noch erschossen hätte, aber ich wäre genauso tot gewesen.
Jason kauerte vor Rafael. Sein Rücken kräuselte sich, als triebe der Wind eine Welle vor sich her. Jason rollte sich zusammen, sein Rücken pulsierte unter dem Hemd.
Rafael stand über ihm, rot tropfte es auf den Boden. »Ich hoffe, Sie wissen, was ich für Sie getan habe«, sagte er. Ich hatte mich so weit beruhigt, dass ich antworten konnte. »Wollen Sie, dass ich ihn erschieße?«
Ein seltsamer Ausdruck trat in sein Gesicht und hinterließ zwei tote schwarze Knopfaugen. »Sie wollen mir Ihren Schutz anbieten?«
»Schutz oder nicht Schutz. Sie haben mir geholfen, icc werde Ihnen helfen.« »Danke, ich habe es angefangen, ich bringe es auch Zu Ende. Aber ich meine, Sie sollten gehen, ehe Ihnen die Munition ausgeht.«
Gunderson bot mir eine Hand, um mir aufzuhelfen. Ich nahm sie. Seine Haut war ungewöhnlich warm, aber das war schon alles. Er hatte scheinbar kein Verlangen, mich anzufassen oder zu
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