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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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beißen. Eine nette Abwechslung.
    Man drängte sich durch die Tür, zu zweit, zu dritt, zu zehnt. Manche bewegten sich wie Schlafwandler auf die Leiche am anderen Ende des Saales zu. Alles bestens. Einige gingen zu Rafael und dem sich windenden Jason. Er hatte gesagt, er komme allein zurecht. Aber sechs andere wandten sich mir und Gunderson zu.
    Sie starrten uns hungrig an. Eine junge Frau fiel auf die Knie und begann, auf mich zuzukriechen. »Können Sie irgendetwas dagegen tun?«, fragte ich.
    »Ich bin ein Schwan, sie sehen mich als Beute an.« Ich brauchte jedes Quäntchen Selbstbeherrschung, um ihn jetzt nicht anzustarren. Stattdessen fixierte ich die kriechende Gestaltwandlerin und sagte: »Ein Schwan, prima.
    Haben Sie irgendwelche Vorschläge?« »Verletzten Sie einen. Von Schmerzen lassen sie sich beeinflussen.«
    Die Frau griff nach mir. Ich blickte auf ihren schlanken Arm und schoss nicht. Die Glazer-Munition würde ihn abreißen. Ich war nicht sicher, ob Lykanthropen die Glieder nachwuchsen. Ich zielte über ihren Kopf auf einen großen Mann. Ich schoss ihm in den Bauch. Er stürzte schreiend zu Boden. Das Blut quoll zwischen seinen Fingern hindurch. Die Frau ließ von mir ab und vergrub das Gesicht in seinem Bauch.
    Er schlug sie fort. Die anderen drängten vorwärts. »Lassen Sie uns abhauen, solange wir können«, sagte Gunderson. Er deutete zur Tür.
    Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Plötzlich war Marcus bei uns. Ich hatte ihn nicht kommen sehen, war zu sehr mit der unmittelbaren Gefahr beschäftigt gewesen. Er zog zwei Männer von dem Verwundeten und schleuderte sie achtlos fort. Dann zog er einen braunen Umschlag aus seinem Jackett und gab ihn mir. Mehr knurrend als sprechend sagte er: »Kaspar kann Ihre Fragen beantworten.«
    Fauchend drehte er sich um, warf sich zwischen die Lykanthropen, um den zu beschützen, den ich verwundet hatte. Gunderson schob mich zur Tür hinaus, und ich ließ es geschehen.
    Ich erhaschte noch einen kurzen Blick auf Jason. Er war nur noch wallender Pelz und nackte, triefende Knochen. Rafael war wieder der glatte, schwarze Rattenmann, dem ich vor Monaten zum ersten Mal begegnet war. Das Brandmal in Form einer Krone, das Zeichen seiner Herrschaft über die Ratten, zeigte sich auf seinem Unterarm. Er blutete nicht mehr. Mit dem Gestaltwechsel war er verheilt.
    Die Tür schlug zu. Ich war nicht sicher, wer das getan hatte. Gunderson und ich standen in dem Flur, allein. Es drang kein Laut mehr aus dem Saal. Die Stille lastete schwer, sie wummerte geradezu in meinem Kopf.
    »Nichts mehr zu hören?« »Schalldichter Raum«, erklärte er.
    Logisch. Ich blickte auf den Umschlag. Der Abdruck einer blutigen Hand war darauf. Ich hielt ihn zimperlich an der Kante und wartete, dass das Blut eintrocknete.
    »Erwartet er, dass wir uns jetzt hinsetzen und eine geschäftliche Besprechung abhalten?« »Wie ich Marcus kenne, sind die Informationen vollständig. Er ist ein guter Bürokrat.« »Aber kein guter Rudelführer.«
    Er warf einen Blick zur Tür. »Wenn ich Sie wäre, würde ich das woanders äußern.«
    Da hatte er Recht. Ich sah ihn an. Sein flaumiges Haar war nahezu weiß und federig. Ich schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein.
    Er grinste mich an. »Na los. Fassen Sie es an.«
    Ich tat es. Ich strich mit den Fingern durch sein Haar, und es war weich und flaumig wie das Untergefieder eines Vogels. Die Kopfhaut strahlte eine Hitze aus wie im Fieber. »Du lieber Himmel.«
    Etwas Schweres schlug gegen die Tür. Ich spürte den Boden vibrieren. Ich wich zurück und zögerte noch, die Browning wegzustecken. Ich entschloss mich für den Mittelweg und schob sie mit der Hand in die Manteltasche. Dieser Mantel hatte als Einziger so tiefe Taschen, dass die Browning darin verschwand.
    Gunderson öffnete die Tür zum Restaurant. Noch immer aßen dort Leute. Menschen, die einen Abend in der Stadt verbrachten. Die ihr Steak zerlegten, ihren Salat aßen und von der zwei Türen entfernten möglichen Vernichtung nichts ahnten.
    Mich überkam ein schrecklicher Drang zu schreien: Flieht, lauft um euer Leben. Aber sie hätten es nicht verstanden. Außerdem gab es das Lunatic Cafe hier schon seit Jahren. Ich hatte noch von keinem Zwischenfall gehört. Natürlich hatte ich einen Mann getötet, einen Werwolf, wie Sie wollen. Aber ich glaubte nicht, dass genügend Beweisstücke übrig bleiben würden, um sie der Polizei zu übergeben. Vielleicht ein paar sauber abgenagte Knochen.
    Wer

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