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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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verschlossen und achtsam, wie ich es nur je gesehen hatte.
    »So benimmt er sich manchmal bei großen Hunden, wenn er versucht, sich aufzuspielen«, überlegte sie. »Haben Sie einen Hund, Mr Zeeman? Vielleicht hat Custard ihn gewittert.« »Nein«, antwortete Richard, »ich habe keinen.«
    »Ich habe Ihren Kavalier in der Halle sitzend angetroffen, mit seiner Tüte voller Speisen. Ich dachte, er würde vielleicht lieber drinnen warten wollen. Es tut mir Leid, dass Custard den Besuch so unerfreulich gestaltet.«
    »Ich freue mich immer, mit einer Kollegin fachsimpeln zu können«, wiegelte Richard ab.
    »Wie nett von Ihnen«, sagte sie. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein wundervolles Lächeln. Sie war Richard erst ein oder zwei Mal auf dem Flur begegnet, aber sie mochte ihn. Schon bevor sie erfuhr, dass er ebenfalls Lehrer war. Spontane Sympathie.
    Richard trat auf den Flur. Custard folgte ihm unter wütendem Gebell. Der Hund sah aus wie eine ehrgeizige Pusteblume. Aber die Pusteblume war stinksauer. Custard stürmte auf seinen winzigen Pfoten voran und machte jedem Bellen einen kleinen Hopser.
    »Custard, zurück in die Wohnung.«
    Ich hielt Richard die Tür auf. Er trug eine weiße Tragetasche und seinen Mantel im Arm. Der Hund machte einen Satz, um ihn in den Knöchel zu zwicken. Richard blickte auf das Tier hinunter. Custard stoppte eine Nasenlänge vor dem Hosenbein und verdrehte die Hundeaugen zu einem Blick, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte, einem fragenden Blick, als wäge er ab, ob Richard ihn wirklich fressen würde.
    Richard schlüpfte in meine Wohnung. Custard stand nur da, so zahm wie immer. »Danke, dass Sie sich um Richard gekümmert haben, Mrs Pringle.«
    »Es war mir ein Vergnügen. Er ist ein netter junger Mann«, sagte sie. Ihr Tonfall drückte mehr aus. »Netter junger Mann« hieß: Heiraten Sie ihn. Meine Stiefmutter Judith wäre ganz ihrer Meinung. Nur würde sie es aussprechen, nicht andeuten.
    Ich lächelte und drückte hinter mir die Tür zu. Custard begann die Tür anzukläffen. Aus Gewohnheit schloss ich ab und stellte mich dem Unvermeidlichen.
    Richard hatte seinen Ledermantel über die Sofalehne gelegt. Die Tragetasche stand auf dem Küchentisch. Er hob die Schachteln heraus. Ich legte meinen Mantel neben seinen und streifte die Pumps ab. Ich verlor sechs Zentimeter an Höhe und fühlte mich viel besser.
    »Hübsche Jacke«, sagte er. Seine Stimme klang neutral. »Danke.« Ich hatte die Jacke ausziehen wollen, aber sie gefiel ihm, also ließ ich sie an. Albern, aber wahr. Wir waren beide so vorsichtig. Die Anspannung im Zimmer war erstickend.
    Ich holte Teller aus dem Schrank. Dann nahm ich mir eine kalte Cola aus dem Kühlschrank und goss Richard ein Glas Wasser ein. Er mochte keine Getränke mit Kohlensäure. Ich war dazu übergegangen, eine Kanne kaltes Wasser im Kühlschrank aufzubewahren nur für ihn. Mein Hals fühlte sich eng an, als ich die Getränke auf den Tisch stellte.
    Er legte das Besteck hin. Wir bewegten uns in meiner winzigen Küche wie Tänzer, die genau wissen, wo der andere gleich sein wird, und niemals zusammenstoßen, es sei denn mit Absicht. Heute Abend kamen Berührungen nicht infrage. Wir ließen das Licht aus. Nur die Lampe im Wohnzimmer brannte und machte die Küche halb dunkel wie eine Höhle. Es war fast so, als wollte keiner von uns allzu deutlich sehen können.
    Schließlich setzten wir uns hin. Wir schauten einander über die Teller hinweg an, über das Schweinefleisch auf meinem und das Cashew-Huhn auf Richards Teller. Der Duft von heißem chinesischem Essen zog durch die Wohnung. Bei den meisten Gelegenheiten anheimelnd und tröstlich. Heute wurde mir davon übel. Zwischen uns stand eine Platte mit Krabben-Chopsuey. Richard hatte süßsaure Sauce auf eine Untertasse gefüllt. So aßen wir immer zusammen chinesisch, indem wir uns eine Schale mit Sauce teilten.
    Verdammt.
    Seine schokoladenbraunen Augen blickten mich unverwandt an. Ich war es, der als Erster wegsah. Ich sträubte mich gegen das Kommende. »Also, reagieren alle Hunde so auf dich?« »Nein, nur die dominanten.« Das ließ mich aufsehen. »Custard ist dir überlegen?« »Er glaubt es.«
    »Wie ungesund«, fand ich. Er schmunzelte. »Ich esse keine Hunde.«
    » Ich habe nicht gemeint ... ach, Blödsinn.« Wenn wir die Absicht hatten, es zu tun, dann konnten wir es auch gleich richtig angehen. »Warum hast du mir nichts von Marcus erzählt?« »Ich wollte dich nicht hineinziehen.« »Warum

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