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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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nachgedacht, was Richard unter Sex verstand. Bedeutete es, dabei die Gestalt zu wechseln? Sodomie? Ich hoffte nicht, und wusste nicht, wie ich es erfahren sollte, ohne zu fragen, und fragen wollte ich nicht. Wenn die Antwort auf die Sodomie ja lautete, wäre die Hochzeit geplatzt.
    Schließlich ging ich an dem Fernseher vorbei und setzte mich neben Edward in den anderen Sessel. Ich wollte den Film nicht noch einmal sehen. Edward offenbar auch nicht. Wir sahen beide zu, wie Richard sich den Film ansah. Ich war nicht sicher, was ich zu sehen fürchtete, und nicht einmal, was ich zu sehen wünschte. Edwards Miene gab nichts preis. Er schloss nach der halben Zeit die Augen und glitt tiefer in den Sessel. Er sah aus, als schliefe er, aber ich war nicht so dumm, das zu glauben. Er verfolgte jede Bewegung im Zimmer. Ich war nicht einmal sicher, ob Edward überhaupt jemals schlief.
    Richard sah den Film allein. Er saß auf der äußersten Kante des Bettes, die Hände gefaltet, die Schultern hochgezogen. Seine Augen leuchteten hell, reflektierten die Szenen auf dem Bildschirm. Fast konnte ich die Handlung auf seinem Gesicht verfolgen. Auf seiner Oberlippe glänzte Schweiß. Er wischte ihn fort und begegnete meinem Blick. Er wurde verlegen, dann ärgerlich.
    »Beobachte mich nicht, Anita.« Seine Stimme klang wie zugeschnürt, klang nach mehr als Emotionen, oder nach weniger.
    Ich konnte nicht vorgeben zu schlafen, so wie Edward. Was sollte ich tun? Ich stand auf, um ins Bad zu gehen. Ich schaute bewusst nicht auf den Bildschirm, aber ich musste daran vorbei. Ich spürte, wie Richard meine Bewegungen verfolgte. Von seinem Blick brannte mir die Haut auf dem Rücken. Ich wischte mir die plötzlich verschwitzten Hände an der Jeans ab. Ich drehte mich um, langsam, und sah ihn an.
    Er verfolgte mich, nicht den Film. Der Zorn stand ihm im Gesicht - Arger wäre zu milde ausgedrückt - und Hass. Ich glaubte nicht, dass er auf mich zornig war. Auf wen also dann? Raina, Marcus ... sich selbst?
    Beim ersten Schrei der Frau riss er den Kopf herum zum Fernseher. Ich beobachtete sein Gesicht, während sein Freund sie umbrachte. Sein Zorn wuchs und entfuhr ihm in einem unartikulierten Schrei. Er rutschte vom Bett auf die Knie und schlug sich die Hände vors Gesicht.
    Edward stand. Ich sah die Bewegung aus den Augenwinkeln und die Waffe in seiner Hand, die auf magische Weise erschienen war. Ich hielt die Browning. Über den knienden Richard hinweg starrten wir einander an.
    Richard hatte sich wie ein Fötus eingerollt und schaukelte vor und zurück. Aus dem Lautsprecher kamen die Geräusche von reißendem Fleisch. Er hob sein entsetztes Gesicht zu einem flüchtigen Blick auf den Bildschirm, dann kroch er auf mich zu. Ich trat beiseite, und er kroch an mir vorbei. Er kroch zum Badezimmer. Die Tür wurde zugeknallt, und ein paar Augenblicke später hörte man ihn würgen.
    Edward und ich standen im Zimmer und blickten uns an. Wir hielten jeder eine Waffe in der Hand. »Du ziehst genauso schnell wie ich. Das war vor zwei Jahren noch nicht so.« »Es waren zwei schlimme Jahre«, sagte ich. Er lächelte. »Die meisten Leute hätten meine Bewegung im Dunkeln nicht gesehen.« »Ich sehe im Dunkeln ganz hervorragend«, stellte ich fest. »Das werde ich mir merken.«
    »Schließen wir einen Waffenstillstand, Edward. Ich bin zu müde, um meine Zeit mit so etwas zu vertun.« Er nickte und steckte sich die Pistole in den hinteren Hosenbund. »Da ist die Pistole nicht hergekommen«, sagte ich. »Richtig«, stimmte er mir zu, »da war sie nicht.«
    Ich steckte die Browning ins Holster und klopfte an die Badezimmertür. Zugegeben, ich drehte mich nicht ganz um. Mir war in diesem Moment einfach unbehaglich mit Edward im Rücken.
    »Richard, geht es dir gut?« »Nein.« Seine Stimme klang tief und heiser. »Darf ich hereinkommen?« Es folgte eine lange Pause, dann: »Wäre vielleicht besser.«
    Ich schob vorsichtig die Tür auf, wollte ihn nicht stoßen. Er kniete noch über der Toilette, den Kopf gesenkt, das Gesicht hinter den Haaren verborgen. Er hielt ein Bündel Toilettenpapier in der Hand. Der saure Geruch von Erbrochenem hing in der Luft.
    Ich schloss die Tür und lehnte mich dagegen. »Kann ich dir helfen?« Er schüttelte den Kopf.
    Ich strich ihm an einer Seite das Haar zurück. Er schnellte vor mir zurück, als hätte ich ihn verbrannt. Schließlich hockte er sich zusammengekauert in die Ecke zwischen Wand und Badewanne. Er sah aufgewühlt,

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