Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Antwort, die ich wollte.
»Ja.« »Warum?« »Ich würde es nicht tun. Du kennst mich - ohne Geld kein Toter - aber es wäre ... interessant.« »Jag mir keinen Schrecken ein, Edward.« »Es ist nur, dass ich mich das erste Mal frage, ob du gewinnen würdest.«
Er machte mir Angst. Ich war bewaffnet, er scheinbar nie unbewaffnet. »Tu das nicht, Edward. «
Er setzte sich in einer gleitenden Bewegung im Sessel auf. Meine Hand schnellte an die Pistole. Sie war halb aus dem Holster, als ich begriff, dass er nichts weiter getan hatte, als sich aufzusetzen. Ich atmete zitternd aus und steckte die Waffe weg. »Spiel nicht mit mir, Edward. Sonst kommt noch einer von uns zu Schaden.«
Er breitete die Arme aus. »Keine Spielchen mehr. Ich würde gern wissen, wer von uns der Bessere ist, Anita, aber doch nicht so gern, dich deswegen umzubringen.«
Ich entspannte mich. Wenn Edward sagte, er würde mich heute Abend nicht umbringen, war darauf Verlass. Wenn wir das je ernsthaft täten, würde er es mir vorher sagen. Edward war in solchen Dingen gern sportlich. Sein Opfer zu überraschen, machte alles zu einfach.
Es klopfte an der Tür. Ich zuckte zusammen. Nervös - wer ich? Edward saß da, als hätte er es nicht gehört, und sah mich mit seinen unheimlichen Augen an. Ich ging zur Tür. Es war Richard. Er legte seine Arme um mich, und ich ließ ihn. Ich sank gegen seine Brust in dem Bewusstsein, die Waffe nicht allzu schnell ziehen zu können, solange ich mich an ihn klammerte.
Ich löste mich als Erster und zog ihn ins Zimmer. Er sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf. »Du erinnerst dich an Edward?«
»Anita, du hast mir nicht erzählt, dass du dich noch mit Richard triffst.« Edwards Stimme war freundlich, normal, als habe er sich nicht soeben noch gefragt, wie es sein würde, mich umzubringen. Seine Miene war offen, freundlich. Er schritt mit ausgestreckter Hand durch das Zimmer. Er war ein prächtiger Schauspieler.
Richard schüttelte ihm die Hand und sah ein bisschen verwirrt aus. Er warf mir einen Blick zu. »Worum geht es, Anita?« »Kannst du den Film laufen lassen?« »Wenn du mich dabei essen lässt. Mein Steak wird eiskalt«, sagte Edward.
Ich schluckte schwer. »Du hast den Film vorher gesehen und trotzdem Steaks bestellt. Warum?« »Vielleicht um zu sehen, ob du essen kannst, nachdem du das gesehen hast.« »Du ruhmsüchtiger Mistkerl.« Er lächelte nur.
»Was für ein Film?«, fragte Richard. »Iss dein Steak, Edward. Wir sehen ihn uns an, wenn du fertig bist.« »So sehr stört es dich?« »Halt den Mund und iss.«
Er setzte sich auf den Bettrand und begann, sein Fleisch zu schneiden. Es war rot. Das Blut sickerte heraus. Ich ging ins Badezimmer. Mir war nicht schlecht, aber wenn ich ihm zusah, wie er dieses Stück Fleisch aß, würde es soweit kommen.
»Ich verstecke mich solange im Bad. Wenn du eine Erklärung willst, komm mit«, sagte ich. Richard schaute zu Edward, dann wieder zu mir. »Was geht hier vor?«
Ich zog ihn ins Bad und schloss hinter mir die Tür. Ich ließ das kalte Wasser laufen und spritzte es mir ins Gesicht. Er nahm meine Schultern und massierte mich. »Dir geht es nicht gut?«
Ich schüttelte den Kopf, während mir das Wasser aus dem Gesicht tropfte. Ich tastete nach einem Handtuch und drückte es mir vors Gesicht. So blieb ich für eine Minute. Edward hatte mich nicht gewarnt, er schockierte gern Leute. Eine Warnung hätte die Wirkung geschmälert. Wie viel Wirkung wollte ich Richard zumuten?
Ich drehte mich zu ihm um, presste das Handtuch zwischen meine Hände. Er sah besorgt aus, voll zärtlicher Anteilnahme. Ich wollte nicht, dass er so aussah. Hatte ich wirklich ja gesagt? Vor gerade mal acht Stunden? Es kam i mir immer unwirklicher vor.
»Der Film ist ein Pornostreifen«, sagte ich. Er sah erschrocken aus. Gut. »Ein Porno? Meinst du das ernst?« »Vollkommen«, bestätigte ich. »Warum muss ich ihn mir ansehen?« Ihm schien etwas zu dämmern. »Warum hast du ihn dir mit Edward angeguckt?« In seiner Stimme klang eine winzige Spur Ärger an.
Da fing ich an zu lachen. Ich lachte, bis mir die Tränen übers Gesicht liefen und mir der Atem ausging. »Was ist so lustig?« Er klang ein wenig indigniert. Als ich wieder sprechen konnte, ohne zu keuchen, sagte ich: „Du kannst vor Edward Angst haben, aber du brauchst auf ihn niemals eifersüchtig zu sein.«
Das Lachen hatte mir gut getan. Ich fühlte mich besser, weniger schmutzig, weniger verlegen, sogar ein
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