Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Nachricht hinterlassen. Sagt, er hat große Neuigkeiten, was Sie betrifft. Als ich ihn dann getroffen habe, meinte er, es habe sich erledigt. Was ist passiert?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber das war ja nichts Neues. »Ich meine, es ist Richards Sache, darüber zu sprechen.«
»Er sagte in etwa, dass es Ihre Entscheidung sei und er nicht darüber reden könne. Sie sagen, es ist seine Angelegenheit und Sie könnten nicht darüber reden. Ich wünschte, einer von euch würde sich mir anvertrauen.«
Ich öffnete den Mund, schloss ihn und seufzte. Es gab Fragen, auf die ich eine Antwort brauchte, aber Louie war mit Richard viel länger befreundet als mit mir. Eine Frage der Loyalität. Aber wen zum Teufel sollte ich sonst fragen? Irving? Er hatte schon genug Schwierigkeiten mit Richard.
»Ich habe gehört, wie Richard und Rafael davon redeten, dass sie ihr Tier beherrschen. Meinen sie damit den Wechsel der Gestalt?«
Er nickte. »Ja.« Er sah mich prüfend an. »Wenn Sie Richard darüber haben sprechen hören, dann müssen Sie dabei gewesen sein, als er kurz vor der Verwandlung stand. Was ist gestern Nacht passiert?«
»Wenn er es Ihnen nicht erzählt hat, Louie, kann ich es auch nicht tun, meine ich.« »Man hört gerüchteweise, dass Sie Alfred getötet haben. Ist das wahr?« »Ja,«
Er sah mich an, als wartete er auf mehr, dann zuckte er die Achseln. »Das dürfte Raina nicht gefallen.« »Marcus schien auch nicht allzu erfreut zu sein.« »Trotzdem wird er Sie deswegen nicht im Dunkelheit überfallen. Raina hingegen schon.«
« Warum Richard mir das nicht gesagt?«
„Richard ist einer meiner besten Freunde. Er ist loyal, ehrlich, mitfühlend, quasi der pelzigste Pfadfinder der Welt. Wenn er eine Macke hat, dann die, dass er von anderen Leuten erwartet, ebenfalls loyal, ehrlich und mitfühlend zu sein.«
„Aber sicher hält er Marcus und Raina, nach allem, wo er von ihnen gesehen hat, nicht mehr für anständige Leute«
»Er weiß, dass sie nicht anständig sind, aber es fällt ihm schwer, sie als böse anzusehen. Alles in allem, Anita, ist Marcus sein Leitwolf. Richard achtet Autorität. Er hat monatelang versucht, mit Marcus eine Art Kompromiss zu erzielen. Er will ihn nicht töten. Marcus hat hinsichtlich Richard keine derartigen Skrupel.«
»Irving hat mir erzählt, dass Richard Marcus schon besiegt hatte, ihn hätte töten können und es nicht getan hat. Ist das wahr?« »Ich fürchte, ja.« »Mist.« »Ja, ich habe Richard gesagt, er hätte es tun sollen, aber er hat noch nie jemanden getötet. Er glaubt, dass alles Leben kostbar ist.«
»Es ist kostbar«, sagte ich. »Manches Leben ist kostbarer als anderes«, erwiderte Louie. Ich nickte. »Ja.« »Hat sich Richard gestern Nacht vor Ihnen verwandelt?« »Mann, Sie geben wohl nie auf.«
»Sie haben mal gesagt, das sei eine meiner guten Eigenschaften.« »Normalerweise ja.« Es war, wie wenn Ronnie an mir herumstocherte. Sie ließ es auch niemals gut sein.
»Hat er sich vor Ihnen verwandelt?« »Gewissermaßen«, sagte ich. »Und Sie sind damit nicht zurechtgekommen.« Es war eine glatte Feststellung. »Ich bin mir nicht sicher, Louie. Ich bin mir einfach nicht sicher.«
»Besser, wenn Sie es jetzt merken«, fand er. »Vermutlich.« »Lieben Sie ihn?« »Das geht Sie überhaupt nichts an.«
»Ich liebe Richard wie einen Bruder. Wenn Sie vorhaben, ihm das Herz herauszureißen und in Scheiben geschnitten auf einer Platte zu servieren, würde ich es gern jetzt wissen. Wenn Sie ihn verlassen, werde ich es sein, der ihm hilft, die Scherben aufzusammeln.«
»Ich will Richard nicht wehtun«, sagte ich.
»Das glaube ich Ihnen.« Er sah mich ruhig an. Er strahlte große Geduld aus, so als könne er auf meine Antwort die ganze Nacht warten. Louie war geduldiger, als ich es je sein würde.
»Ja, ich liebe ihn. Zufrieden?« »Lieben Sie ihn genug, um seine pelzige Seite in die Arme zu schließen?« Er starrte mich an, als wollte er mir ein Loch ins Herz brennen. »Ich weiß es nicht. Wenn er ein Mensch wäre ... Scheiße.« »Wenn er ein Mensch wäre, würden Sie ihn vielleicht heiraten?« Er war so freundlich, es als Frage zu formulieren.
»Vielleicht«, antwortete ich. Aber es war kein vielleicht. Wäre Richard ein Mensch gewesen, so hätte er jetzt eine sehr glückliche Verlobte gehabt. Klar, da gab es einen Mann, der ebenfalls kein Mensch war und sich eine Zeit lang bemüht hatte, dass ich mit ihm ausging. Jean-Claude gesagt, Richard
Weitere Kostenlose Bücher