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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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im Begriff, an meine eigene Tür zu klopfen. Sie öffnete sich, ohne dass ich sie berührt hatte. Vor mir stand Richard. Er lächelte. »Hallo«, sagte er.
    »Selber hallo«, antwortete ich und stellte fest, dass ich zurücklächelte.
    Er trat zur Seite, um mir Platz zu machen. Er hatte nicht versucht, mich in der Tür zu küssen wie Ozzie seine Harriet nach der Arbeit. Ich war froh darüber. Es wäre ein zu intimes Ritual. Falls wir wirklich mal Ernst machten, durfte er mich an der Tür überfallen, aber nicht heute.
    Er schloss die Tür hinter mir, und halb erwartete ich, dass er mir den Mantel abnahm. Klugerweise tat er's nicht.
    Ich zog mir allein den Mantel aus und legte ihn über 'die' Couch, wo alle braven Mäntel hinkommen. Der anheimelnde Geruch von köchelndem Essen zog durch die Wohnung. »Du hast gekocht«, sa e ich nicht gänzlich erfreut.
    »Ich dachte, du hast vielleicht Hunger. Außerdem hatte ich nichts anderes zu tun als zu warten. Also habe ich gekocht. Das hat die Zeit ausgefüllt.«
    Das konnte ich verstehen. Obwohl mir Kochen niemals von selbst eingefallen wäre.
    Nur in der Küche brannte Licht. Vom dunklen Wohnzimmer aus wirkte sie wie eine beleuchtete Höhle. Wenn ich mich nicht irrte, standen Kerzen auf dem Tisch.
    »Sind das Kerzen?« Er lachte. Mit einer Spur Verlegenheit. »Zu kitschig?« »An den Tisch passen nur zwei. Man kann unmöglich ein schickes Dinner darauf servieren.«
    »Ich dachte, wir benutzen den Küchenschrank als Anrichte und stellen nur die Teller auf den Tisch. Es ist genug Platz, wenn wir aufpassen, wo wir die Ellbogen hintun.« Damit trat er an mir vorbei ins Licht. Er fing an, mit einem Kochtopf zu hantieren, schwenkte etwas darin herum.
    Ich stand da und betrachtete meine Küche, beobachtete meinen potenziellen Verlobten, wie er mir das Abendessen kochte. Ich fühlte mich angespannt und kribbelig. Ich konnte nicht so richtig Luft holen. Ich wollte geradewegs rückwärts aus der Wohnung gehen. Das war intimer als ein Kuss an der Tür. Er war angerückt und benahm sich, als wäre er zu Hause.
    Ich ging nicht weg. Das war das Tapferste, was ich in dieser Nacht getan hatte. Ich kontrollierte automatisch das Türschloss. Er hatte nicht abgeschlossen. Leichtsinnig.
    Ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Meine Wohnung war mein Rückzugsort. Hier konnte ich herkommen und einfach abspannen. Ich konnte allein sein. Ich war gern allein. Ich brauchte Zeit zum Entspannen, um mich neu zu sammeln, um mir zu überlegen, wie ich ihm beibringen sollte, dass Jean-Claude und ich miteinander verabredet waren.
    »Ist das Essen hinüber, wenn ich zuerst dusche?« »Ich kann alles wieder warm machen, wenn du fertig bist. Ich habe ein Essen gekocht, das nicht verdirbt, egal wie spät du kommst.« Großartig. »Dann gehe ich jetzt duschen.«
    Er drehte sich zu mir um, eingerahmt vom Küchenlicht. Er hatte sich die Haare zurückgebunden, aber es löste sich in langen, welligen Strähnen. Sein Pullover war orangebraun, wodurch seine Haut einen satten Goldton bekam. Er trug eine Schürze, auf der stand: Mrs Lovett's Meatpies. Ich besaß keine Schürze und hätte mir bestimmt keine mit einem Motiv aus »Sweeney Todd« ausgesucht. Ein Musical über Kannibalismus erschien mir für eine Schürze ungeeignet. Bestechend zwar, aber dennoch ...
    »Ich gehe duschen.« »Das sagtest du schon.« Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging ins Schlafzimmer. Ich rannte nicht, obwohl die Versuchung groß war. Ich machte die Tür hinter mir zu und lehnte mich dagegen. Mein Schlafzimmer war unberührt. Kein Hinweis in Eindringen.
    Unter dem Fenster stand ein zweisitziges Sofa. Darauf und auf dem Boden ringsum saßen meine Stoffpinguine. Die Sammlung drohte den halben Fußboden zu überschwemmen wie eine langsam steigende Flut. Ich griff mir den nächstbesten und setzte mich in die Bettecke. Ich drückte ihn an mich, vergrub das Gesicht in seinem flauschigen Kopf.
    Ich hatte gesagt, ich werde Richard heiraten, warum also war ich so genervt von dieser plötzlichen häuslichen Anwandlung? Wir hatten das ja zu einem Vielleicht verringert, aber selbst wenn es beim Ja geblieben wäre, hätte es mich genervt. Heirat. Die Implikationen waren mir noch nicht richtig ins Bewusstsein gedrungen. Es war nicht fair von ihm, so eine Frage zu stellen, wenn er halbnackt vor mir stand und toll aussah. Wenn er sich bei einem schicken Restaurantessen auf ein Knie niedergelassen hätte, wäre meine Antwort dann anders

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