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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ausgefallen? Vielleicht. Aber das würden wir nun nicht mehr erfahren, stimmt's?
    Wäre ich allein gewesen, ich hätte überhaupt nichts gegessen. Ich hätte mich geduscht, ein übergroßes T-Shirt übergeworfen und wäre umgeben von ein paar ausgewählten Pinguinen ins Bett gegangen.
    Jetzt hatte ich ein schickes Abendessen vor mir, und auch noch bei Kerzenschein. Wäre er beleidigt, wenn ich sagte, dass ich keinen Hunger hatte? Würde er schmollen? Mich anschreien, dass er sich die ganze Arbeit umsonst gemacht hat, und mir etwas von hungernden Kindern in Südostasien erzählen?
    »Scheiße«, sagte ich leise, aber mit Nachdruck. Tja, also, wenn wir jemals zusammenziehen wollten, sollte er die Wahrheit kennen. Ich war ungesellig, und Essen war etwas, das man zu sich nahm, um nicht zu verhungern.
    Ich beschloss zu tun, was ich getan hätte, wenn er nicht hier gewesen wäre, gewissermaßen. Ich konnte es wirklich nicht leiden, mich in meiner eigenen Wohnung unwohl zu fühlen. Wenn ich gewusst hätte, dass es darauf hinauslief, hätte ich Ronnie angerufen, damit sie mich jede Stunde weckt. Es ging mir gut. Ich brauchte die Hilfe nicht, aber Ronnie wäre tröstlicher gewesen, weniger bedrohlich. Klar, falls Gretchen aus ihrer Kiste ausbrach, war ich zuversichtlich, dass Richard einen Angriff überlebte, während ich bei Ronnie nicht so sicher war. Ein guter Punkt zugunsten Richards. Er war verdammt schwer umzubringen.
    Ich steckte die Browning in das Holster am Bett, zog mir den Pullover aus und ließ ihn auf den Boden fallen. Er war hinüber und Pullover knautschten sowieso nicht. Die Firestar legte ich auf den Toilettenkasten. Dann zog ich mich aus und stellte mich unter die Dusche. Ich schloss die Schlafzimmertür nicht ab. Das wäre beleidigend, so als ob er sonst nackt und mit einer Rose zwischen den Zähnen im Bett läge, wenn ich wieder herauskam.
    Die Badezimmertür schloss ich aber ab. Das hatte ich schon getan, als ich noch mit meinem Vater allein wohnte. Jetzt tat ich es, damit ich noch Zeit hätte, mir die Firestar zu schnappen, falls einer die Tür eintrat.
    Ich stellte die Dusche so heiß wie möglich und blieb darunter, bis meine Finger schrumpelig waren. Ich hatte mich sauber geschrubbt und so lange getrödelt, wie es ging.
    Ich wischte mit dem Handtuch den Dampf vom Spiegel. An meiner rechten Wange fehlte die oberste Hautschicht. Es würde einfach verheilen, aber bis dahin sah ein Kratzer immer schlimm aus. An Kinn und Nase hatte ich auch kleine Kratzer. An der Stirn blühte eine Schwellung in den schönsten Farben. Ich sah aus wie vom Bus übererfahren. Es war erstaunlich, dass mich überhaupt einer küssen wollte.
    Ich spähte um die Ecke ins Schlafzimmer. Es wartete keiner auf mich. Das Zimmer war leer. Nur der Heizlüfter füllte es mit seinem Schwirren. Es war still, friedlich, und von den Geräuschen in der Küche konnte ich nichts hören. Ich stieß einen langen Seufzer aus. Allein, für eine kleine Weile.
    Ich war eitel genug, dass ich mich Richard nicht in meinem üblichen Nachtgewand zeigen wollte. Ich hatte mal ein hübsches schwarzes Abendkleid besessen, zu dem ein kleiner schwarzer Spitzenbody gehörte. Ein allzu optimistischer Verehrer hatte es mir geschenkt. Er kam nicht mehr dazu, mich darin zu sehen. Na so was. Das Kleid war einen traurigen Tod gestorben, ertränkt in Blut und anderen Körperflüssigkeiten.
    Den Body zu tragen erschien mir grausam, solange ich nicht vorhatte, mit Richard ins Bett zu gehen. Ich stand vor meinem Schrank und hatte nichts zum Anziehen. Da ich Kleider als etwas ansah, was man trug, um nicht nackt zu gehen, war das ziemlich traurig.
    Ich zog mir ein großes T-Shirt über, mit einer Karikatur von Mary Shelley drauf, ein Paar graue Sweathosen - auch keine modischen, sondern welche mit Durchziehband. So wie Gott die Sweathosen hatte haben wollen.
    Weiße Joggingsocken, so etwas Ähnliches wie Hausschuhe, und fertig war ich. Ich sah mich im Spiegel an und war nicht zufrieden. Es war bequem, aber nicht sehr schmeichelhaft. Dafür war es ehrlich. Ich habe noch nie die Frauen verstanden, die sich schminken, sich frisieren und wunderschön anziehen, bis sie verheiratet sind. Danach vergessen sie plötzlich, was Make-up ist, und verlieren ihre ganze schlanke Garderobe. Falls wir tatsächlich heirateten, sollte er sehen, neben wem er jede Nacht schlafen würde. Ich zuckte die Achseln und trat hinaus.
    Richard hatte sich gekämmt. Sein Haar schäumte um sein Gesicht,

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