Anita Blake 05 - Bleich Stille
buchstäblich. Sie ließ die Beine locker, setzte sie wie ein Hund, wenn man ihn zum Tierarzt bringen will. Aber sie hatte nur zwei Beine, dafür an jedem Arm einen Vampir. Sie hatte nicht viel Glück mit dem Abbremsen.
Sie hatte kurze blonde Haare, die kaum bis zu den Schultern reichten, ihre Augen waren groß und blau, und das Make-up, mit dem sie den Abend begonnen hatte, war vom Weinen zerlaufen.
Ivy schien ihren Spaß zu haben. Bruce machte sehr große Augen. Er hatte Angst vor Janos. Was keinen zu wundern brauchte, schätze ich.
Das Mädchen starrte Janos eine Sekunde wortlos an, dann kreischte sie. Ivy ohrfeigte sie beiläufig, wie man einem bellenden Hund einen Klaps gibt. Das Mädchen wimmerte, wurde still, starrte zu Boden, während frische Tränen über ihre Wangen rollten.
Es waren nur Janos und die zwei jungen Hüpfer mit uns im Raum. Ich schätzte, wir würden sie ausschalten können. Da kamen zwei weitere Vampire herein, aber das neue Mädchen brauchten sie nicht mit sich zu zerren. Sie lief allein, und ihre Augen blitzten vor Zorn, sie hielt sich kerzengerade, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Sie war klein, ein bisschen pummelig, aber nicht dick, so als würde ein Wachstumsschub für eine gute Figur sorgen können. Ihre Haare waren langweilig braun, die kleinen braunen Augen schauten durch eine Brille, die Wangen waren mit Sommersprossen bestäubt. Der Charakter, den dieses Gesicht ausstrahlte, war nicht langweilig. Ich mochte sie sofort.
»Oh, Lisa«, sagte sie, »steh auf.« Sie klang sowohl verlegen als auch ärgerlich. Die blonde Lisa weinte umso heftiger.
Die zwei Vampire, die die Neue bewachten, waren nicht jung. Sie waren beide groß, um die eins achtzig, in schwarzes Leder gekleidet, die eine mit einem langen blonden Zopf auf dem Rücken, die andere mit schwarzen Haaren, die ihr locker ins Gesicht fielen. Ihre nackten Arme waren muskulös. Sie sahen aus wie weibliche Bodyguards aus einem billigen Spionagefilm.
Die Macht, die die beiden ausstrahlten, war kein B-Movie-Effekt. Sie schlängelte sich durch den Raum wie ein kalter, trüber Bach. Als sie sich über mich ergoss, blieb mir der Atem weg. Sie drang mir bis in die Knochen, dass es schmerzte. Hinter mir keuchte Larry.
Ich drehte den Kopf, nur um zu sehen, ob er aus demselben Grund keuchte wie ich. Da waren keine neuen Monster hinter uns.
»Was tun Sie hier eigentlich, führen Sie ein Reha-Zentrum für fünfhundertjährige Vampire?«, fragte ich.
Alle drehten sich zu mir. Die beiden Weibchen lächelten höchst unfreundlich. Sie blickten mich an, als wäre ich ein Bonbon, und überlegten, welche Füllung ich wohl hatte. Weich und klebrig oder hart und mit einer Nuss in der Mitte? Ich hatte schon Männer gesehen, die mich mit den Augen auszogen, aber noch nie jemanden, der sich vorstellte, wie ich wohl mit abgezogener Haut aussah. Igitt.
»Möchten Sie noch etwas hinzufügen?«, fragte Janos. »Sie können nicht zwei minderjährige Mädchen hier hereinzerren und erwarten, dass wir nichts dagegen unternehmen.« »Im Gegenteil, Anita, wir hoffen sogar, dass Sie viele Dinge tun werden.« Die Ausdrucksweise gefiel mir nicht. »Was soll das heißen?«
»Erstens sind die jungen Frauen nicht minderjährig, nicht wahr, Mädchen?« Lisa schüttelte den Kopf und starrte weiter auf den Boden, die andere sah ihn nur wütend an. »Sagt, wie alt ihr seid«, verlangte Janos.
Keine antwortete. Ivy schlug fest genug zu, dass die Blonde aufschrie. »Achtzehn. Ich bin achtzehn.« Sie brach zu einem schluchzenden Häuflein zusammen, und die Vampire ließen sie los. »Jetzt dein Alter«, forderte eine der Vampirfrauen. Ihre Stimme rollte wie ferner Donner, eine Warnung vor dem kommenden Sturm. Das Mädchen mit der Brille riss die Augen auf. »Ich bin neunzehn.« Hinter ihrer Wut lugte nun die Angst hervor.
»Schön. Sie sind über achtzehn, aber gegen den Willen ist gegen den Willen, unabhängig vom Alter«, sagte ich. »Wollen Sie hier Polizei spielen, Anita?«, fragte Janos. Er g belustigt. »Ich werde nicht einfach herumstehen und zusehen, wie Sie ihnen etwas antun.« »Sie haben eine hohe Meinung von sich, Anita, sind von sich überzeugt. Das gefällt mir. Es ist immer viel Unterhaltsarner, einen Starken zu brechen. Die Schwächlinge klappen ein und schreien und plärren, aber die Tapferen, die fordern stets, dass man ihnen wehtut.« Er stolzierte auf mich zu, streckte mir eine
Weitere Kostenlose Bücher