Anita Blake 05 - Bleich Stille
die Blonde. Sie warf sich zu Boden und nutzte jeden Zentimeter, um sich dagegenzustemmen.
Zwei Vampire, die mehrere Jahrhunderte alt waren und so mächtig, dass es mir in den Zähnen wehtat, aber sie mussten sie vom Boden aufheben und an Armen und Beinen zur Wand tragen. Schließlich fing sie doch an zu schreien, einen lauten, abgehackten, zornigen Schrei nach dem andern. Der dunkelhaarige Vampir drückte sie gegen die Wand, während die anderen sie anketteten.
»Ich kann da nicht einfach zusehen«, sagte Larry. Er stand sehr nah bei mir. Vielleicht hatte er vergessen, dass die Vampire sein Flüstern verstanden. Es spielte eigentlich keine Rolle. »Ich auch nicht.« Wir würden hier draufgehen, da konnten wir ebenso gut so viele wie möglich mitnehmen.
Jean-Claude drehte sich um, als hätte er gerochen, dass wir zu den Waffen griffen. »Ma petite, Monsieur Kirkland, ziehen Sie nicht die Waffe. Es geht rechtmäßig zu. Die beiden Frauen sind zur Unterhaltung gekommen. Sie werden nicht getötet werden.«
»Sind Sie sicher?«, fragte ich.
Er runzelte die Stirn. »Hier ist gar nichts mehr sicher, aber ich glaube, dass sie ihr Wort halten werden. Die Frauen sind verängstigt und haben blaue Flecke, sind aber unverletzt.« »Ein blauer Fleck ist keine Verletzung?«, erwiderte Larry. Er war wütend, und ich konnte ihm das kaum vorwerfen.
Ich gab ihm Antwort. »Vampire haben eine ganz besondere Auffassung von Verletzung, nicht wahr, Jean-Claude?« Er stellte sich meinem Blick. »Ich sehe die Anklage in Ihren Augen, aber erinnern Sie sich, ma petite, Sie haben mich gebeten, Sie hierher zu bringen. Also machen Sie mir dieses besondere Problem nicht zum Vorwurf.«
»Ist unsere Gastfreundschaft so langweilig?«, fragte Janos. »Wir haben nur erörtert, ob wir Sie alle jetzt umbringen oder später«, antwortete ich in sachlichem Ton.
Janos lachte leise. »Bitte, brechen Sie die Waffenruhe, Anita. Ich hätte liebend gern einen Vorwand, um Sie auf eine meiner Neuerwerbungen zu legen. Ich glaube, es würde lange dauern, Sie zu brechen. Andererseits sind es manchmal gerade die Aufschneider, die als Erste einknicken.«
»Ich schneide nicht auf, Janos. Ich sage die Wahrheit.« »Sie glaubt, was sie da sagt«, meinte Kissa. »Ja, sie hat einen aufregenden Hauch von Wahrhaftigkeit an sich«, sagte Janos. »Äußerst appetitanregend.«
Die blonde Lisa hatte aufgehört, an den Ketten zu zerren. Sie war zusammengesackt, weinte wirres Zeug. Das andere Mädchen stand, seit sie angekettet war, ganz still, aber Hände und Arme hatten ein leichtes Zittern bekommen. Sie ballte die Fäuste, konnte aber nichts dagegen ausrichten.
»Die jungen Frauen sind wegen eines kleinen Abenteuers gekommen. Ihre Erwartungen werden sicherlich erfüllt«, sagte Janos.
Die Vampirfrauen öffneten ein Fach in der schwarzen Wand. Sie holten jede eine lange Peitsche heraus. Die Mädchen konnten das nicht sehen. Ich war froh.
Ich konnte nicht dabeistehen und zusehen, es ging einfach nicht. Selbst wenn ich deswegen sterben sollte. Zusehen und nichts tun würde mich innerlich umbringen. Ich würde wenigstens kämpfend untergehen, und ich würde ein paar von ihnen mitnehmen. Besser als nichts. Doch bevor wir alle Selbstmord begingen, würde ich versuchen zu reden. »Wenn Sie uns nicht anstacheln wollen, die Waffen ruhe zu brechen, was zum Teufel wollen Sie dann?«
»Wollen?«, erwiderte Janos. »Wollen? Nun, vieles, Anita.« Die Art, wie er meinen Namen sagte, fand ich langsam zum Kotzen: so halb belustigt, halb vertraulich, als wären wir Freunde oder liebe alte Feinde.
»Was wollen Sie, Janos?« »Solltest du für deine Leute nicht verhandeln?«, fragte er Jean-Claude. »Anita kann das selbst ganz gut«, erwiderte er. Janos bleckte grinsend die Zähne. »Meinetwegen. Was wollen wir nun?«
Die Vampire gingen zu den Mädchen. Sie hielten die Peitschen hoch, sodass sie sie sehen konnten.
»Was ist das?«, fragte die Blonde. »Was ist das?« Ihre Stimme war schrill vor Angst. »Das ist eine Peitsche«, sagte die andere. Gefasst und knapp, ihre Stimme ließ nicht merken, was ihr Körper durch Zittern verriet.
Die Vampirfrauen traten ein Stück zurück, so weit, wie es fürs Auspeitschen praktisch war, schätze ich.
»Was zum Teufel soll das werden?«, fragte ich. »Kennen Sie den Begriff >Prügelknabe«, fragte Janos. »Das war ein Mensch, den die Königshäuser benutzten, damit
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