Anita Blake 05 - Bleich Stille
weiße Spinnenhand entgegen. »Wollen Sie, dass ich Ihnen wehtue?«
Ich erinnerte mich an Jean-Claudes Warnung, keine Waffe zu ziehen, aber scheiß drauf, ich griff nach der Browning.
Ganz plötzlich war Jean-Claude da und hielt Janos' Handgelenk fest. Der schien beeindruckt zu sein. Ehrlich gesagt, ich auch. Ich hatte keine Bewegung wahrgenommen und Janos augenscheinlich auch nicht. Klasse Trick.
Ich nahm die Hand von der Waffe, obwohl ich sicher war, dass mir andernfalls wohler gewesen wäre. Doch das Ziel der heutigen Übung war nicht, dass ich mich besser fühlte, sondern dass ich am Leben blieb.
»Keinem von uns geschieht etwas, so lautete das Versprechen«, sagte Jean-Claude.
Janos entzog sich langsam Jean-Claudes Griff, beinahe schleppend, als würde er es genießen. »Wenn Serephina etwas versprochen hat, dann hält sie es.«
»Warum sind dann die jungen Frauen hier?« »Diese beiden«, er deutete auf Larry und mich, »würden wirklich nicht dabeistehen und zusehen, wie Fremde zu Schaden kommen?« Er klang erstaunt, aber nicht unglücklich damit.
»Leider ja«, sagte Jean-Claude. »Und wenn sie sich in den Kampf stürzen, würdest du dich einschalten und Anita schützen?«, fragte Janos. »Wenn ich muss.«
Janos lächelte. Ich konnte seine Haut knirschen hören, wie sie sich anstrengte, auf den Knochen zu bleiben. »Wunderbar.«
Durch Jean-Claudes Rücken ging ein Zucken, als hätte es ihn kalt erwischt. Ich war verwirrt.
»Die jungen Frauen sind freiwillig in unser Haus gekommen. Sie haben gewusst, was wir sind, und waren bereit, unsere Gäste zu unterhalten.« Ich blickte die Mutigere der beiden an. »Stimmt das?« Einer ihrer Wächter berührte sie leicht an der Schulter, und das genügte schon. »Wir sind freiwillig gekommen, aber wir wussten nicht ...« Die Hand des Wächters drückte zu. Das Mädchen verzog schmerzhaft das Gesicht, aber sie gab keinen Laut von sich.
»Sie kamen aus eigenem Antrieb und haben das erforderliche Alter«, sagte Janos. »Was passiert also jetzt?«, fragte ich.
»Ivy, kette sie da drüben an.« Er zeigte auf ein paar pelzbezogene Handfesseln links neben der Tür. Ivy und Bruce hoben das Mädchen auf, zogen es auf die Füße und brachten die Stolpernde zur Wand. »Mit dem Rücken zu uns, bitte.«
Ich neigte mich dicht zu Jean-Claude und flüsterte, obwohl ich wusste, dass sie es hören würden: »Das gefällt mir nicht.« »Mir auch nicht, ma petite.« »Können wir das verhindern, ohne die Waffenruhe zu brechen?«
»Nicht, solange sie uns nicht direkt bedrohen, nein.« »Was passiert, wenn ich die Waffenruhe breche?« »Dann werden sie höchstwahrscheinlich versuchen, uns zu töten.«
Es waren fünf Vampire im Raum, drei davon älter als Jean-Claude. Wir würden sterben. Verdammter Mist. Die Blonde schluchzte und zappelte, wollte sich losreißen, während die Vampire sie an die Mauer ketteten. Sie schrie und zerrte so heftig, dass sie sich ohne den Fellüberzug die Handgelenke blutig geschabt hätte.
Aus der Seitentür kam eine Frau herein. Sie war groß. Ihre Haut hatte die Farbe von Kaffee mit Sahne. Ihr dunkles Haar fiel in langen dünnen Zöpfen bis auf die Hüften. Sie trug einen schwarzen Lacklederbody, der kaum etwas der Fantasie überließ. Sie ging mit knallenden Absätzen, ein sehr menschlicher Gang. Aber sie war kein Mensch.
»Kissa«, sagte Jean-Claude. »Du bist noch immer bei Serephina.« Er klang überrascht. »Nicht jeder hat so viel Glück wie du.« Ihre Stimme war träge wie Honig. Es hing ein würziger Geruch in der Luft, und ich war mir nicht sicher, ob das ihr Parfüm oder Einbildung war.
Ihr fein geschnittenes Gesicht war ohne jegliches Makeup, und trotzdem war sie schön - allerdings fragte ich mich, wie sie aussähe, wenn sie mir nicht die Wahrnehmung vernebelte. Denn ganz bestimmt konnte kein Mensch diese pure Sexualität ausstrahlen, die Kissa wie eine greifbare Wolke umgab.
»Es tut mir Leid, dass du hier bist, Kissa.« Sie lächelte. »Bemitleide mich nicht, Jean-Claude. Serephina hat dich mir versprochen, bevor Janos deinen schönen Körper zerreißt.«
Sechs Vampire, vier älter als Jean-Claude. Unsere Chancen wurden nicht günstiger.
»Kette die andere dort an.« Janos winkte sie zu einem ähnlichen Handschellenset rechts von der Tür.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Niemals.« Sie weigerte sich zu gehen und wehrte sich besser als
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