Anita Blake 05 - Bleich Stille
nur.
»Verdammter Mist«, sagte ich. »Was läuft verkehrt?«, fragte Larry. »Es tut weh«, sagte ich. »Ich dachte, es soll sich schön anfühlen«, sagte das blonde Mädchen. Ich schüttelte den Kopf. »Nur solange man hypnotisiert ist.« »Wie lange wird das dauern?«, fragte Larry. »So lange wie nötig«, sagte ich. »Passen Sie auf die Tür auf.« »Welche?«
»Oh, Mann, schießen Sie einfach auf jeden, der reinkommt.« Mir wurde langsam schwindlig. Wie viel hatte er schon getrunken?
»Jason, ich bin schon ein bisschen benebelt.« Ich versuchte, die Hand wegzuziehen, aber in Jean-Claudes Griff war sie wie angeschmiedet. »Ich kann mich nicht losmachen.«
Jason zerrte an den bleichen Händen, brachte sie aber nicht von der Stelle. »Ich könnte ihm die Finger einzeln ausreißen, aber ...«
»Ja, Jean-Claude wäre sauer.« Das Schwindelgefühl kam in Wellen, im Magen baute sich Übelkeit auf Ich musste von ihm loskommen. »Lassen Sie mich los, Jean-Claude. Lassen Sie mich verdammt noch mal los!«
Seine Augen waren zu, das Gesicht ganz glatt. Er saugte wie ein Baby mit zielstrebiger Entschlossenheit, doch dieses Baby saugte mir das Leben aus. Ich spürte es durch meinen Arm verschwinden. Das Herz klopfte mir bereits in den Ohren, als ob es sich beeilte, schneller zu pumpen, ihn schneller satt zu machen. Mich schneller umzubringen.
Ich hatte tanzende Flecke vor den Augen. Die Dunkelheit begann sich das Licht einzuverleiben. Ich zog die Browning.
»Was tun Sie da?«, fragte Jason. »Er wird mich leer saugen.« »Er weiß nicht, was er tut.« »Ich werde trotzdem tot sein.« »Oben an der Treppe bewegt sich was«, rief Larry. Großartig. »Jean-Claude, lassen Sie mich los, sofort!« Ich drückte den Lauf an seine makellose Stirn. Die Dunkelheit fraß große schwankende Stücke von meinem Sehvermögen. Die Übelkeit stieg mir brennend bis in den Rachen.
Ich beugte mich über ihn und flüsterte: »Bitte, Jean-Claude, loslassen. Ich bin's, Ihre ma petite, lassen Sie los.« Ich richtete mich auf. »Vampire im Anmarsch«, sagte Larry, »Beeilung.«
Ich starrte in das schöne Gesicht, das sich an mir festgesaugt hatte, mich lebendig auffraß, und bewegte den Abzug. Er riss die Augen auf. Ich streckte den Finger aus, um nicht weiter durchzuziehen.
Jean-Claude ließ den Kopf auf den Boden sinken, hielt mein Handgelenk weiter gepackt, aber ohne zu saugen. Sein Mund war blutrot. Die Pistole zeigte noch auf ihn.
»Ah, ma petite, hatten wir das nicht schon einmal?«
»Die Pistole«, sagte ich, »das andere nicht.« Ich wand mein Handgelenk aus seinen widerstrebenden Händen und lehnte mich mit der Browning im Schoß zurück. Übelkeit und Dunkelheit flohen aus meinem Kopf wie Wolken vor dem Wind.
Ich sah Larry mit gezogener Waffe am Fuß der Treppe kauern. Aber ich sah ihn wie durch einen Tunnel. Er war fern und kaum wichtig.
Jason legte sich auf den blutigen Boden. Ich sah ihn erstaunt an. »Am Hals tut es nicht so weh«, sagte er, als ob ich gefragt hätte. Jean-Claude kroch auf ihn. Jason drehte ungebeten den Kopf zur Seite. Jean-Claude drückte den blutverschmierten Mund auf seine Halsschlagader. Ich sah die Muskeln arbeiten, als er die Zähne in Jasons zarte Haut bohrte.
Selbst wenn ich gewusst hätte, dass es am Hals weniger wehtut, hätte ich mich nicht angeboten. Es sah zu sehr nach Sex aus. Beim Handgelenk konnte ich mir einbilden, dass wir nichts Intimes taten.
»Anita!«
Ich drehte mich zur Treppe um. Larry hockte da, allein, mit seiner Pistole. Die beiden Mädchen waren von der Tür zurückgewichen. Die Blonde wurde schon wieder hysterisch. Konnte es ihr eigentlich nicht verdenken.
Ich schüttelte den Kopf, hob die Browning mit einer Hand und zielte auf die Tür. Mit dem anderen Arm musste ich mich abstützen. Ich hatte ein leichtes Zittern, das mir das Zielen nicht erleichterte.
Durch den Raum wehte eine Macht, die mir auf der Haut kitzelte. Fast konnte man sie riechen wie ein parfümiertes Laken im Dunkeln. Ich fragte mich, ob Jean-Claude und ich diese Art von Macht ausgeströmt hatten, während er sich an mir sättigte. Es war mir nicht aufgefallen.
In der Türöffnung erschien etwas Weißes. Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, was es war. Ein weißes Taschentuch an einem Stock.
»Was ist das jetzt wieder?«, fragte ich. »Die Friedensfahne, ma petite.«
Ich sah nicht von der Treppe weg und
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