Anita Blake 05 - Bleich Stille
lächerlich. Ich bin kein Vampir.« »Ich habe nicht gemeint, dass Sie ein Meistervampir sind, ma petite. Ich sagte, Sie sind ein Meister.«
»Was denn für einer? Ein Meistermensch?« Nun schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht, ma petite.« Er wandte sich an Magnus. »Was sagt Serephina?«
»Serephina sagt, sie soll mitkommen.«
Jean-Claude nickte und stand wie von Fäden gezogen auf. Er wirkte frisch und ausgeruht, wenn auch ein bisschen blutbekleckert. Wie konnte er es wagen, so gut auszusehen, wo ich mich so beschissen fühlte?
Er sah Jason und mich an. Seine komische gute Laune war wieder da. Er lächelte auf uns herab und war selbst mit blutverschmiertem Mund schön. Seine Augen funkelten von einem amüsanten Geheimnis. Er war auf eine Weise großkotzig, wie ich es noch nicht an ihm gesehen hatte.
»Ich weiß nicht, ob meine Begleiter schon wieder laufen können. Sie fühlen sich ein bisschen aufgezehrt.« Er kicherte über seinen eigenen Witz, bedeckte mit einer Hand die Augen, als wäre es ihm selbst peinlich.
»Sie sind betrunken«, sagte ich. Er nickte. »Das glaube ich auch.« »Man kann von Blut nicht betrunken werden.« »Ich habe kräftig von zwei Sterblichen getrunken, von denen keiner ein Mensch ist.« Das wollte ich nicht hören. »Was reden Sie denn da?«
»Totenbeschwörer mit einem Schluck Werwolf: ein Cocktail, von dem jeder Vampir ausgelassen wird.« Er kicherte. Jean-Claude kicherte niemals.
Ich ignorierte ihn, soweit man einen betrunkenen Vampir ignorieren kann. »Jason, können Sie stehen?« »Ich glaube schon.« Seine Stimme klang belegt, träge, aber nicht schläfrig, ungefähr so matt wie nach dem Sex. Da war ich glatt froh, dass der Biss bei mir wehgetan hatte.
»Larry?«
Larry kam herüber, mit gezogener Waffe und ohne Magnus aus den Augen zu lassen. Er sah nicht glücklich aus. »Können wir ihm trauen?« »Wir tun es einfach«, sagte ich. »Helfen Sie mir auf, und machen wir, dass wir rauskommen, bevor unser Langzahn hier vor Lachen platzt.« Jean-Claude klappte vor Lachen zusammen. Er schien »Langzahn« ungeheuer komisch zu finden. Oh Mann.
Larry half mir auf, und nach einem schwindligen Moment ging es auch schon. Er hielt Jason unaufgefordert eine Hand hin. Jason kam schwankend hoch und blieb auf den Beinen.
»Können Sie laufen?« »Wenn sie kann, dann ich auch«, meinte er.
Ein Mann nach meinem Herzen. Ich machte einen Schritt, dann noch einen und war unterwegs durch den Raum. Jason und Larry kamen hinterher. Jean-Claude stolperte leise lachend auf die Füße.
Magnus stand unten an der Treppe und wartete auf uns. Das Jackett trug er überm Arm, sogar das Band hatte er wiedergefunden und sich die Haare zusammengebunden.
Jason machte einen weiten Bogen um die zerrissenen Leiber seiner gewesenen Liebhaberinnen und hob sein Hemd vom Boden auf. Das Zeug auf seiner Brust verschwand darin, aber der Schmier im Gesicht war noch zu sehen, und seine Haare waren steif und fast so schwarz geworden wie seine Hosen.
Selbst Jean-Claudes Haare und Hemdrücken waren steif von eingetrocknetem Blut. Auch ich hatte meinen Teil abbekommen. Gut, dass ich hauptsächlich Schwarz trug, da sah man die Flecke nicht so schlimm. Die rote Bluse sah allerdings ein bisschen zu übel aus.
Larry war der Einzige, der kein Blut abbekommen hatte. Hoffentlich blieb es dabei, dass er so sauber arbeitete.
Die beiden Mädchen hatten sich unter der Treppe versteckt, solange wir die Dinge erörterten. Wahrscheinlich war das die Idee der Braunhaarigen gewesen. Lisa schien zu viel Angst zu haben, um denken, geschweige denn etwas Gescheites
Wo tun zu können. Nicht dass ich ihr das ankreidete, aber Hysterie bringt einem nichts ein, außer dass man draufgeht.
Die Braunhaarige ging zu Larry hinüber, die Blonde ging mit ihr, aber sie krallte die Finger so fest in deren zerrissene Bluse, dass man einen Chirurgen gebraucht hätte, um sie von ihr zu lösen.
»Wir wollen einfach nur nach Hause. Können wir gehen?« Sie klang ein wenig atemlos, aber sonst recht stabil. Ich blickte in ihre braunen Augen und nickte.
Larry sah mich an. »Magnus«, sagte ich. Er stand an der Treppe wie ein wartender Fremdenführer oder wie der Butler und zog fragend die Augenbrauen hoch. »Ich will, dass die Mädchen jetzt gehen können, ungehindert.« Er sah sie an. »Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen soll. Serephina hat sie
Weitere Kostenlose Bücher