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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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öffnete die Augen, und Serephina hatte ihre hellgrauen Augen wieder. Ich zog mein Handgelenk aus ihrem plötzlich lockeren Griff und sagte: »Schmerz hilft.«
     
    Ich stand auf und trat von ihr zurück, und sie hielt mich nicht davon ab. Was gut war, denn ich zitterte am ganzen Körper, und das war nicht ihr Werk. Auch Erinnerungen haben Zähne.
     
    Sie blieb neben Ivy knien und sagte: »Höchst eindrucksvoll, Totenbeschwörerin. Ich werde dir helfen, diesen Jungen zu finden, den du suchst.« »Warum?« Ihre plötzliche Hilfsbereitschaft machte mich nervös. »Weil es, seit ich meine ganze Macht erlangt habe, noch niemandem gelungen ist, meine Trugbilder zweimal in der selben Nacht beiseite zu wischen. Niemandem, keinem Lebenden und keinem Toten.«
     
    Sie packte die keuchende Ivy am Arm und zog sie in ihren Schoß, wo Ivy ihr das Kleid voll blutete. »Merke dir eins, junger Meistervampir: Diese Sterbliche hat getan, was du nicht vermochtest. Sie hat sich mir entgegengestellt und besiegt.« Plötzlich stieß sie Ivy von sich, dass sie über den Boden segelte. »Du bist es nicht wert, dass ich dich ansehe. Mach, dass du rauskommst.«
     
    Serephina stand auf. Auf ihrem weißen Kleid und den Handschuhen leuchtete das frische Blut. »Ihr habt uns beeindruckt. Jetzt geht, ihr alle.« Sie drehte sich um und ging zu ihrem Thron. Sie setzte sich nicht. Mit dem Rücken zu uns und einer Hand an der Armlehne blieb sie stehen. Vielleicht war es Einbildung, aber sie wirkte müde. Ihre Geister schwebten als Nebelwirbel herab. Es waren nur noch wenige einzeln erkennbar, scheinbar hatten sie an Körperhaftigkeit eingebüßt.
     
    »Geht«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
     
    Die hintere Tür stand offen, doch Jean-Claude ging auf die Vordertür zu. Ich wollte deswegen nicht streiten. Ich wollte nur raus, und es war mir scheißegal, durch welche Tür.
     
    Wir gingen ruhig, gelassen. Ich wäre lieber gerannt. Larry ging dicht neben mir, und ich sah seine Halsschlagader hüpfen von der Anstrengung, nicht durchzugehen. Jason war ein bisschen vor uns an der Tür, doch er wartete und winkte uns durch wie ein Türsteher.
     
    Aus den Augenwinkeln sah ich sein Gesicht, die zu großen, angstvollen Augen, und wusste, was ihn die Geste kostete. Wir gingen hinaus, er schloss sich an, Jean-Claude kam als Letzter. Die Tür knallte hinter uns zu, und wir waren draußen. So einfach.
     
    Mir war klar, dass man mich zum ersten Mal hatte gehen lassen. Ich hatte mir den Weg nach draußen nicht erkämpft oder ertrickst. Serephina konnte so beeindruckt sein, wie sie wollte, sie hatte uns erlaubt zu gehen. Eine Erlaubnis war nicht dasselbe wie ein Sieg.
     
    Freiwillig würde ich dieses Haus nicht wieder betreten, würde freiwillig nicht mehr in ihre Nähe gehen. Ich war zwar beeindruckend gewesen, hatte das aber nicht durchhalten können. Selbst jetzt noch konnte sie mich kriegen. Dieser Vampir kannte meine Schwäche. Hielt eine Lüge parat, die fast meine unsterbliche Seele wert war. Verfluchte Scheiße.
     

28
     
    Jason ging an mir vorbei ins Hotelzimmer. Er rauschte auf das Bad zu. »Ich dusche jetzt.« Ich will nicht übertreiben, aber er stank wirklich wie eine Leiche. Wir hatten unterwegs alle vier Fenster runter gekurbelt. Wenn man stinkt, riecht man meistens nichts anderes mehr. Obwohl ich selbst Leichengewebe an mir hatte, konnte ich Jason noch riechen. Manche Gerüche sind einfach zu durchdringend.
     
    »Moment«, sagte Larry. Jason drehte sich um, aber nicht gerade erfreut. »Nehmen Sie meine Dusche.« Er hob die Hand, ehe ich etwas sagen konnte. »Es ist nur noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. Wenn wir bis dahin alle im warmen Bett stecken wollen, wäre es praktisch, beide Bäder zu benutzen.«
     
    »Ich dachte, wir schlafen heute alle in einem Zimmer«, sagte ich. »Wozu?«, fragte er. Jean-Claude stand am Sofa und sah schön und wenig hilfsbereit aus. Jason war nur ungeduldig. »Zur Sicherheit«, sagte ich.
     
    Larry schüttelte den Kopf. »Gut, aber ich kann doch wohl mit dem Werwolf eine Tür weiter gehen und ihn duschen lassen. Oder trauen Sie mir das auch nicht zu?« Er wurde schon wieder wütend. »Doch, doch, Larry. Sie haben sich heute Abend gut geschlagen. «
     
    Ich rechnete mit einem Lächeln. Ich kriegte keins. Er machte ein sehr ernstes Gesicht. »Ich habe diesen Bruce getötet.« Ich nickte. »Ich dachte schon, wir würden sie der Reihe nach umbringen müssen.« »Das dachte ich auch.« Er ließ sich in einen

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