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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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der dich haben wollte. Unser schöner Jean-Claude.« Das »schön« klang bei ihr wie etwas Schlechtes.
     
    »Ich weiß, was ich gewesen bin, Serephina. Jetzt bin ich der Meister der Stadt und befolge die Gesetze des Rates. Wir dürfen nicht zulassen, dass in unseren Gebieten Menschen abgeschlachtet werden. Das ist schlecht fürs Geschäft.«
     
    »Xavier kann sie zu hunderten töten. Es gibt immer noch mehr«, sagte sie. »Schöne Einstellung«, sagte ich.
     
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf mich, und ich wünschte, ich hätte nichts gesagt. Ihre Macht pulsierte gegen mich wie ein großes schlagendes Herz. »Wie kannst du es wagen, mich zu tadeln«, sagte sie.
     
    Ich hörte ihr Seidenkleid knistern, als sie aufstand. Sonst bewegte sich niemand. Der Saum raschelte über die Kissen, schleifte über den Boden, während sie näher kam. Ich wollte nicht, dass sie mich anfasste. Ich schaute an ihr hinauf und sah ihre Hand ausschlagen. Ich keuchte auf. Von meiner Hand tropfte Blut.
     
    »Scheiße!« Es war ein tieferer Schnitt, als Janos bewerkstelligt hatte, und er schmerzte heftiger. Ich sah ihr in die Augen, die Wut machte mich mutig oder dumm. Ihre Augen waren reines Weiß, wie gefangene Monde schienen sie aus ihrem Gesicht. Diese Augen riefen mich. Ich wollte mich in ihre bleichen Arme werfen, die Berührung dieser weichen Lippen spüren, die süße, scharfe Liebkosung ihrer Zähne. Ich wollte an ihrem Körper geborgen sein. Sie sollte mich halten, wie meine Mutter es getan hatte. Sie würde immer für mich sorgen und mich nie allein lassen, niemals sterben, mich niemals verlassen.
     
    Da musste ich stutzen. Ich blieb ganz still. Ich stand am Rand der Kissen. Der Saum von Serephinas Kleid floss vor meine Füße. Ich hätte die Hand ausstrecken und sie berühren können. Das Herz wummerte mir vor Angst bis in den Kopf, ich spürte meinen Puls auf der Zunge. Serephina breitete die Arme aus. »Komm zu mir, Kind, und ich will immer bei dir sein. Ich halte dich für immer fest.«
     
    Ihre Stimme verhieß alles Schöne: Wärme, Sättigung, Schutz vor allem, was wehtat, vor jeder Enttäuschung. Ich wusste in diesem Augenblick, dass ich nur in ihre Arme zu treten brauchte, und alles Schlechte würde weggehen.
     
    Ich stand mit geballten Fäusten da. Mir schmerzte die Haut von dem Wunsch, von ihr berührt, von ihr gehalten zu werden. Das Blut tropfte noch an meiner Hand herunter, wo sie mich geschnitten hatte. Ich fasste mir in die Wunde, erzeugte einen scharfen Schmerz.
     
    Ich schüttelte den Kopf.
     
    »Komm zu mir Kind. Ich werde für immer deine Mutter sein.« Ich fand die Stimme wieder. Sie klang rostig, erstickt, aber sie war da. »Jeder stirbt, Sie Miststück. Sie sind nicht unsterblich, keiner von Ihnen.« Ihre Macht kam in Wellen, als hätte einer einen Stein ins Wasser geworfen, und ich wich einen Schritt zurück, dann noch einen. Ich musste mich arg zusammenreißen, um nicht aus dem Raum zu stürmen und weiterzurennen bis ans Ende der Welt, nur weg von ihr.
     
    Ich rannte nicht. Ich blieb sogar zwei Schritte entfernt stehen und blickte mich um. Die anderen waren nicht untätig gewesen. Janos stand vor Jean-Claude. Nicht dass sie schon ihre Kräfte maßen, aber die Drohung stand offen im Raum. Kissa stand neben ihnen, sie blutete eines der Kissen nass. Sie hatte einen Ausdruck im Gesicht, den ich nicht deuten konnte. Fast so etwas wie Verwunderung. Ivy war inzwischen aufgestanden, starrte mich zufrieden lächelnd an, weil Serephina beinahe in die Arme gesunken wäre.
     
    Ich war gar nicht zufrieden. Noch nie war mir einer so nahe gekommen, nicht einmal Jean-Claude. Ich war mehr als erschrocken. Meine Haut war eiskalt. Ich hatte ihre Macht über mich gebrochen, aber nicht auf Dauer. Sie war vielleicht nicht fähig, meinen Verstand zu überlisten, aber ich hatte die Wucht ihres Geistes gespürt. Wenn sie mich haben wollte, würde sie mich bekommen. Es würde nicht schön werden. Keine Sinnestäuschungen, kein Umgarnen, nur nackte beschissene Gewalt, und sie hätte mich. Ich würde nie in ihre Arme gerannt kommen, aber sie bräuchte nur meinen Verstand zu vernichten, und das könnte sie.
     
    Dieses Wissen war fast beruhigend. Wenn ich nichts tun konnte, um es zu verhindern, brauchte ich mir keine Gedanken zu machen. Das sollte man bei Dingen tun, auf die man Einfluss hat. Alles andere löst sich entweder von selbst, oder man geht eben drauf. So oder so hat man keine Sorgen mehr.
     
    »Du hast

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