Anita Blake 05 - Bleich Stille
ein.«
»Sie haben noch gar keine Arbeit geleistet. Außer dass Ihr Mitarbeiter sich im Gebüsch übergeben hat.«
An Larrys Hals kroch eine ungesunde Röte hinauf. Er wurde verlegen gemacht, wo er vor Übelkeit kaum stehen konnte.
»Larry war nicht der Einzige, der ins Unkraut spucken musste, nur der Einzige ohne Dienstmarke.« Ich schüttelte den Kopf. »Diesen Mist müssen wir uns nicht antun.« Ich stürmte an Freemont vorbei. »Komm, Larry.«
Larry folgte mir, gehorsam bis zuletzt.
»Ich will nicht, dass irgendwas zur Presse durchsickert; Ms Blake. Wenn die Medien davon Wind kriegen, weiß ich woher er kam.« Sie schrie nicht, war aber überall zu verstehen.
Ich drehte mich um. Ich schrie auch nicht, aber jeder konnte mich hören. »Sie haben es mit einem übernatürlichen Wesen zu tun, das ein Schwert benutzt und schneller ist als ein Vampir.«
Es huschte etwas über ihr Gesicht, so als hätte ich doch noch etwas Bemerkenswertes getan. »Woher wissen Sie, dass es schneller ist als ein Vampir?«
»Keiner der Jungen hat versucht zu entkommen. Sie sind alle gestorben, wo sie standen. Es ist entweder schneller oder hat eine verblüffende hypnotische Gewalt über sein Opfer.«
»Dann ist es also kein Lykanthrop?«
»Nicht einmal Lykanthropen sind so schnell, und die haben nicht die Fähigkeit, einem den Verstand zu benebeln. Wenn ein Lykanthrop mit einem Schwert da reingekommen wäre, wären die Jungen schreiend losgerannt. Wir hätten zumindest Spuren eines Kampfes.«
Freemont stand nur da und schaute. Es war ein sehr ernster Blick, als wollte sie mich messen und wiegen. Sie war nach wie vor nicht glücklich über mich, aber sie hörte mir zu.
»Ich kann Ihnen helfen, Sergeant Freemont. Ich kann Ihnen helfen herauszufinden, welches Monster das getan hat, vielleicht sogar, bevor es wieder zuschlägt.«
Für einen Moment bröckelte die ruhige, selbstsichere Maske. Hätte ich nicht in ihre neutralen braunen Augen geblickt, es wäre mir entgangen.
»Scheiße«, sagte ich laut. Ich ging zurück zu ihr und senkte die Stimme. »Das ist es, stimmt's? Das sind nicht die ersten Toten in diesem Fall.«
Sie schaute kurz zu Boden, dann stellte sie sich meinem Blick mit vorgeschobenem Kinn. Ihre Augen waren nicht mehr neutral. Sie blickten ein klein wenig verängstigt. Nicht wegen des Täters, sondern weil sie etwas getan oder unterlassen hatte.
»Die State Highway Patrol kann mit einem Mordfall fertig werden«, sagte sie mit der liebenswürdigsten Stimme, die ich je gehört hatte.
»Wie viele?«, fragte ich.
»Zwei. Zwei Teenager, ein Junge und ein Mädchen. Haben wahrscheinlich im Wald geknutscht«, sagte sie sanft, fast müde. »Was hat der Gerichtsmediziner gesagt?«
»Sie haben Recht«, antwortete sie. »Es war ein Schwert, wahrscheinlich. Die Monster benutzen keine Waffen, Ms Blake. Ich glaubte, es war der Exfreund des Mädchens. Er hat eine Militariasammlung aus dem Bürgerkrieg samt Säbeln. Es schien genau zu passen.«
Ich nickte. »Klingt logisch.«
»Von seinen Säbeln hat keiner zu den Verletzungen gepasst, aber ich dachte, er hätte die Mordwaffe sausen lassen. Ich habe nicht gedacht, dass ...« Sie schaute von mir weg und stieß die Hände so fest in die Hosentaschen, dass ich meinte, der Stoff müsse reißen. »Der vorige Tatort war nicht wie dieser. Sie wurden mit dem ersten Stich getötet. Der Mörder hat sie durch die Brust gestochen. Das hätte ein Mensch getan haben können.« Sie sah mich wieder an, als wollte sie meine Zustimmung. Sie bekam sie.
»Waren die Leichen entstellt?« Sie nickte. »Die Gesichter waren zerschnitten, dem Mädchen fehlte die linke Hand. Die Hand, wo sie den Ring des Exfreunds getragen hat.«
»War auch die Kehle durchgeschnitten?« Sie runzelte die Stirn, überlegte, dann nickte sie. »Bei ihr ja. Da war aber nicht viel Blut, so als wäre es erst hinterher getan worden.«
Jetzt nickte ich. »Großartig.« »Großartig?«, wiederholte Larry fragend. »Ich bin der Meinung, dass Sie einen Vampir auf dem Hals haben, Sergeant Freemont.«
Beide sahen mich stirnrunzelnd an. »Bedenken Sie, welche Körperteile fehlen. Bei dem einen Jungen wurden nach dem Tod die Beine abgehauen. Die Oberschenkelarterie befindet sich in der Nähe der Leiste. Ich habe Vampire gesehen, die lieber dort als am Hals Blut saugen. Man haut die Beine ab, und es gibt keine
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