Anita Blake 05 - Bleich Stille
sie kein Fleisch fressen.« Sie richtete ihre braunen Augen auf mich, und da war eine Menge Ärger zu sehen. Nicht eigentlich auf mich, aber ich gab ein gutes Ziel ab. Ich starrte zurück, ohne zu zucken. Sie senkte als Erste den Blick. Vielleicht war ich doch kein so gutes Ziel.
»Ich hab's nicht gern, wenn sich private Ermittler in einen Mordfall reinhängen, aber Sie haben Dinge entdeckt, die mir entgangen sind. Entweder sind Sie sehr gut, oder Sie wissen etwas, das Sie mir nicht verraten wollen.«
Ich hätte einfach sagen können, dass ich in meinem Beruf sehr gut bin, sagte es aber nicht. Wollte nicht, dass die Polizei dachte, ich würde Informationen zurückhalten, wenn ich es nicht tat. »Gegenüber dem gewöhnlichen Polizisten habe ich einen Vorsprung: Ich rechne damit, dass der Täter ein Monster ist. Mich ruft niemand, wenn es nur eine Messerstecherei oder Straßenraub war. Ich versuche nicht die meiste Zeit, mir schöne normale Erklärungen auszudenken. Das heißt, ich kann eine Menge Theorien außer Acht lassen.«
Sie nickte. »Na schön, wenn Sie mir helfen, den Täter zu schnappen, ist mir egal, womit Sie Ihr Geld verdienen.« »Da bin ich aber froh«, sagte ich. »Aber keine Reporter, keine Medien. Ich bin hier verantwortlich. Das ist mein Fall. Ich entscheide, wann wir an die Öffentlichkeit gehen. Ist das klar?«
»Sicher.«
Sie blickte mich an, als glaubte sie mir nicht. »Das mit den Medien meine ich ernst, Ms Blake.« »Ich habe kein Problem damit, Sergeant Freemont. Es ist mir sogar lieber so.« »Für jemanden, der keine Medien dabeihaben will, kriegen Sie aber viel Aufmerksamkeit.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich habe nur mit Sensationsfällen zu tun, Detective. Mit Fällen, die viel Presse bedeuten, viel Getöse. Schließlich töte ich Vampire. Das gibt fette Schlagzeilen.«
»Hauptsache, wir verstehen uns recht, Ms Blake.« »Keine Medien - das ist nicht schwer zu begreifen«, sagte ich. Sie nickte. »Ich gebe Ihnen jemanden mit, der Sie zum vorigen Tatort bringt. Ich sorge dafür, dass Sie die Akte ins Hotel bekommen.« Sie wollte sich abwenden.
»Sergeant Freemont?«
Sie drehte sich wieder um, hatte aber keinen freundlichen Blick für mich. »Was denn noch, Ms Blake? Sie sind mit Ihrer Arbeit fertig.«
»Sie können den Fall nicht als gewöhnlichen Massenmord behandeln.«
»Ich bin die Verantwortliche bei den Ermittlungen, Ms Blake. Ich kann tun, was mir in den Kram passt.«
Ich hob den Blick zu ihr, begegnete ihren feindseligen Augen. Mir war auch nicht danach, allzu freundlich zu sein. »Ich versuche gar nicht, Ihnen die Schau zu stehlen. Aber Vampire sind nicht einfach nur Menschen mit Reißzähnen. Wenn der Vampir die drei im Bann halten konnte, während er sie der Reihe nach abschlachtete, kann er auch Sie in seinen Bann schlagen und jeden anderen. Ein Vampir mit solchen Talenten lässt Sie schwarz für weiß halten. Verstehen Sie?«
»Es ist Tag, Ms Blake. Wenn es ein Vampir war, dann spüren wir ihn auf und pfählen ihn.« »Sie werden einen Gerichtsbeschluss brauchen.« »Den kriegen wir.«
»Wenn Sie ihn haben, komme ich und erledige das.« »Ich glaube, wir kommen zurecht.« »Haben Sie schon mal einen Vampir gepfählt?«, fragte ich.
Sie sah mich ruhig an. »Nein, aber ich habe einen Menschen erschossen. So viel schwerer kann es nicht sein.« »Nicht unbedingt«, sagte ich. »Aber es ist unendlich gefährlicher.«
Sie schüttelte den Kopf. »Bis das FBI kommt, habe ich hier die Verantwortung, und weder Sie noch sonst jemand wird sie an sich reißen. Ist das klar, Ms Blake?«
Ich nickte. »Glasklar, Sergeant Freemont.« Ich blickte auf das Ansteckkreuz am Aufschlag ihrer Jacke. Die meisten Polizisten in Zivil hatten eins als Krawattennadel. Landesweiter Standard. »Sie haben doch Silbermunition?«
»Ich werde auf meine Männer aufpassen, Ms Blake.«
Ich hob leicht die Hände. Soweit das Gespräch von Fr2il1 zu Frau. »Gut, wir gehen jetzt. Sie haben meine Piepsernummer. Benutzen Sie sie, wenn es nötig ist, Detective Freemont.«
»Es wird nicht nötig sein.«
Ich atmete tief durch und schluckte eine Menge Wörter runter. Sich mit einem Polizisten anzulegen, der für einen Mordfall verantwortlich war, war nicht der richtige Weg, wenn man beim nächsten Mal wieder mitspielen wollte. Ich ging an ihr vorbei, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Ich war nicht
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