Anita Blake 05 - Bleich Stille
Zeichen endlich so weit, dass ich den Diener für Sie spiele. Sie manipulativer Mistkerl.«
»Sie haben mich hierher gebeten, ma petite.« Durch seine Worte zog sich eine Spur Wärme. Er schritt auf mich zu. »Ich tue Ihnen einen Gefallen, vergessen Sie das nicht.« »Dafür werden Sie sicherlich sorgen«, erwiderte ich.
Er machte einen harschen Laut, als fehlten ihm die Worte. »Warum gebe ich mich eigentlich mit Ihnen ab? Sie beleidigen mich bei jeder Gelegenheit. Viele würden ihre Seele dafür geben, was ich Ihnen anbiete.«
Er stand vor mir, die Augen wie dunkle Saphire, die Haut wie Marmor. Seine Haut leuchtete, als wäre da ein Licht in ihm. Er sah aus wie eine lebendige Statue aus Licht, Juwelen und Stein.
Er war beeindruckend und beängstigend, aber ich kannte das bereits. »Hören Sie auf mit dem faulen Vampirzauber Jean-Claude. Es ist fast Morgen. Haben Sie nicht irgendwo einen Sarg rumstehen, in den Sie kriechen können?«
Er lachte, aber nicht erfreut, sondern hart wie das Gefühl von Stahlwolle auf der Haut. Mehr etwas zum Reizen als zum Verführen. »Unser Gepäck ist noch nicht angekommenen, nicht wahr, mein Wolf?« »Nein, Meister«, sagte Jason. »Ihr Sarg ist nicht da?«, fragte ich.
»Entweder habe ich ein sehr nachlässiges Bodenpersonal erwischt oder ...« Er ließ den Satz in der Luft hängen, mit freundlichem, nichts sagendem Gesicht. »Oder was?«, fragte Larry.
»Ma petite.« »Sie meinen, der hiesige Meister hat Ihren Sarg entwendet«, sagte ich. »Eine Bestrafung, weil ich in ihr Gebiet eingedrungen bin, ohne all die gesellschaftlichen Feinheiten zu beachten.« Dabei sah er mich an.
»Ich schätze, das bin ich schuld«, sagte ich. Er zuckte die Achseln auf diese Art, die einen rasend machen konnte. »Ich hätte Nein sagen können, ma petite.« »Hören Sie auf, so kultiviert zu tun.«
»Wäre es Ihnen lieber, wenn ich zornig würde?« Seine Stimme klang sehr milde, als er das sagte. »Vielleicht«, meinte ich. Ich hätte mich dann nicht so schuldig gefühlt, aber das sagte ich nicht laut.
»Fahre zum Flughafen, und hole unser Gepäck, wenn es möglich ist, Jason. Bring es in Anitas Zimmer.« »Moment mal. Sie ziehen nicht bei mir ein.« »Es wird bald hell, ma petite. Ich habe keine andere Wahl. Morgen werden wir eine andere Unterbringung finden.«
»Das haben Sie geplant.«
Er lachte kurz auf, es klang bitter. »Selbst meine Verschlagenheit kennt Grenzen, ma petite. Ich würde so kurz vor Tagesanbruch nicht freiwillig ohne meinen Sarg sein wollen.« »Was werden Sie denn ohne ihn tun?«, fragte Larry. Er machte ein banges Gesicht.
Jean-Claude lächelte. »Keine Angst, Lawrence, ich brauche nichts weiter als Dunkelheit oder vielmehr die Abwesenheit von Sonnenschein. Der Sarg selbst ist nicht notwendig, nur sicherer.«
»Ich kannte noch keinen Vampir, der nicht in einem Sarg schlief«, sagte ich.
»Wenn ich an einem unterirdischen, sicheren Platz bin, verzichte ich auf meinen Sarg. Obwohl ich ehrlich gesagt bewusstlos bin, wenn das Tageslicht da ist. Ich könnte auf einem Nagelbrett schlafen und würde es nicht merken.«
Ich war nicht sicher, ob ich ihm das glaubte. Er gab sich die größte Mühe, um wie ein Mensch zu erscheinen.
»Sie werden recht bald feststellen, dass meine Worte wahr sind, ma petite.« »Das fürchte ich ja gerade«, sagte ich.
»Sie können auf der Couch schlafen, wenn Sie das vorziehen, aber ich sage Ihnen wahrheitsgemäß, dass ich, sobald das Tageslicht da ist, harmlos, ja hilflos bin, wenn Sie so wollen. Ich bin dann unfähig, Sie zu belästigen, selbst wenn ich es wollte.«
»Welche Ammenmärchen soll ich sonst noch glauben? Ich habe schon gesehen, wie Sie nach Tagesanbruch rumgelaufen sind, vor dem Licht geschützt zwar, aber quicklebendig.«
»Nach etwa acht Stunden Schlaf kann ich mich bewegen, auch wenn es noch Tag ist, das stimmt, aber ich bezweifle, dass Sie so lange im Bett bleiben werden. Sie werden Klienten haben oder dergleichen, eine Morduntersuchung, irgendeinen Auftrag, mit dem Sie unterwegs sind.«
»Wenn ich Sie allein lasse, wer wird dann aufpassen, dass nicht ein Zimmermädchen reinkommt, die Vorhänge zurückzieht und Sie verbrutzelt?«
Sein Lächeln wurde breit. »Besorgt um mein Wohlergehen. Ich bin gerührt.«
Ich blickte ihn an. Er sah erfreut, belustigt aus, aber es war eine Maske. Sein Gesicht, wenn er sich nicht anmerken
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