Anita Blake 05 - Bleich Stille
lassen wollte, was er dachte, und man nicht einmal merken sollte, dass er das nicht wollte. »Was haben Sie vor?« »Ausnahmsweise nichts, ma petite.« »Ja, klar.«
»Wenn ich den Sarg habe, werde ich einen Transporter mieten müssen«, sagte Jason. »Sie können unseren Jeep nehmen«, sagte Larry. Ich warf ihm einen drohenden Blick zu. »Nein, kann er nicht.«
»Betrachten Sie es als zweckdienlich, ma petite. Wenn Jason einen Transporter mieten muss, muss ich vielleicht einen weiteren Tag in Ihrem Bett verbringen. Ich weiß, dassSie das nicht wollen.« Man hörte deutlich seine Erheiterung und noch einen anderen Unterton. Vielleicht Verbitterung. »Ich werde fahren«, sagte Larry. »Nein, das werden Sie nicht«, widersprach ich. »Es ist fast Tag, Anita. Mir passiert schon nichts.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Sie können mich nicht immer behandeln, als wäre ich Ihr kleiner Bruder. Ich kann den Jeep fahren.« »Ich verspreche, ihn nicht zu fressen«, sagte Jason. Larry streckte die Hand nach dem Schlüssel aus. »Sie müssen mir mal etwas zutrauen.«
Ich blickte ihn nur an.
»Ich verspreche, auf alles und jeden zu schießen, ob Mensch oder Monster, der mich unterwegs bedroht.« Er machte das Pfadfinderzeichen, drei in die Höhe gereckte Finger. »Sie können ja Kaution stellen und erklären, dass ich nur in Ihrem Auftrag gehandelt habe.«
Ich seufzte. »Also gut, verdammt.« Ich gab ihm die Schlüssel. Er grinste mich an. »Danke.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber beeilen Sie sich, ja?« »Alles, was Sie wollen.« »Raus jetzt und seien Sie vorsichtig.«
Larry ging mit Jason im Kielwasser. Ich starrte auf die Tür, nachdem sie sich geschlossen hatte, fragte mich, ob ich hätte mitgehen sollen. Selbst wenn ich Larry damit wütend machte, aber wütend war besser als tot. Mensch, es war ein einfacher Botengang: zum Flughafen fahren und einen Sarg abholen. Was konnte schon schief gehen, eine knappe Stunde vor Tagesanbruch? Scheiße.
»Sie können ihn nicht schützen, Anita.« »Ich kann es versuchen.«
Jean-Claude antwortete mit diesem ärgerlichen Schulterzucken, das alles anzudeuten schien, was man wollte, oder auch gar nichts. »Wollen wir uns zur Ruhe begeben, ma petite?«
Ich öffnete den Mund, um zu sagen, er könne mit Larry die Koje teilen, schwieg aber. Ich glaubte eigentlich nicht, dass er auf Larry herumkauen würde, doch sicher war ich nur, dass er auf mir nicht herumkauen würde. »Natürlich«, sagte ich.
Er schaute ein bisschen überrascht, so als hätte er mit Einwänden gerechnet. Aber die Einwände waren mir inzwischen ausgegangen. Er konnte ruhig das Bett haben. Ich würde die Couch nehmen. Was konnte harmloser sein? Ich meine, außer Bikernonnen aus der Hölle.
19
Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, fühlte ich die Dämmerung gegen die Scheiben drücken wie eine kalte Hand. Sie war ganz nah. Jean-Claude lächelte mich an. »Das erste Mal, dass es mir gelungen ist, mit Ihnen ein Hotelzimmer zu teilen, und wir haben keine Zeit.« Er seufzte ausführlich. »Mit Ihnen laufen die Dinge niemals wie geplant, ma petite.« »Vielleicht sollte Ihnen das etwas sagen«, meinte ich.
»Vielleicht.« Er warf einen Blick zu den zugezogenen Vorhängen. »Ich muss gehen, ma petite. Bis zum Abend.« Er schloss die Schlafzimmertür ein klein wenig hastig. Ich konnte spüren, wie der anbrechende Tag gegen das Haus drängte. Während der Jahre, in denen ich Vampire jagte, hatte ich ein Gespür für das Nahen der Dämmerung entwickelt. Es hatte Zeiten gegeben, wo ich mich durch eine Katastrophe nach der anderen kämpfte, nur um am Leben zu bleiben, bis dieser sanft wachsende Druck des Lichts den Himmel freimachte und mir den Arsch rettete. Zum ersten Mal überlegte ich, wie es wohl sein würde, das nicht als Segen, sondern als Gefahr zu betrachten.
Nachdem er die Tür geschlossen hatte, fiel mir auf, dass mein Koffer im Schlafzimmer stand. Verdammt. Ich zögerte und klopfte schließlich. Keine Antwort. Ich öffnete die Tür nur einen Spalt weit, dann weiter. Er war nicht zu sehen. Im Bad lief das Wasser. Unter der Tür war ein Streifen Licht zu sehen. Was taten Vampire im Badezimmer? Lieber nicht fragen.
Ich nahm meinen Koffer und trug ihn hinaus, ehe sich die Badezimmertür öffnen konnte. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte nicht sehen, was mit ihm geschah, wenn die Sonne aufging.
Als die Sonne so weit aufgegangen war,
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