Anita Blake 05 - Bleich Stille
war der erste Europäer in dieser Gegend. Er hat in einen Stamm eingeheiratet, ihn zum Christentum bekehrt. Er war ebenfalls ein Elf« Sie nickte. »Er brachte einen Elfen mit.« »Eine Ehefrau?«, fragte ich.
»Nein, er hatte einen der weniger vernunftbegabten Elfen eingefangen und ihn in eine magisch konstruierte Kiste gesperrt. Der Gefangene entkam und metzelte fast den ganzen Stamm nieder, von dem wir abstammen. Am Ende gelang es Llyn, den Elfen mithilfe eines indianischen Schamanen oder Priesters zu bändigen, aber er hat ihn nicht wirklich erneut bezwungen. Er konnte ihn lediglich einsperren.«
»Was für eine Elfenart hat er mitgebracht?« »Bloody Bones ist nicht nur der Name unseres Restaurants«, sagte sie. »Das ist die Kurzform von Rawhead and Bloody Bones.«
Ich riss die Augen auf. »Aber das ist doch ein Kinderschreck. Warum wollte Ihr Vorfahre einen gefangen halten' Sie haben keine Schätze oder Wünsche zu vergeben. Oder irre ich mich?«
»Nein, Sie haben ganz Recht. Bloody Bones besitzt keine Reichtümer und keine edle Magie, die Wünsche erfüllt.« »Wozu ihn dann gefangen nehmen?« »Die meisten Nachfahren von Menschen und Elfen besitzen nicht viel Magie.«
»So will es die Legende«, sagte ich, »aber Magnus beweist das Gegenteil.« »Llyn Bouvier schloss eine Art Pakt für sich und seine Nachfahren. Wir sollten alle Elfenkräfte besitzen, zu einem bestimmten Preis.« Sie zog die Sache in die Länge, und ich war müde. »Sagen Sie es einfach, Ms Bouvier. Die Spannung wird langsam unerträglich.«
»Ist Ihnen vielleicht mal der Gedanke gekommen, dass es mir peinlich sein könnte, das zuzugeben?«, erwiderte sie. »Nein. Wenn das so ist, bitte ich um Verzeihung.«
»Mein Vorfahre hat Bloody Bones eingesperrt, damit er aus dessen Blut einen Zaubertrank machen konnte. Der Zaubertrank musste aber in bestimmten Abständen wieder erneuert werden, sonst hätte ihn die Magie verlassen.«
Ich starrte sie an. »Was hat der Gefangene davon gehalten?«
»Unser Vorfahre war gezwungen gewesen, Europa zu verlassen, er wäre sonst umgebracht worden. Unter uns ist es verboten, einander auf diese Weise zu benutzen.«
»Ich begreife, warum.«
»Diese barbarische Tat gab uns Glamour, Macht, aber sie wurde durch Blut errungen, Ms Blake. Nachdem Bloody Bones wieder eingefangen war, gab mein Vorfahr seinen Zaubertrank auf. Er sah es schließlich doch noch als schlechte Tat an. Obwohl seine Macht schwand, hatten seine Kinder die Kräfte der Elfen im Blut. Nun wissen Sie es also«, sagte sie.
»Demnach halten Sie Bloody Bones irgendwo in einer magischen Kiste versteckt?«, fragte ich.
Sie lächelte und sah mit einem Mal jung und schön aus. Es war mir unmöglich, ihr Alter zu schätzen. Ich konnte in ihrem Gesicht keine Falte entdecken. »Als die Magie zum ersten Mal schwand, wuchs Bloody Bones zu seiner ganzen Größe heran. Er ist größer als ein Mensch, fast so groß wie ein Riese. Er sitzt gefangen in einem Hügel aus Erde und Magie.«
»Sie sagen, er hat damals fast einen ganzen Stamm ausgelöscht?« Sie nickte. Ich seufzte. »Ich muss mir ansehen, wo er versteckt ist.« »Sie haben versprochen ...«
»Ich habe versprochen, nichts der Polizei zu verraten, aber Sie haben mir soeben erzählt, dass ein riesenhaftes Wesen, das zur Massenvernichtung fähig ist, hier in der Nähe eingesperrt ist. Ich muss sehen, ob sein Gefängnis sicher ist, ob er nicht doch ausbrechen und Menschen niedermetzeln kann.«
»Ich versichere Ihnen, Ms Blake, unsere Familie sorgt schon seit Jahrhunderten dafür. Wir wissen, was wir tun.« »Wenn ich es der Polizei nicht melden darf, muss ich selbst nachsehen.«
Sie stand auf und versuchte, mich mit ihrer Größe einzuschüchtern. Das klappte nicht im Mindesten. »Und dabei die Polizei mitbringen, wie? Halten Sie mich für so blöd?«
»Ich werde die Polizei nicht mitbringen, Ms Bouvier, aber ich muss mir die Sache ansehen. Wenn er doch ausbricht, und ich habe die Polizei nicht gewarnt, dann wäre es meine Schuld, dass niemand vorbereitet ist.«
»Auf Bloody Bones kann man nicht vorbereitet sein«, erwiderte sie. »Er ist unsterblich, Ms Blake, wahrhaft unsterblich. Er kann nicht sterben. Sie können ihm den Kopf abhacken, und er würde überleben. Die Polizei kann nichts tun, außer alles noch schlimmer zu machen.«
Das war ein Argument. »Trotzdem muss ich mich selbst überzeugen.« »Sie sind
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