Anita Blake 05 - Bleich Stille
»Warum nicht?« »Magnus hat sich sicherlich etwas zu Schulden kommen lassen, sonst wäre er nicht weggerannt, aber er verdient eine bessere Behandlung als diese.«
»Ja«, sagte sie, »das stimmt.« »Wie kamen Sie auf die Idee, er könnte in meinem Bett liegen?«
Sie blickte wieder in den Schoß. »Magnus kann sehr überzeugend sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass mal eine Frau Nein gesagt hat. Ich entschuldige mich dafür, was ich von Ihnen angenommen habe.« Sie hielt inne, warf einen Blick zur Schlafzimmertür, dann zu mir und wurde rot.
Ich war nicht gewillt zu erklären, wieso ich zwei Männer in meinem Bett hatte. Durch die Decke und das Kissen war sicherlich klar, dass ich hier draußen schlief. Bestimmt.
»Was wollen Sie von mir, Ms Bouvier?«
»Ich will Magnus finden, bevor er umgebracht wird. Ich dachte, Sie könnten mir helfen. Wie konnten Sie ihn nur der Polizei ausliefern? Sie müssen doch wissen, wie es ist, anders zu sein.«
Ich wollte sie fragen, ob mir das anzusehen war, ob sie »Totenbeschwörer« auf meiner Stirn lesen konnte, aber ich tat es nicht. Wenn die Antwort ja war, wollte ich es nicht unbedingt wissen.
»Wäre er nicht weggerannt, hätten sie ihm nur ein paar Fragen gestellt. Sie haben nicht genug gegen ihn in der Hand, um ihn zu verhaften. Haben Sie eine Ahnung, warum er das getan hat?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wirklich, aber mir kommt das völlig unsinnig vor, Ms Blake. Mein Bruder ist ein bisschen unmoralisch, aber er ist kein schlechter Kerl.«
Ich war mir nicht sicher, ob man ein bisschen unmoralisch sein konnte, aber ich ließ das durchgehen. »Wenn er sich mir stellt, bringe ich ihn zur Polizeiwache. Aber ansonsten weiß ich nicht, was ich tun kann.« »Ich bin schon überall gewesen, aber er ist nicht da. Ich habe sogar den Hügel überprüft.«
»Den Hügel?«, frage ich. Sie blickte auf. »Er hat Ihnen nichts von dieser Kreatur erzählt?«
Ich überlegte zu lügen, um an Informationen zu kommen. aber der Ausdruck ihrer Augen sagte mir, dass ich's schon vermasselt hatte. »Er hat nichts dergleichen erwähnt.«
»Natürlich, sonst wäre die Polizei schon mit Dynamit da unten. Das Dynamit würde es nicht umbringen, aber es würde unsere magischen Schutzvorrichtungen allesamt knacken.«
»Was für ein Wesen ist das?«, fragte ich. »Hat Magnus Ihnen irgendetwas erzählt, was Sie der Polizei nicht weitergesagt haben?«, fragte Dorcas. Ich überlegte kurz. »Nein.«
»Dann war es richtig, dass er es Ihnen nicht gesagt hat.« »Möglich, aber inzwischen versuche ich ihm zu helfen.« »Haben Sie ein schlechtes Gewissen?«, fragte sie. »Vielleicht«, sagte ich.
Sie sah mich an. Ihre Pupillen waren wieder zum Vorschein gekommen, und sie sah fast normal aus. Fast. »Wie kann ich Ihnen trauen?« »Wahrscheinlich gar nicht. Aber ich möchte Ihrem Bruder wirklich helfen. Bitte sprechen Sie mit mir, Ms Bouvier.«
»Ich brauche Ihr Wort darauf, dass Sie der Polizei nichts verraten. Ich meine es ernst, Ms Blake. Wenn sich die Polizei einmischt, könnte das Wesen freikommen und Menschen umkommen.«
Ich überlegte, konnte aber keinen Grund finden, warum die Polizei davon erfahren sollte. »Einverstanden, ich gebe Ihnen mein Wort« »Mir fehlt vielleicht Magnus' Begabung mit Glamour, aber ein Eid gegenüber einer Elfe ist eine ernste Sache, Ms Blake. Uns anzulügen wird gemeinhin unerfreulich.« »Ist das eine Drohung?«
»Betrachten Sie es als Warnung.« Zwischen uns flimmerte die Luft, als würde Hitze aufsteigen. Ihr Blick verwirbelte wie das Wasser in einem Whirlpool.
Vielleicht hätte ich ihr doch die Waffe zeigen sollen. »Drohen Sie mir nicht, Dorcas. Ich bin nicht in der passenden Stimmung.«
Die Magie schien zu versickern wie Wasser zwischen Felsspalten. Man wusste, sie war noch da, unter der Oberfläche. Doch für jemanden, der schon von Werwölfen und Vampiren bedroht worden war, wirkte sie vergleichsweise blass. Magnus schien in der Familie der Begabteste zu sein. Auf der Skala des Schreckens rangierte Magnus weiter oben.
»Nur so verstehen wir einander, Ms Blake. Wenn Sie es der Polizei verraten, und die lassen das Wesen los, werden Sie die Toten zu verantworten haben.« »Also gut, ich bin beeindruckt. Und jetzt erzählen Sie mir davon.« »Hat Magnus Ihnen von unserem vorfahren, Llyn Bouvier, erzählt?«
»Ja, er
Weitere Kostenlose Bücher