Anita Blake 06 - Tanz der Toten
ich mich anzog, desto eher würde ich Bescheid wissen.
Ich hatte mir irgendwas aus dem Koffer gegriffen. Fast alle meine Sachen lassen sich passend kombinieren. Dunkelblaue Jeans, marineblaues Polohemd, weiße Sportsocken. Ich wollte niemanden beeindrucken. Jetzt wo ich ein bisschen wacher war, wünschte ich, ich hätte etwas nicht ganz so Praktisches ausgesucht. Wenn man liebt, macht man sich über so was Gedanken.
Ich öffnete die Tür. Richard stand am Bett. Bei seinem Anblick stockte ich mitten im Schritt. Seine Haare waren gebürstet, dass sie rings um die Schultern abstanden. Er trug nichts weiter als ein Paar seidene Boxershorts in Violettrot. Sie waren an den Seiten hoch geschlitzt, sodass seine Oberschenkel hervorblitzen, als er sich zu mir umdrehte.
Als ich endlich den Mund zu machen und reden konnte, sagte ich: »Wieso bist du so angezogen?«
Jean-Claude lehnte mit einer Schulter an der Wand. Er trug einen knöchellangen schwarzen Morgenmantel mit schwarzem Pelzbesatz. Seine Haare verschmolzen mit dem Pelz am Kragen, sodass kaum zu unterscheiden war, wo das eine Schwarz aufhörte und das andere anfing. Sein blasser Hals und ein Dreieck Brust wirkten dagegen rein weiß.
»Ihr seht aus, als kämt ihr gerade aus zwei verschieden Pornofilmen. Cassandra sagte etwas von einem Plan. Wie sieht der aus?«
Richard sah Jean-Claude von der Seite an. Sie tauschten einen Blick, der deutlich sagte, dass sie hinter meinem Rücken etwas ausgeheckt hatten.
Richard setzte sich auf die Bettkante. Seine Shorts saßen ein bisschen zu eng, um bequem zu sein, und ich musste weggucken, also sah ich Jean-Claude an. Das war nicht beruhigend, aber er war zumindest weitgehend bekleidet.
»Weißt du noch vor ein paar Monaten, vor Weihnachten, als wir in deiner Wohnung versehentlich magische Kräfte freigesetzt haben?«, fragte Jean-Claude. »Ich erinnere mich«, sagte ich.
»Monsieur Zeeman und ich glauben, dass wir drei unsere Kräfte vereinen können, ein Triumvirat bilden können.« Ich guckte vom einen zum anderen. »Erklärt mir das.«
»Zwischen mir und Wölfen gibt es gewisse Bande. Es gibt Bande zwischen dir, meiner kleinen Totenbeschwörerin, und den Toten. Lust und Liebe enthalten schon immer magische Energie. Ich kann dir verschiedene Zauber zeigen, die die Verbindung zwischen dem Vampir und seinem Tier, zwischen Totenbeschwörer und Vampir nutzen. Wir sollten nicht überrascht sein, dass zwischen uns Kräfte bestehen.«
»Komm zur Sache«, bat ich.
Jean-Claude lächelte. »Ich glaube, wir können vielleicht genug Macht aufbauen, um einen gewissen Ulfric zum Rückzug zu bewegen. Ich kenne Marcus. Er wird nicht kämpfen, wenn er glaubt, keine Chance auf einen Sieg zu haben.«
»Jean-Claude hat recht«, sagte Richard. »Wenn ich mit genügend Macht glänzen kann, wird Marcus den Schwan, einziehen.«
»Woher wollt ihr wissen, ob wir überhaupt diese einte Macht aufbauen können?«, fragte ich.
»Ich habe ein bisschen nachgeforscht«, antwortete Jean-Claude. »Es gibt zwei Fälle, wo Meistervampire, die ein Tier rufen konnten, das entsprechende Wertier zu ihren, menschlichen Diener gemacht haben.«
»Und?« »Das bedeutet, es gibt eine Chance, dass ich euch beide an mich binden kann.«
Ich schüttelte den Kopf. »Kommt nicht infrage, keine Vampirzeichen. Hatte ich schon, hat mir nicht gefallen, nein danke.«
»Im Dezember trug keiner von euch mein Zeichen«, sagte Jean-Claude. »Ich glaube, dass es auch ohne geht.« »Warum seid ihr so merkwürdig angezogen?«
Richard wirkte verlegen. »Das ist alles, was ich mitgenommen habe. Ich dachte gestern, wir würden zusammen in einem Bett schlafen.« Ich zeigte auf seine Shorts. »Damit hätten wir nicht gut standhaft bleiben können, Richard.« Er wurde rot. »Ich weiß, entschuldige.«
»Sag nicht, da sei keine Spitzenunterwäsche in deinem Koffer, ma petite.«
»Das habe ich nie behauptet.« Ronnie hatte mich zu einem Ensemble überredet, für den Fall, dass ich Richard nachgeben sollte. Sie war dafür, dass ich vor der Hochzeit mit ihm ins Bett ging, wenn das Jean-Claude aus dem Rennen warf.
»Für wen hast du die gekauft?«, fragte Richard leise. »Für dich, aber lenke nicht ab. Wozu die hübschen Pyjamas?«
»Richard und ich haben ein-, zweimal allein versucht, unsere Macht zu vereinen. Es funktioniert nicht. Seine Ablehnung gegen mich macht die Sache
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