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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sind meine Leute. Ich habe ihnen gewisse Freiheiten versprochen, wenn sie mir folgen. Ich frage noch einmal: Kannst du sie zurückbetten, wohin sie gehören?«
     
    Ich wandte mich Jean-Claude zu, während ich noch halb an Richards Brust lehnte. »Ich weiß es nicht.« Dann solltest du es besser herausfinden, ma petite.«
     
    Das klang für meinen Geschmack zu sehr wie eine Drohung, aber ... hinter Liv dem Prachtweib stand jemand, von dem ich kaum die Augen nehmen konnte. Ich ging auf die wartenden Vampire zu. Ich machte den Mund auf, aber es kam kein Ton heraus. Mein Magen wurde zu einem harten Klumpen, mir wurde eng in der Brust. Schließlich brachte ich es heraus: »Willie McCoy, komm zu mir.«
     
    Willie kam hinter der großen blonden Vampirfrau hervor. Er trug noch den giftgrünen Anzug aus dem Danse Macabre. Seine braunen Augen schienen mich zu sehen, doch darin fehlte der Funke, der Willie war. Willie war nicht da. Es war, als sähe ich einen Marionettenfilm mit mir als Marionettenspieler. Ich schmeckte etwas Bitteres im Hals. Mir brannten die Augen. Ich war mir nicht sicher. ob ich erst kotzen oder erst heulen sollte.
     
    Einen halben Meter vor mir ließ ich ihn anhalten. Dicht genug, dass ich mir nichts mehr vormachen konnte. Ich schluckte mühsam, und brennend heiße Tränen liefen mir übers Gesicht. »Ich wollte es nicht wahrhaben«, flüsterte ich.
     
    Jean-Claude trat neben mich. »Willie«, sagte er, und seine Stimme hallte im Raum nach. Willies Körper vibrierte mit dem Klang wie eine Stimmgabel. »Willie, sich mich an.«
     
    Das blanke, vertraute Gesicht wandte sich langsam: seinem Meister zu. Für einen kurzen Moment huschte etwas durch Willies Augen, etwas, für das ich keinen Namen hatte.
     
    »Das eröffnet Möglichkeiten«, sagte Jean-Claude.
     
    »Willie«, sagte ich, »sieh mich an.« Meine Stimme war nicht annähernd so eindrucksvoll wie Jean-Claudes, aber Willie drehte den Kopf zu mir. »Nein«, sagte Jean-Claude, »sieh mich an, Willie.« Willie zögerte. »Willie«, sagte ich, »komm her.« Ich streckte die Hand aus, und er machte einen Schritt auf mich zu.
     
    Jean-Claude sagte: »Halt, Willie, geh nicht zu ihr.« Willie zögerte, im Begriff, die Richtung zu ändern.
     
    Ich konzentrierte mich auf das Stückchen Macht in mir, dieses Wesen, das mir erlaubte, die Toten zu wecken, und ließ sie anschwellen und aus mir herausströmen. Ich rief Willies Körper zu mir, und nichts, was Jean-Claude hätte tun können, würde bewirken, dass sich Willie von mir abwandte.
     
    »Hört auf, alle beide«, forderte Richard. »Er ist keine Puppe.« »Er ist auch nicht lebendig«, sagte ich. »Er hat das nicht verdient«, erwiderte Richard.
     
    Da war ich seiner Meinung. Ich drehte mich zu Jean-Claude. »Er ist mein, Jean-Claude. Sie sind alle mein. Wenn die Nacht anbricht, gehören sie wieder dir, aber ihre leere Hülle gehört mir.« Ich trat dicht an ihn heran, und dieser Wirbel Macht in mir erfasste ihn.
     
    Überrascht schnappte er nach Luft und wich zurück. Er hielt sich die Hand, als hätte ich ihn geschlagen. »Vergiss nie, was ich bin und was ich tun kann. Keine Drohungen mehr zwischen uns, nie wieder, oder es wird die letzte sein.«
     
    Er starrte mich an, und nur für eine Sekunde blitzte etwas in ihm auf, das mir neu war: Angst. Angst vor mir, zum ersten Mal. Sehr gut.
     
    Willie starrte mich aus leeren, wartenden Augen an. Er war tot, wirklich und wahrhaftig tot. Mir liefen die Tränen hinunter, große, bittere Tränen. Armer Willie, arme Anita. Er war kein Mensch mehr. All die Monate war ich mit ihm befreundet gewesen, und er war tot. Einfach tot. Verdammt.
     
    »Was ist mit dem vorigen Vampir geschehen, den du gerufen hast, ma petite? Warum hast du ihn nicht wieder in den Sarg gebettet?« Ihm dämmerte etwas. Ich sah den Gedanken in seinen Augen entstehen und über die Lippen kommen. »Wie kam es, dass Monsieur Bouviers untere Körperhälfte sich aufgelöst hat?«
     
    Magnus Bouvier war Serephinas sterblicher Diener gewesen. Es war seine Aufgabe gewesen, mich in der Nähe ihres Sarges zu halten, damit sie mich erledigen konnte, wenn sie aufwachte. Ich wischte mir übers Gesicht, versuchte, die Tränen loszuwerden. Es vermasselt jede Wirkung, wenn man weint. »Du kennst die Antwort«, sagte ich und klang gezwungen und kleinlaut.
     
    »Sag es laut, ma petite, ich will es aus deinem Munde hören.« »Mir scheint, mir entgeht hier einiges«, mischte sich Richard ein.

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