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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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aus meinen Nikes rausgeholt. Die Stiefel waren aus weichem schwarzen Rauleder, die Absätze einen Tick höher, als mir lieb war. Eine kleine verschlossene Viole steckte in einer Schlinge an den Schafträndern. Ich hielt eine gegen das Licht und wusste, was darin war. Weihwasser. Ein nettes Geschenk von meinem Vampirfreund.
     
    Ich sah mich im Spiegel an. »Wie lange schwebt Jean-Claude dieses Outfit schon vor?« »Seit einer Weile«, antwortete Stephen. Er kniete neben mir und zupfte die Riemen gerade. »Wir haben alle gewettet, dass er dich nie dazu bringen würde, es anzuziehen.«
     
    »Wer ist wir?« »Seine Gefolgsleute.« Stephen stand auf, trat zurück und nickte. »Du siehst toll aus.« »Ich sehe aus wie eine Kreuzung aus Motorradbraut und Glücksritter.«
     
    »Das auch«, sagte Stephen. Ich drehte mich zu Cassandra um. »Sei ehrlich.« »Du siehst gefährlich aus, Anita. Wie eine lebendige Waffe.«
     
    Ich musterte mich kopfschüttelnd im Spiegel. »Wie ein lebendiges Sexspielzeug, meinst du wohl.« »Wie eine Domina vielleicht, aber nicht wie jemandes Spielzeug«, korrigierte Cassandra.
     
    Wieso fühlte ich mich damit nicht besser?
     
    Cassandra hatte darauf bestanden, mir beim Make-up zu helfen. Sie war damit viel geschickter als ich. Jahrelange Übung, meinte sie. Meine Haare waren dicht und kraus und reichten bis knapp über die Schultern. Ich brauchte einen Schnitt. Aber für heute Abend waren sie perfekt. Das Gesicht war hübsch. Make-up ist eine wunderbare Sache. Doch die restliche Aufmachung wischte den Anschein beiseite. Man sah mir genau an, was ich war: jemand, der häufiger tötet als küsst.
     
    Wir verließen das Bad und trafen auf Edward und Harley, die auf uns warteten. Sie hatten sich zwei Stühle auf den weißen Teppich gestellt und saßen mit dem Gesicht zur Badezimmertür. Ich erstarrte, sobald ich Edward entdeckte. Er sagte kein Wort, sondern saß nur da mit einem leisen Lächeln im Gesicht.
     
    »Mann, jetzt sag was.« »Ich würde sagen, das bist gar nicht du, aber in gewisser Hinsicht doch.« Ich holte tief Luft. »Ja.« Harley starrte mich mit leerem Blick an. Er lächelte, aber nicht wegen meines Aufzugs. Er lächelte zu einer inneren Musik oder einem Anblick, den nur er wahrnahm.
     
    Auf dem Bett lag ein langer Ledermantel. »Den hat einer der Vampire dagelassen«, sagte Edward. »Dachte, du möchtest bis zur großen Vorstellung vielleicht was zum Drüberziehen.« »Dir macht das Ganze Spaß, wie?« »Mir wäre wohler, wenn ich ständig hinter dir stünde.«
     
    »Das wirst du ja: mit einem Gewehr auf dem nächsten Hügel.« »Mit Nachtsichtgerät, schön, aber aus der Entfernung kann ich sie nicht alle umbringen.« »Du könntest sie auch nicht alle umbringen, wenn du mittendrin stehen würdest«, sagte ich. »Ja, aber ich würde mich wohler fühlen.« »Besorgt um mich?«
     
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin dein Leibwächter. Wenn du unter meinem Schutz stirbst, machen sich die Kollegen über mich lustig.«
     
    Ich brauchte eine Sekunde, um zu bemerken, dass er einen Witz machte. Harley bedachte ihn mit einem leicht überraschten Blick. Ich glaube nicht, dass einer von uns bei Edward an Scherze gewöhnt war.
     
    Ich ging zu ihm. Das Leder gab das übliche leise Knarren von sich. Ich stellte mich vor ihn hin, die Beine ein bisschen gespreizt, und blickte auf ihn hinab.
     
    Er riss ein wenig die Augen auf. »Ja?« »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand über dich lustig macht, Edward.«
     
    Er betastete einen meiner Riemen. »Wenn ich so rumlaufen würde, vielleicht doch.«
     
    Ich musste lächeln. »Wenn du heute mit uns auf die Lichtung müsstest, würdest du dich wahrscheinlich nicht so anziehen.«
     
    Er richtete seine blassblauen Augen auf mich. »Ich hatte schon Schlimmeres an, Anita. Ich bin ein guter Schauspieler, wenn's sein muss.« Der Humor vertrocknete und hinterließ wilde Entschlossenheit. Edward tat immer noch Dinge, die ich nicht tun würde, hatte noch immer weniger Grundsätze als ich, aber in gewisser Hinsicht war Edward mir ein Spiegel. Eine Warnung, was aus mir werden könnte, oder ein Vorausblick.
     
    Richard hätte gesagt, eine Warnung. Ich war mir noch nicht darüber klar geworden.
     
    Es klopfte an der Tür. Richard kam ohne Aufforderung herein. Er machte ein finsteres Gesicht, aber das verschwand, sowie er mich sah. Er machte große Augen. »Und ich bin hergekommen, um mich über meine Aufmachung zu beschweren.« Er

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