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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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umbringen durfte, hieß nicht, dass ich es nicht selbst tun würde. Willie sank in seinen Stuhl zurück.
     
    Damian hielt so weit inne, dass er den Kopf drehte und zu mir hinsah. Dann drehte er sich ganz herum, sodass er die Frau wie einen Schild vor sich hatte. Das Haar hing ihr noch nach einer Seite, der Hals war entblößt. Damian blickte mich an und strich mit einem Finger über ihre nackte Haut. Er forderte mich heraus.
     
    Ein gedämpfter Scheinwerfer leuchtete mich an und wurde heller, während ich sehr vorsichtig auf die zwei Stufen zuging, die zur Tanzfläche führten. Über das Geländer zu springen hätte sicher besser ausgesehen, aber dabei wäre es mir reichlich schwer gefallen, das Ziel vor der Mündung zu behalten. Ich hätte wahrscheinlich von oben auf seinen Kopf zielen können, aber mit einer unvertrauten Waffe war das zu riskant. Ich wollte nicht versehentlich der Frau in den Kopf schießen. Wenn man die Geisel erschießt, gibt's immer stirnrunzelnde Blicke.
     
    Die Kellner und Kellnerinnen wussten nicht, was sie tun sollten. Wäre ich irgendein Trottel von der Straße gewesen, hätten sie mich wahrscheinlich angesprungen, aber ich war die Angebetete ihres Meisters, was die Lage ein wenig verkomplizierte. Ich behielt sie quasi nebenbei im Auge. »Ihr geht ein Stück zurück und macht mir ein bisschen Platz, Leute - sofort.«
     
    Sie sahen sich groß an. »Ihr wollt mir bestimmt nicht zu nahe kommen, also bewegt euch!« Sie bewegten sich.
     
    Als ich weit genug gekommen war, dass ich mir zutraute, den Schuss abzugeben, blieb ich stehen. »Lassen Sie sie los, Damian.« »Es wird ihr nichts passieren, Anita. Ist nur ein kleiner Spaß.«
     
    »Sie will nicht. Das ist verboten, selbst für Unterhaltungszwecke, also lass sie los, oder ich puste dir den Schädel weg.« »Würdest du mich wirklich vor all den Zeugen erschießen?«
     
    »Darauf können Sie wetten«, sagte ich. »Außerdem sind Sie über fünfhundert Jahre alt. Ich glaube nicht, dass ein Schuss in den Kopf Sie schon umbringen wird, nicht endgültig jedenfalls. Aber es wird höllisch wehtun und vielleicht Narben zurücklassen. Sie werden sich doch nicht dieses hübsche Gesicht verderben wollen, oder etwa doch?« Mir wurde der ausgestreckte Arm allmählich lahm. Nicht dass die Pistole schwer war, aber man kann das nicht lange, ohne dass man anfängt zu wackeln. Ich wollte nicht wackeln.
     
    Er starrte mich ein paar Herzschläge lang an. Ganz vorsichtig, ganz langsam begann er am Hals der Frau zu lecken, während er mich mit den seltsamen grünen Augen in einem fort ansah. Das sollte eine Herausforderung sein. Wenn er glaubte, dass ich bluffte, war er an die Falsche ge raten.
     
    Ich atmete aus, bis ich innerlich ruhig war und den Puls in meinen Ohren hören konnte. Ich zielte am Arn entlang, am Lauf entlang und ... weg war er. Er hatte sich so plötzlich bewegt, dass ich erschrak. Ich nahm den Finger vom Abzug und richtete die Mündung zur Decke, während ich wartete, dass mein Herz zu hämmern aufhörte.
     
    Damian stand am Rand des Lichtkegels, in dem er die willenlose Frau zurückgelassen hatte, und wartete. Er starrte mich an. »Willst du jetzt jeden Abend unsere Vorstellung unterbrechen?«, fragte er. »Mein Geschmack ist das nicht«, sagte ich, »aber nehmen Sie eine Freiwillige, und es gibt keinen Grund zur Beanstandung.«
     
    »Eine Freiwillige«, wiederholte er, drehte sich im Kreis, um sich unter den Zuschauern umzusehen. Alle starrten ihn an. Er leckte sich die Lippen, und da gingen die Hände hoch.
     
    Ich schüttelte den Kopf und steckte die Pistole ein. Ich nahm die Frau an der Hand. »Lass sie los, Damian«, forderte ich.
     
    Er warf einen Blick über die Schulter und tat es. Sie riss die Augen auf, wie jemand, der aus einem Albtraum erwacht und feststellt, er ist Wirklichkeit. Ich klopfte ihr beruhigend auf die Hand.
     
    »Ist schon gut, Sie sind jetzt in Sicherheit.« »Was ist passiert? Was ist passiert?« Ihr Blick fiel auf Damian, und sie fing krampfhaft an zu schluchzen.
     
    Am Rand der Tanzfläche erschien Jean-Claude. »Sie haben nichts zu befürchten, schöne Dame.« Er glitt auf uns zu. Sie fing an zu kreischen. »Wir werden Ihnen nichts tun«, sagte er. »Ich verspreche es Ihnen. Wie heißen Sie?«
     
    Sie kreischte weiter. Sie war größer als ich, aber ich nahm ihr Gesicht in beide Hände, zwang sie, mich anzusehen. »Wie heißen sie?« »Karen«, hauchte sie, »ich heiße Karen.« »Wir werden jetzt

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