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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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reicht«, sagte er.
     
    »Zwei Dinge, Detective. Erstens könnte sie die Handschellen jederzeit aufreißen, wenn sie wollte. Zweitens hätten Sie sie längst gehen lassen, wenn sie eine normale Frau wäre.«
     
    »Das ist nicht wahr.«
     
    Ich sah ihn an. Er versuchte, mich niederzustarren, aber dann sah er als Erster weg. Während er einen Fleck über meinem Kopf fixierte, sagte er: »Der Mann liegt im Sterben. Wenn ich sie gehen lasse, könnte sie abhauen.«
     
    »Abhauen? Weswegen? Sie sah, wie jemand einem Polizisten den Kopf wegpusten wollte, und hat einen bewaffneten Mann überwältigt, um den Polizisten zu retten. Sie hat den Bewaffneten nicht aufgeschlitzt, sie hat ihn an die Wand geworfen. Glauben Sie mir, Detective, wenn sie ihn hätte töten wollen, hätte sie gründlichere Arbeit geleistet. Stattdessen hat sie ihr Leben riskiert, um einen Ihrer Kollegen zu retten.«
     
    »Sie hat gar nichts riskiert. Kugeln können einem Lykanthropen nichts anhaben.«
     
    »Silberkugeln schon. Sie wirken bei ihnen wie gewöhnliche Munition. Bei sämtlichen untersuchten Anschlägen wurden heute Silberkugeln verwendet, Padgett. Lorraine hätte getötet werden können, aber sie hat nicht gezögert. Wenn sie gezögert hätte, hätten wir jetzt einen toten Polizisten auf dem Hals. Wie viele Bürger würden ihr Leben für einen Polizisten riskieren?«
     
    Endlich sah er mich an, aber so zornig, dass seine Augen zwei Blautöne dunkler geworden waren. »Sie haben recht.« »Wirklich?« Er nickte. »Ja.« Er trat zu den beiden Uniformierten und dem schluchzenden Werwolf. »Lösen Sie ihr die Handschellen.« Murdock sagte: »Sir?«
     
    »Tun Sie es, Murdock«, befahl Padgett.
     
    Murdock fragte nicht noch mal nach, er kniete sich vor Lorraine und schloss die Handschellen auf. Sein Partner öffnete den Riegel an seinem Holster und ging zwei große Schritte rückwärts. Ich ließ ihn. Wir hatten gesiegt, streiten war nicht mehr nötig.
     
    Sowie ihre Hände frei waren, warf sich Lorraine auf mich. Ich wusste, dass sie mir nichts wollte, aber ich hörte, wie auf dem Gang die Waffen gezogen wurden. Ich hob die Stimme und sagte: »Alles in Ordnung, Jungs. Sie ist okay. Beruhigt euch.«
     
    Lorraine sank auf die Knie, schlang die Arme um meine Beine und schluchzte aus vollem Hals, laut und nass. Ich streckte beruhigend die Arme aus. Teddy stand auf, und die Hälfte der Waffen richteten sich auf ihn. Die Situation stand kurz vor dem Umkippen.
     
    »Padgett, halten Sie Ihre Männer zurück.« Ich drehte den Kopf zu ihm und sah, dass er auf Teddy zielte. Scheiße. »Padgett, stecken Sie die Waffe weg, dann werden sie Ihnen folgen.« »Er soll sich hinsetzen«, sagte Padgett mit sicherer Stimme und sehr ernst.
     
    »Teddy«, sagte ich leise, »setz dich hin, ganz langsam, keine ruckartigen Bewegungen.« »Ich habe nichts verbrochen«, sagte er. »Ist egal, tu es einfach, bitte.«
     
    Er setzte sich unter den wachsamen Blicken von einem halben Dutzend Schützen. Er legte seine großen Hände auf die Knie und zeigte damit, dass er keine Waffe in den Fingern hielt. Als hätte er Übung darin, einen harmlosen Eindruck zu machen.
     
    »Jetzt stecken Sie Ihre Waffe weg, Detective«, bat ich.
     
    Padgett sah mich eine Sekunde lang an. Ich dachte schon, er würde sich weigern. Ich blickte in diese riesigen blauen Augen und sah etwas Gefährliches: eine abgrundtiefe Angst, die von ihm verlangte, dass er vernichtete, wovor er sich fürchtete. Er steckte die Waffe weg, aber der eine Moment der Blöße war genug gewesen. Ich würde mit Dolph reden und überprüfen, ob Padgett irgendwelche Gestaltwandler auf dem Gewissen hatte. Ich hätte glatt darauf gewettet. Von einer Anklage entlastet hieß nicht immer unschuldig.
     
    Ich strich Lorraine über den Kopf. »Ist ja gut. Alles in Ordnung.« Ich musste die drei hier rausbringen. Die Guten waren eine fast so große Bedrohung wie die Bösen.
     
    Sie sah zu mir auf, mit verquollenen Augen und laufender Nase. Mit dem Weinen ist es wie mit dem Sex. Wenn man es richtig macht, sieht man nicht mehr hübsch aus. »Ich wollte ihm nichts tun«, flüsterte sie.
     
    »Ich weiß.« Ich sah den Gang rauf und runter zu den Polizisten. Manche mieden meinen Blick. Ich schüttelte den Kopf und half Lorraine auf die Beine. »Ich gehe jetzt mit den beiden in das Zimmer zu Stephen und Nathaniel, Detective Padgett. Irgendwas einzuwenden?«
     
    Er schüttelte bloß den Kopf.
     
    »Prima. Komm, Teddy.«

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