Anita Blake 07 - Dunkle Glut
haben musste wie das Weihwasser seine Haut.
Ich wollte ihm die Verletztheit nehmen, die ich da sah. Wollte ihn in den Armen halten, bis der Schmerz vergangen war. Im selben Moment begriff ich, dass das nicht mein Empfinden war. Es war Jean-Claudes. Er wollte Ashers Qual heilen. Er wollte diese furchtbare Einsamkeit beenden. Ich sah Asher durch einen Schleier von Gefühlen, die ich nie für ihn gehabt hatte, durch einen Firnis der Sehnsucht nach besseren Nächten, nach Liebe und Freude und warmen Körpern in der kalten Dunkelheit.
Ich küsste ihn hinab bis zum Kinn, bewegte mich nur über die Narben, mied sorgfältig die unversehrten Hautstellen, wie ich vorher die anderen gemieden hatte. Sein Hals war seltsamerweise unberührt geblieben. Ich küsste die Wülste auf dem Schlüsselbein. Seine Hände wurden gelöster, aber er ließ mich nicht los. Ich wand mich aus seinem Griff, während ich mit dichten Küssen an seinem Körper abwärts glitt.
Ich fuhr mit der Zunge über seinen Bauch bis zum Hosenbund. Er schauderte. Ich ging zu dem Beinschlitz an der Hüfte hinüber und machte dort weiter. Wo die Narben endeten, hörte ich auf. Ich stand wieder auf, und er musterte mich, wartete beinahe ängstlich ab, was ich als nächstes tun würde.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um nach seinem Zopf zu greifen. Von hinten wäre es leichter gewesen, aber das hätte er als Ablehnung verstanden. Ich durfte mich von den Narben nicht abwenden, auch wenn ich das gar nicht so meinte. Ich löste den Zopf. Ich trennte die Haarsträhnen auf, dann musste ich mich gegen ihn lehnen, um nicht zu schwanken, während ich mit den Fingern durch die goldenen Haare kämmte. Es hat etwas sehr Persönliches,
in bestimmten Augenblicken jemandem durch die Haare zu streichen. Ich ließ mir Zeit, genoss das Gefühl, die ungewöhnliche Farbe, die Fülle zwischen meinen Fingern. Als das Haar in Wellen um seine Schultern fiel, senkte ich mich auf die Sohlen herab. Meine Waden waren schon etwas verkrampft.
Ich legte in meinen Blick hinein, was ich sah: dass er schön war.
Asher küsste mich auf die Stirn, eine leichte Berührung. Er hielt mich einen Moment lang an sich, dann trat er zurück. »Ich kann dich nicht mit den Augen einfangen. Ohne diesen Bann oder den Bann der Leidenschaft würde ich dir nur Schmerzen bereiten. Ich kann mich an jemand anderem sättigen. Aber was ich in deinem Gesicht gesehen habe, kann mir kein anderer geben.« Er drehte den Kopf zu Jean-Claude. Für einen langen Augenblick sahen sie sich an, dann trat Asher aus dem Kreis, und ich ging zu Jean-Claude zurück.
Ich setzte mich neben ihn, strich den Rock glatt und zog die Beine unter mich. Er nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Stirn, wie Asher es getan hatte. Ich überlegte, ob er Ashers Geschmack auf meiner Haut suchte. Der Gedanke störte mich nicht. Vielleicht hätte es mich stören sollen, aber ich fragte nicht nach. Ich war nicht sicher, ob ich es wissen wollte.
Der Wanderer kam wie durch Zauberei vom Boden hoch. Plötzlich stand er aufrecht. »Ich glaube, wir könnten nicht verblüffter sein, wenn Anita einen Drachen aus der Luft beschworen hätte. Sie hat unseren Asher gezähmt, ohne dafür mit Blut zu bezahlen.« Er glitt in den freien Kreis. »Yvette ist nicht so leicht zu befriedigen.« Er lächelte sie an, während sie sich erhob. »Nicht wahr, meine Liebe?«
Sie griff im Vorbeigehen in Jasons Haare. Der fuhr zusammen, als hätte sie ihn gestochen, was sie fürchterlich lustig fand. Sie lachte noch, als sie sich mit schwingenden Röcken zu ihm herumdrehte und die Arme nach ihm ausstreckte. »Komm zu mir, Jason.«
Er zog die Glieder ein, rollte sich zu einer kleinen Kugel zusammen, dass man nur noch Arme, Ellbogen und Knie sah. Dann schüttelte er stumm den Kopf. »Du bist meine Wahl, meine ganz spezielle«, sagte Yvette. »Du bist nicht stark genug, um dich zu verweigern.«
Mir kam ein schrecklicher Gedanke. Ich war bereit zu wetten, dass Jean-Claudes Bedingungen das Verwesen auf anderen Leuten nicht abdeckten. Eine neuerliche Umarmung der fauligen Art würde Jason vielleicht nicht mit gesundem Verstand überstehen. Ich beugte mich zu Jean-Claude und fragte: »Du hast Folter doch ausgeschlossen?« »Natürlich«, sagte er.
Ich stand auf. »Sie dürfen an ihm saugen, aber nicht auf ihm verwesen.« Sie wandte mir einen kalten Blick zu. »Du hast dabei gar nichts zu sagen.« »Jean-Claude hat
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