Anita Blake 07 - Dunkle Glut
senkte die Waffe. Fernando zeigte mit ausgestrecktem Arm auf mich. »Vielleicht werde ich dich als Spielzeug bekommen.«
»Angebergeschwätz, Rattenjunge. Mal sehen, ob Sie Manns genug sind, es wahr zu machen.« Ich wollte ihn provozieren, wurde mir klar. Ich wollte, dass er mich angriff. Ich wollte einen Vorwand, ihn zu töten. Nicht gut. Gar nicht gut. Ich würde mich beruhigen müssen oder wir würden alle draufgehen.
Der schwarze Leopard, der mir mit den Schultern bis zur Taille reichte, begann, auf mich zuzukriechen, mit dem Bauch am Boden und sprungbereit spielenden Muskeln. Ich schwenkte die Pistole zu ihm rüber. »Ich warne dich.« »Elizabeth«, sagte Padma.
Bei dem Namen stutzte ich. Beim hiesigen Werleopardenrudel hatte ich mal eine Elizabeth in Menschengestalt gesehen, quasi nur entfernt. Ich hatte angenommen, die beiden Leoparden gehörten zu Padmas ständiger Entourage. Wenn Elizabeth aus St. Louis kam, dann vielleicht auch der andere Leopard. Nur einer Sache konnte ich sicher sein: dass der andere weder Zane noch Nathaniel war.
Ansonsten konnte jeder in Frage kommen. Zane war nicht hier, weil er mich als Alphatier anerkannt hatte. Wenn er selbst Alphatier gewesen wäre, dann hätte ich mit meinen, Sieg über ihn sämtliche Leoparden übernommen, und keiner von ihnen wäre jetzt hier. Zumindest theoretisch. Da ich nur ein Mensch war und kein Lykanthrop, war es möglich, dass der Dompteur die Kätzchen trotzdem hatte rufen können. Allerdings hätte ich versucht, sie zu beschützen. Ich fragte mich, ob Elizabeth das ebenfalls versucht hatte.
Sie fauchte ihn und mich und jeden anderen an. Ihre Reißzähne waren elfenbeinweiß und auf kurze Entfernung höllisch beeindruckend. Aber vielleicht wäre auch ein gewöhnlicher Leopard mit einem Satz bei mir, bevor ich einen tödlichen Schuss abfeuern konnte. Großwild sollte man nicht mit Pistolen jagen.
Der Leopard schob sich eine weitere Prankenlänge vor. »Elisabeth.« Das Wort peitschte durch die Luft und brannte mir auf der Haut, dass ich aufkeuchte. Der Leopard zog kurz den Kopf zurück, als hätte er das Peitschenende gespürt. Er rollte sich am Boden und fuhr mit den Krallen durch die Luft.
»Sie hasst dich, Anita«, erklärte Padma. Sein Ton klang beiläufig, aber was immer er mit dem Werleoparden anstellte, dauerte an. Ich spürte das, denn mir kribbelte die Haut, als würden Ameisen darüber laufen. Ameisen mit glühenden Zangen in den kleinen Händen.
Ich sah Jean-Claude an, ob er es auch spürte. Sein Gesicht war ausdruckslos. Wenn er Schmerzen hatte, so war es ihm nicht anzumerken. »Hören Sie auf damit«, sagte ich. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob es so gut war, sie wissen zu lassen, dass ich es spürte.
»Sie würde dich zerreißen, wenn ich sie ließe. Du hast den Mann getötet, den sie geliebt hat, ihren Anführer. Sie hätte ihre Rache.« »Alles klar. Und jetzt lassen Sie sie in Ruhe.«
»Mitgefühl mit jemandem, der dich so sehr hasst?« Er glitt in den Raum hinein, und seine Pantoffeln berührten kaum den Boden, als würde er vom Strom seiner Macht getragen.
Ich hätte seine Vampirkräfte spüren müssen. Doch da war so gut wie nichts. Entweder wurden sie zurückgedrängt oder jemand schirmte mich ab. Ich sah noch einmal Jean-Claude an. Hatte er die Kraft, uns in dieser Lage zu schützen? Hatte ihm das Triumvirat so sehr genützt? Seine Miene verriet nichts, und ich wagte nicht zu fragen, nicht im Beisein des Dompteurs.
Der Leopard lag auf der Seite und atmete schwer. Er beobachtete mich mit seinen hellgrünen Augen und sah dabei nicht freundlich aus.
»Als ich die Leoparden gerufen habe«, sagte Padma, »wollte Elizabeth mit mir-handeln. Sie haben kein Alphatier, und trotzdem versuchte sie, mir etwas abzuringen. Sie würde die Leoparden kampflos hierher bringen, wie ich es verlangte, wenn sie dich dafür töten dürfte. Wenn ich ihr quasi dazu verhelfen würde.« Der Dompteur machte eine Handbewegung nach hinten, und eine kleine, schlanke Frau trat an seine Seite. Sie musste im Gang auf diese Geste gewartet haben. Wie ein gehorsamer Hund. Bis auf das Halsband, das bestimmt fünf Pfund wog und von Diamanten loderte, war sie nackt. Ihre Haut hatte diesen zarten dunkleren Ton, Afroamerikaner via Irland. Ihr Gesicht war voller Blutergüsse, und violette Flecke reihten sich am Körper aneinander. Sie war eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte, selbst mit
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