Anita Blake 07 - Dunkle Glut
hereinkam. Ich hielt den Blick auf seinen Sohn gerichtet. Immer ein Monster nach dem andern.
Jean-Claude ließ meinen Arm los. Er stellte sich seitlich hinter mich, wo er mir nicht in die Schusslinie geraten konnte. »Sei gegrüßt, Dompteur. Willkommen in meinem Hause.«
»Sei gegrüßt, Jean-Claude, Meister dieser Stadt. Deine Gastfreundlichkeit übertrifft meine kühnsten Erwartungen.« Dann lachte er, aber ein ganz normales Lachen. Es klang theatralisch und ärgerlich, sogar unheilvoll, machte mir aber keine Gänsehaut.
»Sagen Sie ihm, er soll Hannah loslassen«, verlangte ich. »Du musst Jean-Claudes menschlicher Diener sein, Anita Blake.« »Genau, nett Sie kennenzulernen. Jetzt sagen Sie ihrem Sohn, er soll unseren Vampir loslassen, sonst verpasse ich ihm ein großes Loch.« »Das wirst du nicht wagen.«
Jetzt lachte ich, kurz, trocken und nicht sehr fröhlich. »Ihr Sohn hat fast das Gleiche behauptet. Sie liegen beide falsch.« »Wenn du meinen Sohn tötest, werde ich dich töten. Ich werde euch alle töten.« »Schön. Und wenn er sie nicht loslässt, was wird er dann mit ihr machen?«
Fernando lachte, aber es kam leise und zischelnd. Das genügte. Irgendwo in diesem hübschen Körper warteten ein schwarzes Fell und zwei große Knopfaugen. Eine Werratte. »Ich werde sie vernaschen, weil der Wanderer es verboten hat und mein Vater sie mir geschenkt hat.«
»Nein«, schaltete Willie sich ein. Er wollte auf ihn los, aber Jean-Claude hielt ihn zurück. »Nein, Willie, das ist nicht dein Kampf.«
Fernando schob Hannah die Hand zwischen die Beine. Jean-Claude verhinderte, dass Willie sich auf den Gestaltwandler stürzte.
»Meister, hilf mir«, flehte Hannah. »Er kann dir nicht helfen, Kind«, sagte Padma. »Er kann keinem von euch helfen.«
Ich zielte zwei Fingerbreit an Fernandos Kopf vorbei. Der Schuss hallte durch den hohen Raum. Die Kugel biss sich in die Steinwand. Alle waren erstarrt.
»Die nächste Kugel geht in Fernandos Schädel.« »Das wagst du nicht«, sagte Padma. »Sie wiederholen sich. Lassen Sie uns eines klarstellen, Dompteur: Fernando wird Hannah nicht vergewaltigen. Auf keinen Fall. Eher töte ich ihn.« »Dann töte ich dich«, erwiderte Padma.
»Gut, aber das macht Ihren Sohn nicht wieder lebendig, oder?« Ich ließ den Atem ausströmen und fühlte die Ruhe in mir wachsen. »Entscheiden Sie sich, Tierbändiger.«
»Ich bin der Dompteur«, beharrte er. »Und wenn Sie der Weihnachtsmann wären: Er lässt sie los oder er stirbt.« »Jean-Claude, zügle deine Dienerin.« »Zügle du sie, Padma, und tu dir keinen Zwang an. Aber sei vorsichtig. Anita blufft nie. Sie wird deinen Sohn töten.«
»Treffen Sie eine Entscheidung«, sagte ich leise und wiederholte es noch ein paar Mal. Ich wollte ihn erschießen. Dringend. Und ich wusste genau, wenn ich es jetzt nicht täte, würde ich es später tun müssen. Er war zu arrogant, um es sein zu lassen, zu machtverliebt, um Hannah zu verschonen, und er sollte sie nicht haben. Das war eine Grenze, die er nicht ungestraft überschreiten durfte.
»Lass sie los, Fernando«, forderte Padma. »Vater.« Der junge Mann klang schockiert. »Sie wird abdrücken, Fernando. Sie will abdrücken. Stimmt das, Anita?« »Ja, ganz genau.« »Silberkugeln, nehme ich an«, sagte Padma.
»Ich gehe nie ohne aus dem Haus.« »Lass sie los, Fernando. Selbst ich kann dich nicht vor einer Silberkugel bewahren.« »Nein, sie gehört mir. Du hast es versprochen.« »Sie sollten auf Ihren Vater hören, Fernando.«
»Du willst dich mir widersetzen, mein Sohn?« Padma schlug einen Ton an, bei dem ein Schwall Wärme durch den Raum rauschte. Aufkeimender Ärger. Ich spürte etwas über meine Haut gleiten, einen Rückstrom von Kräften, aber nicht von Vampirkräften, nicht ganz. Er versuchte nicht, Jean-Claude zu unterdrücken. Es fühlte sich nach wärmerem Blut an, nach einem elektrisierenden Geplänkel, das Lykanthrop bedeutete. Was eigentlich nicht möglich war. Ein Vampir konnte kein Lykanthrop sein und umgekehrt.
Fernando krümmte sich, klammerte sich an Hannah wie an eine Puppe, versteckte das Gesicht in ihren blonden Haaren. »Nein, Vater, ich würde mich dir niemals widersetzen.« »Dann tu, was ich dir sage.«
Fernando schleuderte Hannah von sich. Sie kroch zu Willie. Der nahm sie in die Arme, betastete ihre blutigen Stellen und wischte ihr mit seinem Taschentuch das Gesicht ab.
Ich
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