Anita Blake 07 - Dunkle Glut
welcher Reaktion der Scherz zu beenden war, hätten sie sie gekriegt. Bisher hatte ich sie ignoriert oder nach Hause getragen. Dadurch hatte es nicht aufgehört. Eigentlich schien es sogar schlimmer zu werden. Ich ahnte, dass sie die Sache einem großen Höhepunkt entgegen trieben. Wie der aussehen sollte, war mir schleierhaft, und ich war mir auch nicht sicher, ob ich ihn überhaupt erleben wollte.
»Freut mich, dass hier um drei Uhr früh alle so energisch arbeiten.« »Keine Mühe zu groß, keine Stunde zu spät«, sagte Zerbrowski. »Wo ist Dolph?« »Im Verhörraum mit unserem Opfer.«
Er sagte das so merkwürdig, dass ich ihn ansah. »Dolph, nannte sie am Telefon das >vermutliche< Opfer. Warum, glaubt ihr keiner?«
Er lächelte. »Dolph wird sauer, wenn ich ihm vorgreife.« Er winkte mit dem Zeigefinger. »Komm, kleines Mädchen. Wir haben da jemanden, den wir dir zeigen wollen.« Ich sah ihn böse an. »Wenn das irgendein blöder Scherz ist, werde ich sauer.« Er hielt mir die Tür auf. »Haben wir Ihren Abend mit Graf Dracula gestört?« »Das geht Sie einen Dreck an.«
Ein Chor von »Ohs« erhob sich im Büro. Ich stelzte durch die Tür, während alle hinter mir herriefen. Einige Vorschläge waren grob, einer physisch unmöglich, selbst für einen Vampir. Sexuelle Belästigung und harmlose Männerscherze liegen oft dicht beieinander.
Ich warf noch einen Blick über die Schulter und sagte: »Ihr seid bloß neidisch.« Dafür erntete ich noch mehr Pfiffe.
Zerbrowski erwartete mich an der Treppe. »Ich weiß nicht, ob ich mehr Bein zu sehen kriege, wenn ich vor Ihnen gehe und mich umdrehe oder wenn ich hinter Ihnen gehe. Ich glaube, vor Ihnen.«
»Wenn Sie es zu weit treiben, Zerbrowski, verpetze ich Sie bei Katie.« »Sie weiß, dass ich ein Lustmolch bin.« Er ging rückwärts die Treppe runter. Ich folgte ihm und ließ das Kleid Kleid sein. Wenn man Schlitze bis fast an die Hüfte trägt, und sei es auch nur, um schnell an die Pistole heranzukommen, dann sollte man sich mit den Blicken der Männer abfinden oder etwas anderes anziehen. »Wie haben Sie Katie je dazu bringen können, sich mit Ihnen zu verabreden, vom Heiraten ganz zu schweigen.«
»Ich habe sie betrunken gemacht.« Ich musste lachen. »Wenn ich das nächste Mal zum Essen eingeladen bin, werde ich sie fragen.« Er grinste. »Sie wird Ihnen irgendeine romantische Lügengeschichte auftischen. Glauben Sie ihr nicht.« Er blieb vor dem ersten Verhörzimmer stehen und klopfte leise.
Dolph zog die Tür auf. Er füllte die Öffnung komplett aus. Er ist nicht nur groß, er ist massig wie ein Ringer. Sein Schlips war perfekt geknotet, der weiße gestärkte Kragen saß eng. Die graue Anzughose hatte eine makellose Bügelfalte. Sein einziges Zugeständnis an die Uhrzeit waren die Hemdsärmel. Er war ohne Jackett. Die Male, wo ich Dolph im Hemd gesehen hatte, konnte ich an einer Hand abzählen.
Alle Polizisten legen sich ein gelangweiltes oder ausdrucksloses, manche sogar ein leicht amüsiertes Gesicht zu. Jedenfalls haben sie alle irgendwann eine Miene perfektioniert, die nichts verrät. Sie haben eine Leere im Blick, die alle Geheimnisse wahrt. Dolph setzte immer ein ausdrucksloses Gesicht auf, wenn er Verdächtige vernahm. Diesmal sah er wütend aus. Ich hatte nie erlebt, dass er bei einem Verhör so offensichtlich sauer war.
»Was ist los?«, fragte ich.
Er schloss die Tür hinter sich und trat auf den Flur hinaus. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, warum mich dieser Fall so ärgert.« »Erzählen Sie«, bat ich.
Sein Blick fiel wie zufällig auf mein Kleid. Sein finsteres Gesicht glättete sich in Richtung eines Lächelns. »Da hat jemand einen schlechten Einfluss auf Ihre Garderobe.«
Ich sah ihn böse an. »Ich trage ein Hüftholster, klar. Bei den hohen Schlitzen komme ich leichter daran.« Zerbrowski hätte ich auf keinen Fall eine Erklärung gegeben, aber bei Dolph...
»Oho«, machte Zerbrowski. »Zeigen Sie mal, zeigen Sie mal her.« Dolphs Lächeln wurde so breit, dass seine Augen strahlten. »Dann ist es wenigstens für eine gute Sache, dass Sie so viel Bein zeigen.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Sitzt da drinnen wirklich ein Verdächtiger oder haben Sie mich nur herbestellt, um mich auf den Arm zu nehmen?«
Sein Lächeln verblasste, und der wütende Blick kam zurück. »Sie ist nicht der Verdächtige, Sie ist das Opfer. Ich weiß, Sie
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