Anita Blake 07 - Dunkle Glut
anderen könnten einverstanden sein. Ich werde mein Bestes tun innerhalb der festgesteckten Grenzen.«
»Keine Vergewaltigung, keine Verstümmelung, keine Geiseln - bleibt dir da wirklich noch Spielraum?«
»Wenn wir das Ganze überlebt haben, ma petite, und der Rat abgereist ist, werde ich dir ein paar Geschichten von meiner Zeit bei Hof erzählen. Ich habe Schauspiele erlebt, die dir nur vom Hören Alpträume bereiten würden.«
»Schön zu wissen, dass du glaubst, wir überleben.«
»Ich bin optimistisch, ja.«
»Aber nicht sicher.«
»Nichts ist sicher, ma petite, nicht einmal der Tod.«
Da hatte er recht. Mein Piepser meldete sich. Ich fuhr erschrocken zusammen. Nervös? Wer? Ich? »Alles in Ordnung, ma petite?« »Das war mein Piepser«, sagte ich. Ich sah mir die Nummer an. Es war Dolph. »Die Polizei. Ich muss zurückrufen.«
»Ich werde mit dem Rat verhandeln, ma petite. Wenn sie zu viel verlangen, werde ich deine Leoparden lassen, wo sie sind.«
»Jetzt wo Padma glaubt, dass Vivian zu mir gehört, wird er sie töten. Vielleicht hätte er sie sowieso umgebracht, aber dann eher zufällig. Wenn wir sie nicht rausholen können, wird er es mit Absicht tun.«
»Eine Begegnung mit ihm und du bist dir dessen so sicher?« »Glaubst du, dass ich mich irre?«, fragte ich. »Nein, ma petite, ich glaube, du hast recht.« »Hol sie da raus, Jean-Claude. Zu den bestmöglichen Bedingungen.«
»Habe ich die Erlaubnis, in deinem Namen zu sprechen?« »Ja.« Mein Piepser meldete sich zum zweiten Mal. Dolph. Ungeduldig wie immer. »Ich muss auflegen, Jean-Claude.«
»Gut, ma petite. Dann werde ich für uns verhandeln.« »Tu das«, sagte ich. »Warte ...« »Ja, ma petite.« »Du gehst doch nicht persönlich zum Zirkus zurück, oder? Ich will nicht, dass du mit denen allein bist.« »Ich werde anrufen, wenn dir das lieber ist.« »Ja, das ist mir lieber.«
»Du traust ihnen nicht.« »Kaum.« »Du bist sehr klug für dein Alter«, fand er. »Sehr misstrauisch, meinst du wohl.« »Auch das, ma petite. Und wenn sie am Telefon nicht verhandeln wollen?«
»Dann lass es sein.« »Du hast doch gesagt, du willst dein Leben riskieren, ma petite.«
»Aber nicht, dass ich deins riskieren will.« »Ah«, sagte er. »Je t'aime, ma petite.« »Ich liebe dich auch.« Er legte auf, und ich wählte Dolphs Nummer. Da konnte ich wenigstens auf ganz normale Polizeiarbeit hoffen. Ja, klar doch.
23
Bis ich im »Landhaus der toten Seelen« ankam, war das Opfer schon ins Krankenhaus gebracht worden. Von den neueren Vampirschuppen war dieser mein Favorit. Es lag weit weg vom Vampirviertel. Das nächste Vampirlokal lag etliche Blocks entfernt. Wenn man durch die Tür kam, stand man vor dem Filmplakat zu »Landhaus der toten Seelen« aus den Siebzigern, und Oli ver Reed und Bette Davis schauten auf einen herab. In der Bar stand eine lebensgroße Wachspuppe von Christopher Lee als Dracula. Es gab eine Wand mit gerahmten Karikaturen der Horrorstars aus den Sechzigern und Siebzigern. Sie hingen vom Boden bis zur Decke und nicht ein Tisch verstellte den Blick darauf. Es kam oft vor, dass sich die Gäste davor drängten und zu erkennen versuchten, wer wer sein könnte. Wer bis Mitternacht die meisten Treffer landete, gewann ein Essen für zwei Personen.
Der Laden war ziemlich trashig. Ein paar Kellner waren echte Vampire, die anderen taten nur so. Für einige gehörte es einfach zum Job, die spezialisierten sich auf billige Plastikzähne und Witze. Andere nahmen es sehr ernst, ließen sich vom Zahnarzt die Eckzähne verlängern und gaben sich eifrig Mühe, echt zu wirken. Andere Kellner oder Kellnerinnen waren als Mumien, Wolfsmenschen oder Frankensteins Monster verkleidet. Soweit ich wusste, waren die Vampire die einzigen Monster dort. Wenn ein Gestaltwandler an die Öffentlichkeit treten wollte, konnte er in exotischeren Lokalen mehr Geld verdienen.
Der Laden war immer gerammelt voll. Mir war nicht ganz klar, ob es Jean-Claude leidtat, dass er nicht als Erster die Idee gehabt hatte, oder ob er einfach nur peinlich berührt war. Er fand den Laden ein bisschen declasse. Mir gefiel er. Von der Gruselmusik bis zum Bela-Lugosi-Burger, der extra blutig kam, wenn man ihn nicht anders bestellte. Bela Lugosi war bei der Dekoration, die sich auf Sechziger und Siebzigerjahre-Filme beschränkte, eine der wenigen Ausnahmen. Aber man konnte schließlich kein
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