Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
Schritten auf meine Tür zu. Er rauschte an wie ein wütender Sturm.
     
    Ich sicherte die Pistole, steckte sie aber nicht weg. Er war wütend. Ich konnte es spüren. Ich hatte ihn schon ein schweres Eichendoppelbett durchs Zimmer schleudern sehen, als wäre es gar nichts. Ich behielt die Waffe in der Hand, nur für alle Fälle. Das gefiel mir nicht, aber das moralische Dilemma war nicht so groß, dass ich auf sie verzichten wollte. Ich drückte auf den Lichtschalter. Ich blinzelte gegen die Helligkeit an und bekam einen harten Kloß im Magen. Ich wollte ihn nicht sehen. Seit der Nacht, wo ich zum ersten Mal mit Jean-Claude geschlafen hatte, wusste ich nicht mehr, was ich mit ihm reden sollte. Das war die Nacht gewesen, in der ich vor Richard davongerannt war, vor dem, was er in Vollmondnächten war, vor dem Anblick seiner tierischen Hälfte.
     
    Ich tappte barfuß zum Stuhl und klaubte meine Sachen auf. Als ich sein Rasierwasser roch, zappelte ich mich gerade in den trägerlosen BH hinein, während die Pistole neben mir auf dem Bett lag. Ich spürte den plötzlichen Luftzug unter der Tür und wusste, es war sein Körper, der ihn verursachte. Sein Rasierwasser war gar nicht so kräftig. Ich hätte es eigentlich nicht riechen dürfen. Plötzlich war mir klar, als hätte es mir einer ins Ohr geflüstert, dass Richard mich durch die Tür witterte und dass er wusste, ich trug für Jean-Claude mein Parfüm von Oscar de la Renta.
     
    Ich spürte, wie er die Fingerspitzen an die Tür legte, um sie aufzudrücken, und tief die Luft mit meinem Geruch einsog. Was zum Teufel war da los? Wir waren seit zwei Monaten aneinander gebunden, und noch nie hatte ich so etwas spüren können, weder bei Richard, noch bei Jean-Claude.
     
    »Anita, ich muss mit dir reden.« Richards schmerzhaft vertraute Stimme. Sein Zorn war ihm anzuhören, die Luft zitterte wie bei einem Donnerschlag. »Ich ziehe mich an«, sagte ich. Ich hörte ihn auf und ab laufen. »Ich weiß. Ich kann dich spüren. Was passiert mit uns?«
     
    Eine sehr interessante Frage, und ich überlegte, ob er meine Hände spüren konnte, wie ich seine an der Tür gespürt hatte. »Wir sind uns in der Morgendämmerung lange nicht mehr so nahe gewesen. Jean-Claude ist nicht hier, um als Puffer zu dienen.« Ich hoffte, das wäre die Erklärung. Die einzige Alternative, die mir noch einfiel, war, dass der Rat unsere Zeichen manipulierte, aber das glaubte ich eigentlich nicht. Allerdings konnten wir erst sicher sein, wenn wir Jean-Claude gefragt hatten. Verdammt.
     
    Richard versuchte, die Klinke runterzudrücken. »Wieso brauchst du denn so lange?«
     
    »Ich bin fast fertig«, antwortete ich. Ich streifte mir das Kleid über. Es war so leicht anzuziehen wie kein anderes Kleidungsstück. Die Schuhe waren mir ohne Strumpfhose zu unbequem, aber barfuß käme ich mir unvorbereitet vor. Ich kann es nicht erklären, aber in Schuhen fühle ich mich besser. Ich rückte den Stuhl weg und schloss auf. Dann wich ich ziemlich hastig bis an die Wand zurück. Die Hände hielt ich hinter dem Rücken wegen der Pistole. Ich glaubte nicht, dass er mir etwas tun würde, aber so hatte ich ihn noch nie spüren können. Sein Zorn brannte mir im ganzen Unterleib.
     
    Er öffnete behutsam die Tür, als müsste er sich jede Bewegung gut überlegen. Seine Selbstbeherrschung war eine bebende Grenze zwischen seinem Zorn und mir.
     
    Er war einsfünfundachtzig groß, breitschultrig, hatte hohe Wangenknochen und einen breiten weichen Mund. Er hatte ein Grübchen am Kinn und sah entschieden zu gut aus. Seine Augen hatten ein perfektes Schokoladenbraun, nur die Qual darin war neu. Seine Haare fielen ihm in dicken Wellen um die Schultern, und in dem Braun leuchteten so viele Gold- und Kupfertöne, dass man eigentlich eine neue Farbbezeichnung gebraucht hätte. Braun ist ein langweiliges Wort, und seine Haarfarbe war nicht langweilig. Ich hatte immer so gern mit den Fingern darin gespielt und mit beiden Händen hineingegriffen, wenn wir uns küssten.
     
    Er trug ein blutrotes ärmelloses Oberteil, das seine muskulösen Schultern und Arme zur Geltung brachte. Ich wusste, dass jeder Zentimeter an ihm, auch die bekleideten, eine sanfte Bräune hatte. Aber nicht von der Sonne, sondern von Natur aus.
     
    Mir klopfte das Herz im Hals, aber nicht vor Angst. Er starrte auf mein schwarzes Kleid. Mit gewaschenem, ungeschminktem Gesicht und zerwühlten Haaren stand ich vor ihm und spürte, wie sein Körper auf mich

Weitere Kostenlose Bücher