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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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reagierte. Ich spürte es wie einen grausamen Stich. Ich musste die Augen schließen, um nicht auf seine Jeans zu schielen, wo vielleicht zu sehen war, was ich bei ihm spürte.
     
    Als ich die Augen wieder öffnete, hatte er sich nicht gerührt. Er stand nur mitten im Zimmer, hatte die Fäuste geballt und atmete ein bisschen zu schwer. Seine Augen waren wild, ein bisschen zu viel Weiß war zu sehen wie bei einem Pferd, das gleich durchgehen wird.
     
    Ich fand als Erste meine Stimme wieder. »Du wolltest mit mir reden, also rede.« Ich klang atemlos. Mir war, als würde ich Richards Herz schlagen, seine Brust atmen fühlen, als wäre es meine eigene. Solche Momente kannte ich bisher nur bei Jean-Claude. Wäre ich mit Richard noch zusammen gewesen, es hätte mich fasziniert. Aber so war es bloß verwirrend.
     
    Er ließ die Hände locker, dehnte die Finger, zwang sich, kein Faust zu machen. »Jean-Claude hat gesagt, dass er uns voreinander abschirmt, damit wir uns nicht zu nahe kommen, bis wir mit allem fertig sind. Ich habe ihm nie geglaubt, bis jetzt.«
     
    Ich nickte. »Es ist unangenehm.« Er lächelte und schüttelte den Kopf, aber das Lächeln konnte den Zorn in seinen Augen nicht vertreiben. »Unangenehm? Mehr ist es nicht für dich, Anita? Einfach nur unangenehm?« »Du spürst doch genau, was ich fühle, Richard. Du kannst dir die Frage wirklich selbst beantworten.«
     
    Er schloss die Augen und presste seine Hände vor der Brust zusammen. Er tat es, bis ihm die Arme zitterten und die Muskelstränge bis an die Schultern hervortraten.
     
    Ich merkte, wie er sich vor mir zurückzog. Obwohl das nicht im Mindesten ausdrückt, was ich dabei fühlte. Es war als baute sich eine Mauer zwischen uns auf. Er stellte Schilde auf. Das war eigentlich normal. Ich hatte schon selbst daran gedacht, es zu versuchen. Sein Anblick, das Erleben seiner Empfindungen hatte mich in einen Hormonsturm verwandelt. Es war unsagbar peinlich.
     
    Ich sah zu, wie er sich allmählich entspannte, einen Muskel nach dem anderen locker ließ, bis er die Augen aufmachte, langsam, fast schläfrig, körperlich ruhig wurde, mit sich im Frieden war. Ich war nie so gut in Meditation.
     
    Er nahm die Arme runter und sah mich an. »Besser?« Ich nickte. »Ja, danke.« Er schüttelte den Kopf. »Du brauchst mir nicht zu danken. Ich musste mich unter Kontrolle bringen, sonst wäre ich schreiend weggerannt.« So standen wir da und starrten einander an. Die Stille wurde ziemlich unbehaglich. »Was willst du, Richard?«
     
    Er stieß ein kurzes Lachen aus, das mir die Hitze ins Gesicht trieb. »Du weißt, was ich meine«, sagte ich. »Ja, ich weiß es. Du hast dich auf deinen Status als Lupa berufen, während ich weg war.« »Du meinst, ich habe Stephen beschützt?« Er nickte. »Du hattest kein Recht, gegen Sylvies ausdrückliche Anordnung zu verstoßen. Ihr hatte ich die Verantwortung übertragen, nicht dir.«
     
    »Sie hatte ihm den Schutz des Rudels entzogen. Weißt du, was das heißt?« »Besser als du«, erwiderte er. »Ohne den Schutz eines Stärkeren ist man nur Futter für andere, wie die Werleoparden, seit du Gabriel getötet hast.«
     
    Ich entfernte mich langsam von der Wand. »Wenn du mir gesagt hättest, was das für sie heißt, hätte ich ihnen geholfen, Richard.« »Tatsächlich?« Er zeigte auf die Waffe in meiner Hand. »Oder hättest du sie einfach getötet?« »Nein, das wollte Sylvie tun, nicht ich.« Aber ich stand mit der Waffe da und wusste nicht, wie ich sie auf würdevolle Weise wegstecken sollte.
     
    »Ich weiß, wie sehr du Gestaltwandler verabscheust, Anita. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass es dich kümmert, und den anderen anscheinend auch nicht, sonst hätten sie es dir gesagt. Sie alle haben geglaubt, es sei dir egal. Ich meine, wenn du jemanden ablehnen kannst, den du angeblich liebst, nur weil er sich einmal im Monat in ein Monster verwandelt, welchen Stellenwert sollten dann Fremde für dich haben?«
     
    Er war mit Absicht gemein. Ich hatte noch nie erlebt, dass er etwas sagte, nur um einem das Messer noch ein bisschen tiefer in die Wunde zu treiben. Es war erbärmlich, und das sah ihm überhaupt nicht ähnlich.
     
    »Du kennst mich eigentlich besser«, sagte ich.
     
    »Ach ja?« Er setzte sich auf das Bett, packte die Decke mit beiden Fäusten und hob sie an sein Gesicht. Er atmete tief und lange ein. Dabei beobachtete er mich mit wütendem Blick. »Dein Geruch wirkt noch immer wie eine Droge auf

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