Anita Blake 07 - Dunkle Glut
das dritte Zeichen mit sich brachte. Er schirmte sogar Richard davor ab. Von uns dreien kannte sich Jean-Claude eben am besten damit aus, er wusste, wie die Zeichen einzusetzen waren und wie nicht und was sie wirklich bedeuteten. Ich lief seit Monaten damit herum und hatte noch nicht allzu viele Fragen gestellt. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob ich es so genau wissen wollte. Auch Richard schien sich zu sträuben. Jean-Claude war anscheinend geduldig mit uns, wie ein Vater mit einem zurückgebliebenen Kind.
Cherry lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme über der Brust. Unter der Lederjacke war sie nackt. Ihr Blick war misstrauisch, als wäre sie schon zu oft und zu sehr enttäuscht worden.
»Du willst sie holen gehen. Warum?« Zane saß neben ihren Beinen an der Wand. »Weil sie unser Alpha ist.«
Cherry schüttelte den Kopf. »Wozu sollte man sein Leben für zwei Leute riskieren, die man gar nicht kennt? Ich habe deine Dominanz anerkannt, weil ich da raus wollte. aber ich bin nicht davon überzeugt. Warum willst du du wieder reingehen?«
Ich wusste nicht, wie ich das erklären sollte. »Sie erwarten von mir, dass ich sie rette.« »Und?«, fragte sie. »Darum werde ich es versuchen.« »Warum?«
Ich seufzte. »Weil ... weil ich immer an Vivians flehenden Blick und ihre Blutergüsse denken muss. Weil Gregory geweint hat, ihr sollt ihn nicht zurücklassen. Weil Padma ihnen jetzt Schlimmeres antun wird als vorher, denn er denkt, dass er mich damit trifft.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich suche mir jetzt für ein paar Stunden ein Bett. Ich schlage vor, dass ihr das Gleiche tut. Aber ihr müsst mich nicht begleiten. Die Sache ist absolut freiwillig.«
»Ich will nicht wieder zurück«, erwiderte Cherry. »Dann bleib hier«, sagte ich. »Ich komme mit«, sagte Zane. Ich musste lächeln. »Das habe ich fast geahnt.«
26
Ich lag in dem schmalen Krankenhausbett in einem der zusätzlichen Zimmer. Das Abendkleid lag zusammengefaltet auf dem einzigen Stuhl. Der stand mit der Rückenlehne unter der Klinke verkeilt. Das würde niemanden aufhalten, der ernsthaft entschlossen war, aber ich hätte ein paar Sekunden, um zu zielen. Ich hatte geduscht und die blutgetränkte Strumpfhose weggeworfen. Ich trug nur meinen Slip. Es gab nicht einmal ein Krankenhaushemd für mich. So sank ich in den Schlaf in einem fremden Bett mit der Decke an den nackten Brüsten und der Firestar unter dem Kopfkissen. Die Maschinenpistole lag unter dem Bett. Ich glaubte nicht, dass ich sie brauchen würde, aber wo sollte ich sie sonst verstecken?
Ich träumte. Etwas von einem verlassenen Haus und ich auf der Suche nach ein paar jungen Kätzchen. Die Kätzchen schrien, und da waren Schlangen im Dunkeln, die Kätzchen fraßen. Man brauchte nicht Freud zu heißen. um den Traum richtig zu deuten. In dem Moment, wo ich klar dachte, dass es nur ein Traum war und was er bedeutete, zerfiel er, und ich wachte im Dunkeln auf. Ich starrte an die Decke. Ich hatte mir das Laken weggestrampelt Und war halb entblößt.
Ich hatte Herzklopfen. Es war, als hätte ich im Schlaf ein Wettrennen gemacht. Ich hatte Schweiß unter der Brust. Irgendetwas stimmte nicht.
Ich zog die Decke über mich, als ich mich aufsetzte, obwohl mir nicht kalt war. Als Kind hatte ich immer geglaubt, dass die Monster im Schrank und unter dem Bett mich nicht kriegen könnten, solange ich zugedeckt war. Nach einem Albtraum griff ich noch immer zur Bettdecke, egal wie warm es war. Natürlich war das ein Untergeschoss mit Klimaanlage. Es war nicht heiß im Zimmer. Wieso kam ich mir dann beinahe fiebrig vor?
Ich griff unters Kopfkissen und nahm die Firestar. Damit fühlte ich mich schon besser. Wenn mir nur unheimlich war, weil ich geträumt hatte, würde ich mir albern vorkommen.
Ich saß in der Dunkelheit und horchte angestrengt. Ich wollte das Licht noch nicht einschalten. Wenn draußen auf dem Flur jemand war, würde er das Licht unter der Tür sehen. Wenn er mich im Dunkeln überfallen wollte, sollte er nicht merken, dass ich wach war. Noch nicht.
Ich spürte, dass jemand auf dem Flur zu mir wollte, spürte einen Energiewirbel, eine Hitze, die sich meinen Körper entlang tastete wie eine Hand. Es war wie kurz vor einem Gewittersturm, und prickelnde Spannung lastete tonnenschwer auf dem Raum. Ich entsicherte die Pistole und wusste plötzlich, wer sich näherte. Es war Richard. Richard kam mit großen
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