Anita Blake 07 - Dunkle Glut
aus. »Er hat es dir nicht gesagt?«, fragte Richard. »Nein.« Wir sahen uns stumm an. »Du darfst ihm nicht trauen, Anita, das weißt du.« »Du hast dir doch das erste Zeichen freiwillig aufdrücken lassen. Was ich getan habe, Richard, war nur, um euch das Leben zu retten, euch beiden. Wenn du wirklich glauben würdest, dass er so wenig vertrauenswürdig ist, warum hast du uns beide dann an ihn gebunden?«
Richard sah weg und sagte sehr leise: »Ich wusste nicht, dass ich dich verlieren würde.« »Geh und warte draußen, Richard.« »Wieso?« »Ich will mich fertig anziehen.«
Sein Blick wanderte zu meinen nackten Beinen, die unter dem schwarzen Kleid sehr weiß aussahen. »Die Strumpfhose«, sagte er. »Eigentlich mein neues Holster«, korrigierte ich. »Die Strumpfhose habe ich schon ruiniert. Bitte geh jetzt nach draußen.«
Er tat es. Er machte nicht mal eine schneidende Bemerkung. Das war eine Verbesserung. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte ich mich aufs Bett. Ich wollte nicht. Wegen der Leoparden wieder da reinzugehen war eine schlechte Idee gewesen. Mit Richard da reinzugehen war noch schlechter. Aber wir würden es tun. Ich konnte ihm nicht befehlen, zu Hause zu bleiben. Außerdem brauchte ich die Verstärkung. Egal wie schmerzvoll seine Gegenwart für mich sein würde, er war einer der machtvollsten Gestaltwandler, die mir je begegnet waren. Würde nicht sein moralisches Gewissen in der Größe von Rhode Island ihn behindern, so wäre er sehr gefährlich. Marcus hätte wahrscheinlich gesagt, dass Richard auch so schon ziemlich gefährlich war. Da musste ich ihm recht geben.
27
Richard fuhr mit seinem Allrad zum Zirkus. Ich saß neben ihm, aber in gewisser Weise war ich gar nicht vorhanden. Er sah mich kein einziges Mal an und sagte kein Wort. Doch die Anspannung seines Körpers sagte genug. Er wusste, dass ich da war.
Cherry und Zane saßen auf dem Rücksitz. Ich war verblüfft gewesen, als Cherry in den Wagen glitt. Ihre Augen leuchteten weiß, die Lider flatterten wie bei einem nervösen Tick. Sie sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Zane war wie immer, lächelte, seine Augen gaben nichts preis. Wie immer?. Das war wirklich lustig. Ich kannte ihn seit kaum vierundzwanzig Stunden. Ich konnte gar nicht beurteilen, ob er war wie immer.
Cherry war im Sitz versunken und hielt sich an sich selbst fest. Sie rollte sich immer mehr ein. Sie kannte ich noch kürzer, aber ihr Benehmen war auf keinen Fall normal.
Ich drehte mich um und fragte: »Was hast du, Cherry?«
Sie drehte die Augen zu mir, dann machte sie sie fest zu. Sie schüttelte den Kopf und kauerte sich noch mehr zusammen. Sie hatte einen frischen Bluterguss an der Wange. Sie könnte ihn auch schon vorher gehabt haben, ich war mir nicht sicher.
»Zane, was hat sie?« »Sie hat Angst«, antwortete er. Er klang neutral, sah aber ein bisschen verärgert aus. »Ich hatte ihr gesagt, dass die Sache absolut freiwillig ist. Sie brauchte nicht mitzukommen.« »Sag das Mr Macho«, erwiderte er und starrte auf Richards Hinterkopf. Ich drehte mich so weit nach vorn, bis ich ihn im Profil sah. Er weigerte sich, mich anzusehen. »Was ist los, Richard?« »Sie kommt mit«, sagte er äußerst ruhig. »Warum?« »Weil ich es gesagt habe.« »So ein Scheiß.«
Darauf sah er mich doch an. Es hatte wohl ein gelassener Blick werden sollen, er sah aber sehr wütend aus. »Du bist meine Lupa, ich bin Ulfric. Mein Wort ist Gesetz.« »Komm mir jetzt nicht damit. Du kannst sie nicht dazu zwingen, nur weil du auf mich sauer bist.«
Ich sah seine Kinnmuskeln arbeiten, er biss sichtlich die Zähne zusammen. »Sie haben ihre Leute im Stich gelassen. Jetzt werden sie das wiedergutmachen.« Er redete noch immer ruhig, leise und bedächtig, als würde er andernfalls die Beherrschung verlieren. Er redete wie einer, der eigentlich brüllen will.
»Sieh sie dir an, Richard. Sie wird mehr als nutzlos sein. Mit ihr haben wir bloß einen mehr zu beschützen.« Er schüttelte den Kopf. »Man lässt niemanden zurück. egal aus welchem Grund. So ist das Gesetz.« »Rudelgesetz, aber sie gehört nicht zum Rudel.« »Solange du nicht aufhörst, meine Lupa zu sein, Anita, gehört jeder zu mir, der zu dir gehört.« »Du arroganter Wichser.«
Er lächelte, aber eigentlich war es mehr ein Zähnefletschen, mehr Fauchen als Lachen. »Irgendetwas muss man ja tun, um sich abzureagieren
Es
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